Internationaler Markt
In der internationalen Politik überschlagen sich seit gestern die Ereignisse. Entsprechend ungestüm sind die Preisbewegungen im Ölmarkt. Brent-Rohöl sprang zunächst in die Nähe des Rekordhochs über 96 Dollar je Barrel. Dann brach der Ölpreis auf unter 92 Dollar ein, um heute Morgen wieder Richtung 94 Dollar je Barrel zu steigen.
Am Mittwoch stiegen die Ölpreise zunächst, da immer mehr Zweifel an den russischen Deeskalationsbemühungen laut wurden. Anscheinend gibt es keine Belege für den Start eines Truppenabzugs. Brent-Rohöl legte daraufhin schrittweise bis auf 96 Dollar je Barrel zu.
Am Abend teilte Paris dann überraschend mit, dass eine Einigung bei den Atomverhandlungen mit dem Iran nur noch wenige Tage entfernt sei. Auch aus Teheran kamen zustimmende Meldungen. Diese Nachricht erwischte viele bullisch eingestellte Trader auf dem falschen Fuß. Sofort setzten Panikverkäufe ein. Brent-Rohöl sackte auf unter 92 Dollar.
Analysten schätzen, dass ein Deal in kurzer Zeit etwa 1 Mio. Barrel pro Tag zusätzlich auf den Markt bringen könnte. Der Iran hat vor der eigenen Küste und in Zolllagern weltweit große Ölmengen zwischengelagert. Sie könnten daher schon in wenigen Tagen bei den Importeuren landen und auf die Preise drücken. Anscheinend verhandelt der Iran bereits mit Südkorea über erste Lieferungen.
Am heutigen Morgen meldeten russische Medien, dass ukrainische Truppen angeblich Separatistenstützpunkte im Donbass, dem russisch kontrollierten Teil der Ostukraine, mit Mörsern beschossen hätten. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt ist das genau die Art von Nachricht, die in ein russisches Drehbuch zur Eskalation des Russlandkonflikts passen würde. Die Ölhändler wechselten daher sofort die Positionen und der Ölpreis klettert jetzt wieder nach oben.
Der übliche Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums ging im Trubel der Ereignisse fast unter. Das Zahlenwerk fiel auch wenig spektakulär aus. Die einzige Überraschung war ein geringer Anstieg der Rohölvorräte um 1,1 Mio. Barrel in der Berichtswoche. Hier war ein erneuter Rückgang erwartet worden. Dafür schrumpften die Vorräte am Pipelinekreuz in Cushing auf ein mittlerweile kritisches Level.
Die Bestandsveränderungen bei den Hauptprodukten (Benzin, Diesel etc.) waren minimal. Auch die Rohölförderung blieb stabil, während sich die Ölnachfrage in den USA auch in dieser Woche sehr robust zeigte. Der Trend deutet auf ein Allzeithoch des amerikanischen Ölverbrauchs, trotz Coronapandemie und Klimaschutzpolitik.
Hier die Zahlen des DOE (US-Energieministerium) und des API (US-Branchenverband) im Überblick:
Rohöl: -2,4 Mio. Barrel (API) bzw. +1,1 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -0,5 Mio. Barrel (API) bzw. -1,6 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -0,9 Mio. Barrel (API) bzw. -1,3 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,6 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 22,1 Mio. Barrel pro Tag (2,3 Mio. über Vorjahreswert)
Heute Morgen dominiert zunächst der Ukrainekonflikt die Schlagzeilen. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 92,21 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 93,51 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 819,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8784 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1381 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl hat sich bisher nur wenig vom Jahreshoch bei 96 Euro entfernt. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 93,61 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das wilde Auf und Ab der internationalen Rohölpreise könnte diesen Wert im Tagesverlauf noch deutlich verändern.
Nach der leichten Panikattacke zum Wochenstart hat sich der deutsche Heizölmarkt jedoch wieder beruhigt. Die meisten Heizölverbraucher sind offenbar noch gut versorgt und warten auf bessere Zeiten. Die Bestellaktivität hat sich auf einem durchschnittlichen Niveau eingependelt. Das gilt auch für das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, und derzeit auf der mittleren Stufe verharrt.
Die Zahl der Preisoptimisten ist ebenfalls auf einem normalen Niveau. Zwei Drittel der Stimmen rechnen in der aktuellen Lesereinschätzung mit fallenden Heizölpreisen – ein durchschnittlicher Wert.
Die Preischarts zeigen, dass der kurze Einbruch der Heizölpreise schon wieder vorüber ist. Die Preiskurve ist wieder in den seit Dezember steigenden Preiskorridor zurückgekehrt. Auch in der langfristigen Perspektive gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Der Preisanstieg seit dem Herbst 2020 ist stabil wie eh und je.
Was tun? Der Ukrainekonflikt kann sich jederzeit zuspitzen und zu einer Preisexplosion im Ölmarkt führen. Selbst bei einer Entspannung sorgen die niedrigen Lagerbestände dafür, dass die Ölpreise nicht schlagartig fallen können. Wer also nur noch wenig im Heizöltank hat, sollte rechtzeitig vorsorgen.
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Quelle: esyoil