Internationaler Markt
Die hohen Ölpreise sind einem knappen Angebot bei gleichzeitig steigender Nachfrage geschuldet. Das Angebot kann derzeit nur die OPEC-Allianz erhöhen. Bisher weigert sie sich, dem Bitten und der Notwendigkeit nachzukommen. Vor der Corona-Krise gab es mit der US-Schieferölindustrie eine zweite Macht, die im Wettbewerb zur OPEC-Allianz stand. Für Verbraucher und ihr natürliches Interesse an günstigem Öl war das ein Segen. Aktuell wächst der verbliebene Rest der Schieferölindustrie wieder. Die hohen Preise lassen das zu. Die Wachstumsrate ist allerdings viel zu gering, um in absehbarer Zeit eine Wettbewerbssituation zu schaffen, die Einfluss auf die Förderpolitik der OPEC-Allianz hätte. Einfluss kann derzeit allenfalls vom Markt kommen, indem die hohen Preise ganze Industrien lahmlegen und eine globale Rezession droht.
Die natürliche Ölnachfrage hat den Corona Schwund weitgehend überwunden. Sie wird im kommenden Jahr höher ausfallen als vor der Pandemie. Allein dieser Umstand sorgt derzeit für Preisauftrieb. Hinzu kommt zusätzlicher Ölbedarf aus den Sektoren, die sich bisher mit Gas versorgten. Die extreme Teuerung mit Vervielfachungen der Gaspreise treibt verbrauchsstarke Industriebetriebe ins Öl. Diese Bewegung befindet sich erst in ihrer Frühphase. Es ist zu erwarten, dass die durch sie ausgelöste Nachfragesteigerung bald das Volumen von ein bis zwei regulären Monatssteigerungen der OPEC-Allianz bekommen wird.
Insgesamt leidet die Ölversorgung an zu geringen Investitionen in ihre Industrie, um die Preise stabil zu halten. Das gilt auch für die Gasindustrie. Ursächlich für die Investitionshemmung ist das gestiegene Klimabewusstsein. Nichtstaatliche Versorgungsunternehmen können sich ein starkes Engagement in Öl aufgrund des öffentlichen Drucks kaum noch leisten. Ein Schwenk zu erneuerbaren Energien schafft zwar ein besseres Geschäftsklima. Er löst aber nicht das Problem der Energieversorgung, denn die Erneuerbaren wirken fast ausschließlich im Stromsektor. Der deckt aber nur etwas mehr als 20 Prozent des gesamten Endenergiebedarfs ab.
Das Gros unseres Verbrauchs wird noch lange am Öl hängen. Allein aus diesem Grund ist die politische Zurückhaltung bei der staatlichen Förderung von e-Fuels unverständlich. In ihrer flüssigen Form können diese regenerativen Energieträger Benzin, Diesel, Kerosin und Heizöl vollständig ersetzen. Ohne ausreichende Investitionen in das Segment der flüssigen Energieträger, d.h. Öl und e-Fuels, wird es zu unerträglichen Preisexzessen kommen, die genau den Verzicht erzwingen werden, über den kein Politiker heute zu sprechen bereit ist.
Heute Morgen startet die Handelswoche wieder mit steigenden Ölnotierungen an den Börsen. Der Beitrag aus den USA fällt dabei kleiner aus als üblich, denn dort ist Feiertag.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 80,92 Dollar und das Barrel Brent zu 83,73 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 725,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8635 Euro. Damit kostet der Euro 1,1576 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise zieht es unaufhaltsam aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der in der letzten Woche eingetretene Moment nachgebender Heizölpreise, der Verbraucher umgehend hoffnungsvoll zur Preisentwicklung stimme, hat sich schneller zerschlagen, als er Nutzen stiftete. In den Charts ist er kaum als Delle wahrnehmbar.
Trotz oder wegen der Preisentwicklung ist das Heizölgeschäft in Deutschland sehr belebt. Heizölbestellungen kommen flott herein. Die Hoffnung auf fallende Preise ist wieder verschwunden. Ohnehin ist sie ist in diesem Jahr außerordentlich volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ungewöhnlich starken Mehrheitswert für die Erwartung an steigende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den vier kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Bald wird das auch für den fünften Zeitbereich gelten. Derzeit hält nur noch der 10-Jahres-Trend dem bullischen Treiben stand. Er wird vermutlich am Jahresende der nächsten Stufe der CO2-Steuer-Erhöhung zum Opfer fallen.
Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es gibt keinen greifbaren Grund, auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil