Internationaler Markt
Der Ausbruch der Rohölpreise Richtung 80 Dollar je Barrel lag schon seit Wochen in der Luft. Die Wirkung schwacher Konjunkturdaten verpuffte immer häufiger, während das Ölangebot verknappt wurde, zuletzt durch zusätzliche Maßnahmen in Saudi-Arabien. Gleichzeitig sank die Zahl der Ölpreiswetten der Hedgefonds auf einen Tiefpunkt. Es konnte also nur noch aufwärts gehen.
Der Auftrieb wurde gestern durch überraschend niedrige Inflationsdaten aus den USA beschleunigt. Die Rate der Geldentwertung sank auf nur noch 3,0 Prozent. Ein Jahr davor lag sie fast drei Mal höher um die 9 Prozent. Auch wenn die Zentralbank das Ruder jetzt nicht sofort herumreißen wird, so bedeuten die Zahlen durch erst einmal eine Entspannung an der Zinsfront. Die Finanzmärkte atmen auf, während der Dollar weiter an Wert verliert – beide Trends treiben den Ölpreis nach oben.
Trotzdem ist die Nachrichtenlage alles andere als eindeutig. Aktuelle Daten zum chinesischen Außenhandel bleiben weit unter den Erwartungen. Offenbar lahmt die chinesische Wirtschaft stärker als bisher gedacht. Allerdings steuert Peking bereits gegen: Ein ganzes Bündel von Maßnahmen sollen Konsum und Investitionen beschleunigen. Anders als in Europa oder in den USA muss China keine höheren Inflationswerte fürchten. Ganz im Gegenteil gibt es dort eher deflationäre Tendenzen, weil Konsumenten und Unternehmen verunsichert sind und Ausgaben zurückhalten.
Aber auch News aus dem Ölmarkt dämpfen den Preisauftrieb. In den USA wachsen die Öllager schneller als erwartet, während die Nachfrage lahmt, so der aktuelle Wochenbericht. Nur die Benzinvorräte änderten sich im Vergleich zur Vorwoche nicht, was allerdings ebenfalls eine Überraschung war, da in der Woche des Nationalfeiertags am 4. Juli normalerweise die höchste Benzinnachfrage des Jahres verzeichnet wird.
Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: +5,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +4,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,9 Mio. Barrel (API)
Benzin: +/-0,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,0 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,3 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,3 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. Barrel über Vorjahresniveau)
Die Ölvorräte in den USA liegen jetzt auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren. Aber die Trader ließen sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Sie erwarten ein knapperes Ölangebot für den Rest des Jahres.
Die Ölpreise halten daher ihr hohes Niveau. Brent-Rohöl kostet am Morgen 80,44 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 76,00 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 758,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8964 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1157 Dollar.
Nationaler Markt
Trotz der höheren internationalen Rohölpreise bewegt sich der deutsche Heizölpreis in dieser Woche nur wenig. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am heutigen Morgen erneut einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 91 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Der sehr starke Euro bzw. der sehr schwache Dollar dämpfen den Einfluss der Weltmärkte. Auch bewegt sich der Preis für Gasoil, also das Vorprodukt von Heizöl und Diesel, weniger heftig als der Rohölpreis.
Die Trendkanäle zeigen deshalb noch immer eine Seitwärtsbewegung, aber ein Ausbruch nach oben wird wahrscheinlicher.
Die Zahl der Bestellungen steigt jetzt an, liegt aber noch im üblichen Rahmen. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich auf der zweithöchsten Stufe. Der Preisoptimismus ist dazu passend geringer als sonst. Ein Drittel der Stimmen erwartet in der täglichen Lesereinschätzung steigende Heizölpreise. Das sind mehr Stimmen als sonst üblich.
Die Trendwende bei den internationalen Ölpreisen, die sich schon in der letzten Woche abzeichnete, ist jetzt da. Der Markt scheint sich auf eine knappere Ölversorgung im zweiten Halbjahr einzustellen. Wer ohnehin demnächst ordern muss, sollte daher nicht zu lange warten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil