Internationaler Markt
Die Gründe für die Ölpreissteigerung wurden an dieser Stelle hinreichend dargelegt. Gleichwohl gibt es immer noch berichtenswerte Fassetten des Phänomens. Die Einstellung von Big Money ist so eine. Seit Wochen steigern Finanzjongleure die Anzahl ihrer Long-Kontrakte auf Öl. Gleichzeitig sinkt die Zahl ihrer Short-Kontrakte. Damit treiben sie die steigenden Ölpreise vor sich her. Es entwickelt sich eine Schieflage, die früher oder später durch einen kräftigen Preiseinbruch aufgelöst wird. Wann dieser Moment kommen wird, weiß allerdings niemand.
Unbekannt ist bisher auch, wie viel fundamentale Substanz tatsächlich in der Preissteigerung steckt. Ist die zu Preis gewordene Knappheit tatsächlich bedrohlich oder ist das Problem nur der Preis? Aus der Geschichte ist bekannt, dass die Ölkrise, die in den 1970er Jahren hierzulande sogar zu autofreien Sonntagen führte, um Öl zu sparen, in der Realität gar keine Mengenkrise, sondern nur eine Preiskrise war. Zu keiner Zeit drohte damals ein Stillstand mangels Öl. Gleiches gilt für die Hochpreisphase vor 2008, in der Peak Oil das treibende Schlagwort war.
Heute sind die Vorräte wieder knapp, aber keinesfalls nicht vorhanden. Natürlich kann und muss man sich über die winterliche Vorsorge Gedanken machen. Wenn diese Gedanken beim Blick auf die Füllstände emotional werden, ist es um den Preis schnell geschehen. Er wird steigen. In diesem Kontext sind Manager auch nur Menschen.
Die aktuelle Knappheit in den Lagern, ist nicht zuletzt einer sehr simplen Fehleinschätzung des Markts geschuldet, die mit dem Corona-Einbruch der Wirtschaft entstand. Weil man nicht wusste, wie nachhaltig die Zäsur ausfallen würde, hielt man sich bei der Bestellung von Waren, hier Öl und Gas, zurück. Die Welle der ausbleibenden Bestellungen schlug bis auf die Produzenten durch. Damit war der heutige Mangel angelegt. Als sich die pandemische Wolke lichtete und die Marktteilnehmer ihre Fehlmengen nachordern wollten, waren die vulnerablen Teile der Versorgungsstrecke bereits zerstört. Die auf hoher Verschuldung aufgebaute Fracking-Industrie in den USA gehört dazu.
Die Schieflage kann behoben werden. Dabei bereitet nun allerdings der zeitgleich gewünschte Umbau der Energieindustrie zum Wohl des Klimas Probleme, weil es hierfür keine Blaupause gibt. Wenn man über Wohl und Wehe politischer Einflussnahme spekuliert, muss man nicht nach Russland oder Saudi-Arabien schauen. Dort handelt man gegenüber externen Kunden durchaus marktgerecht. Man muss sich vielmehr Gedanken über die Managementfähigkeit der Politik bei der Erzwingung von technischen Änderungen in hoch komplexen Versorgungssystemen machen. Da diese Fähigkeit als Berufserfahrung kaum vorhanden sein kann, ist der gesuchte Erfolg eher an sich einstellendes Glück als an den Verstand geknüpft. Das Glück wird uns leider in den nächsten Jahren versagt bleiben, denn, soviel ist schon bekannt, der CO2-Ausstoß wird erstmal nicht sinken.
Saudi-Arabien wird im November übrigens unabhängig von den Beschlüssen der OPEC-Allianz zusätzliches Öl zu einem ermäßigten Preis nach Asien liefern. Die Meldung reicht natürlich nicht aus, um Finanzjongleuren in diesen Tagen Angst einzujagen. Grundsätzlich sollte man von weiter steigenden Öl- und Gaspreisen ausgehen. Da die Gaspreise dem Öl derzeit weit enteilt sind, sie sind etwa 2,5-mal so teuer, ist das relative Aufstiegspotenzial der Ölpreise nun höher.
Heute Morgen herrscht beschwingte Ruhe an den Ölbörsen. Die Notierungen haben keine neuen Höchststände erklommen. Sie schwingen lediglich munter auf und ab.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 80,60 Dollar und das Barrel Brent zu 83,83 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 726,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8647 Euro. Damit kostet der Euro 1,1561 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen auf ihrem steilen Weg nach oben eine kleine Pause ein, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz in der 3-Monats-Ansicht zu entnehmen ist. Man sollte nicht davon ausgehen, dass sich aus der Pause eine nennenswerte Korrektur ergibt. Mittlerweile steckt nicht nur im Weltmarkt weiteres Aufstiegspotenzial. Der Binnenmarkt hat das ebenfalls zu bieten, weil die Nachfrage gewaltig ist. Das drückt sich vielerorts auch in den Lieferzeiten aus. Dort ist Heizöl zur Ablieferung in diesem Jahr häufig nicht mehr zu bekommen.
Mittlerweile ist die Hoffnung auf fallende Preise bei den Kunden auf einem Tiefpunkt angelangt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem außerordentlich starken Mehrheitswert für die Erwartung an steigende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den vier kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Bald wird das auch für den fünften Zeitbereich gelten. Derzeit hält nur noch die 10-Jahres-Ansicht dem bullischen Treiben stand. Einen Trend bieten wir hier allerdings nicht mehr an, da er nur den gesamten Bereich überdecken würde. Er wird vermutlich am Jahresende mit der nächsten Stufe der CO2-Steuer als Aufwärts-Trend wiedererscheinen.
Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es gibt keinen greifbaren Grund, auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil