Internationaler Markt
Die Überversorgung des Ölmarkts rückt näher. Wendige Analysten sehen sie bereits im ersten Quartal des neuen Jahres kommen. Gespeist werde sie von einem kräftigen Angebotszuwachs aus Ländern, die nicht der OPEC-Allianz angehören. Aktuell ist der Markt aber noch short. Das sollte nach den Vorstellungen der Finanzjongleure bei Goldman Sachs eigentlich mit höheren Ölpreisen bewertet werden. Ihnen gefällt der jüngste Preisabgang gar nicht. Sie können ihm allenfalls die Verhinderung einer Freigabe von strategischen Reserven abgewinnen, für die die USA derzeit in China, Indien, Japan und Südkorea werben.
Die Befindlichkeit der Großbank wird sicher nicht das Thema sein, über das US-Präsident Biden in seiner für heute angekündigten Rede zur wirtschaftlichen Lage der Nation referieren sollte. Man rechnet damit, dass er die Gelegenheit nutzen wird, die groß angelegte Freigabe von Ölmengen zu verkünden. Sie wäre perfekt getimt, um mit ihrer temporären Wirkung die Zeit bis zur erwarteten Überversorgung des Ölmarkts zu überbrücken.
Die Maßnahme würde neben der Befriedigung von Verbraucherinteressen auch ein Zeichen an die OPEC-Allianz sein, die sich seit Monaten weigert, den Bitten aus dem Weißen Haus um mehr Öl nachzukommen. Die Allianz könnte allerdings verschnupft reagieren und die planmäßige Produktionssteigerung für Dezember suspendieren. Dass das eine spürbare Marktwirkung hätte, ist zweifelhaft, denn die OPEC ist mit ihrem Steigerungsplan in Verzug. Einige Länder konnten das angehobene Soll in den letzten Monaten nicht erfüllen. Sie haben technische Schwierigkeiten bei der Wiederinbetriebnahme von Förderanlagen. Die Fehlmengen könnten nun von lieferwilligen Kartellmitgliedern ausgeglichen werden. Dieser Ausgleich würde im Markt wie ein temporärer Ersatz für eine suspendierte Produktionserhöhung wirken.
Ziel einer Freigabe von strategischen Reserven ist die Senkung der Ölpreise. Damit die spürbar eintritt, muss viel Öl angeboten werden. Deshalb interessiert man sich schon jetzt mehr für die Quantität einer Freigabe als für ihr schnödes Ausrufen.
Zwei weitere Trümpfe gegen hohe Ölpreise sind immer noch virulent. Zum einen ist da die Corona-Pandemie, die insbesondere in Mitteleuropa die Wiederkehr von Lockdowns näher rücken lässt. Zum anderen soll es in der nächsten Woche eine Wiederaufnahme der Atomgespräche mit dem Iran geben. Im Erfolgsfall würde das wegsanktionierte Öl auf den Markt zurückkehren. Die Preiswirkung der beiden Aspekte ist noch bescheiden. Das könnte sich ändern.
An den Ölbörsen setzt sich das Muster der letzten Wochen fort. Die Notierungen schwingen munter auf und ab und sammeln dabei leichte Nettoverluste ein. Nach einem Anstieg gestern geht es heute Morgen musterhaft abwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 75,74 Dollar und das Barrel Brent zu 79,03 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 667,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8881 Euro. Damit kostet der Euro 1,1258 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen ihren Trendkanälen, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Für den kurzfristigen Zeitbereich heißt das, es ist mehr Preisrückgang zu erwarten. Alle anderen Zeitbetrachtungen stehen der Prognose allerdings nach wie vor im Weg. Von einem möglichen Trendwechsel darf man aber durchaus schon träumen. Der fundamentale Markt hat dafür bereits die Geschichte parat, wie den vorausgegangenen Zeilen zu entnehmen war. Auf dem Weg dahin wird es allerdings noch die Erhöhung der CO2-Steuer als unumstößliches Neujahrsereignis geben.
Im Binnenmarkt kommen die Heizölbestellungen stetig aber in überschaubarer Menge herein. Beobachter und Kunden festigen derweil ihre positive Sicht auf die zukünftigen Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem bärenstarken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt für alle Regionen Deutschlands Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Man kann wieder auf bessere Preise spekulieren, aber nur wenn der Vorrat das erlaubt.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil