Internationaler Markt
Nur noch 78 Dollar je Barrel ist Rohöl heute Morgen wert. Weder die angekündigten Angebotskürzungen der OPEC noch die fallenden Lagerbestände in den USA konnten den Preisverfall aufhalten.
Auslöser sind zum einen die wachsenden Rezessionssorgen in den USA. Die neuesten Zahlen zur Konjunkturentwicklung werden immer düsterer. Das wird vor allem die Dieselnachfrage treffen.
Gleichzeitig drängt sich Russland mit immer größeren Ölmengen in die asiatischen Märkten hinein. Da die Sanktionen die Exporte in die EU weitgehend verhindern, nehmen indische, chinesische und türkische Raffinerien das rabattierte Öl ab. Derzeit liegen die russischen Tankerölmengen auf dem höchsten Stand seit 2019. Das erhöht zwar die Spannungen mit den arabischen Exporteuren, die sich nach anderen Absatzmärkten umsehen müssen. Aber noch hält die Allianz zwischen Riad und Moskau.
Der Preisrutsch ignorierte den gestern gemeldeten Lagerabbau in den USA. Der Wochenbericht des Energieministeriums zeigt schwindende Bestände bei Rohöl und bei den Hauptprodukten. Hier die Veränderungen im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: -5,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -6,1 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,9 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,4 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. über Vorjahreswert)
Auch ein langfristiger Trend drückte auf die Stimmung der Ölkäufer: die Elektromobilität. Die Internationale Energieagentur veröffentlichte dazu gestern ihren Jahresbericht.
So wie die elektrischen Wärmepumpen schrittweise den Heizölverbrauch senken werden, wirkt sich schon seit einigen Jahren die Elektromobilität auf den globalen Verbrauch von Benzin und Diesel aus. Im letzten Jahr war weltweit jeder siebte Neuwagen ein Elektroauto. In diesem Jahr wird es schon fast jedes fünfte Fahrzeug sein. Auch bei Bussen, Mopeds (Asien) und selbst bei Nutzfahrzeugen bis hin zum schweren LKW setzt sich der Batterieantrieb durch.
Im letzten Jahr ersetzten die Elektrofahrzeuge knapp ein Prozent des globalen Ölverbrauchs. Im Jahr 2030 werden es voraussichtlich fünf Prozent sein. Das ist doppelt so viel Öl, wie Deutschland insgesamt verbraucht.
Der Wandel ist eine Einbahnstraße. Wer einmal auf Strom umgestiegen ist, will nicht mehr zum Verbrenner zurück. „Peak Oil“ steht unmittelbar vor der Tür. Aber nicht, weil es an Öl fehlt, wie im letzten Jahrzehnt befürchtet wurde, sondern weil es in Zeiten der Klimakrise eine bessere Lösung gibt. Damit bestätigt sich die schon ein halbes Jahrhundert alte Prognose des ehemaligen saudischen Energieministers Yamani. Die Steinzeit endete nicht aufgrund einer Knappheit an Steinen, meinte der Scheich. So werde auch das Ölzeitalter lange vor dem letzten Tropfen Öl enden.
Der Blick auf die Märkte am Morgen: Brent-Rohöl kostet derzeit 79,96 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 74,47 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 694,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9047 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1052 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölnotierungen geben weiter nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von nur noch 91 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind 10 Prozent weniger als zu Monatsbeginn. Fallende Rohölpreise, schwache Gasoilpreise und ein starker Euro haben den Abwärtstrend in dieser Woche beschleunigt.
Die Verbraucher nutzen die Gunst der Stunde. Die Zahl der Bestellungen ist schon seit Tagen extrem hoch. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf einer hohen, aber nicht der höchsten Stufe. Auch das deutet darauf, dass nicht ein leerer Tank, sondern der günstige Preis die Kaufentscheidungen auslöst. Vier von fünf Stimmen setzen in der aktuellen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise. Auch das ist kein Extremwert, sondern eher ein durchschnittlicher Anteil von Preisoptimisten.
Wie erwartet lohnt sich das Warten auf günstige Kaufgelegenheiten. Die Konjunkturaussichten sind auf beiden Seiten des Atlantiks eher mau, der Euro ist stark und das OPEC-Kartell hat sein Pulver verschossen. Nach wie vor wirkt der Ölmarkt gut versorgt.
Dennoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil