Internationaler Markt
Die Ölhändler wirken im Moment leicht überfordert: Im Stundentakt ändern sich die Nachrichtenlage und die Stimmung auf den Märkten.
Gestern setzte sich der Aufwärtstrend vom Montag zunächst überraschend kräftig fort. Der Streik in Norwegen legt im Moment mehrere Ölfelder mit zusammen 0,3 Mio. Barrel pro Tag lahm. Bald könnten sogar 0,8 Mio. Barrel betroffen sein. Das ist für den Weltmarkt mit seinem Verbrauch von über 90 Mio. Barrel pro Tag keine riesige Menge, aber die Nordsee ist nun mal für die Preisfindung die wichtigste Ölregion.
Der Hurrikan Delta, der mittlerweile mit Stufe 4 zur zweithöchsten Kategorie gehört, legt auf der anderen Seite des Atlantiks 0,5 Mio. Barrel pro Tag im Golf von Mexiko lahm. Auch hier könnten die Zahlen noch steigen.
Der Ölmarkt bietet also ein günstiges Umfeld für steigende Ölpreise. Ausschlaggebend ist aber der Stimmungsumschwung, den ein nach Luft schnappender US-Präsident auslöste, als er vorzeitig ins Weiße Haus zurückkehrte. Warum das als positive Entwicklung gilt, bleibt ein Geheimnis der Amerikaner. Jedenfalls schlossen sich die Ölmärkte am Montag und Dienstag rasch den nach oben drehenden Aktienmärkten an.
Welche Risiken es bedeutet, wenn ein narzisstischer, unter starkem Medikamenteneinfluss stehender Präsident die Zügel in die Hand nimmt, wurde schon wenig später klar. Trump brach am Abend völlig überraschend die Verhandlungen mit den Demokraten über das neue Corona-Konjunkturpaket ab. Die Aktienmärkte und mit ihnen der Ölpreis rauschten wieder nach unten.
Wenige Stunden später wollte Trump anscheinend wieder zurückrudern, drückte sich dabei aber so unklar aus, dass im Moment niemand genau weiß, was Stand der Dinge ist. Die Aussichten auf eine steigende Ölnachfrage in den USA sind jetzt jedoch stark eingetrübt. Da das Weiße Haus und Teile des Senats auch wegen der steigenden Zahl von Infektionen kaum noch handlungsfähig sind, bleiben die USA bis zu den Wahlen erst einmal politisch gelähmt.
Der Anstieg der Ölpreise könnte daher schon bald auslaufen. Aktuelle Meldungen begünstigen das. In seiner Vorabschätzung sieht der Branchenverband API die Lagerbestände in den USA kaum verändert. Die Erwartungen stehen bei +1 Mio. Barrel für Rohöl und -1 Mio. Barrel für Benzin und für Diesel/Heizöl. Die Händler hatten überwiegend auf einen kräftigen Lagerabbau gesetzt.
Wie üblich folgen heute Nachmittag die offiziellen Bestandsdaten. Sie lagen in den letzten Wochen nicht weit von den API-Schätzungen entfernt, so dass sie eher auf den Preisen lasten könnten, aber im allgemeinen Trubel wohl kaum große Wirkung entfalten können.
Am frühen Morgen steht die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) bei 40,21 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 42,29 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 341,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8506 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1753 Dollar.
Nationaler Markt
Die Preise für Heizöl bewegen sich nun schon seit einem Monat in einem engen Preisband seitwärts. Die Heizölpreis-Tendenz steht heute Morgen bei 38 bis 39 Euro für eine Standardlieferung mit 3.000 Litern.
Die ruhige Preisentwicklung spiegelt die lebendige Bestelltätigkeit kaum wider. Der Heizölmarkt wirkt sehr aktiv. Das Ende des Abwärtstrends bei den Heizölpreisen, der nahe Winter, aber vor allem der immer näher rückende Jahreswechsel sind dafür verantwortlich. Zum 1. Januar werden der neue CO2-Aufschlag und das Ende der Mehrwertsteuersenkung die Bestellungen schlagartig verteuern (vgl. Spartipp unten).
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, steht auf der zweithöchsten Stufe. Der Preisoptimismus ist etwas eingetrübt. Nur noch drei von vier Stimmen erwarten in der tagesaktuellen Lesereinschätzung fallende Heizölpreise. Das ist ein vergleichsweise niedriger Wert.
Die Preischarts wirken ebenfalls angeschlagen. In der kurzfristigen Sicht verlassen sie gerade den Korridor nach oben. Nur die mittel- und langfristige Entwicklung zeigt nach wie vor stabil fallende Preiskorridore.
Was tun? Die Heizölpreise sind nach wie vor auf einem attraktiven Niveau. Wer jetzt ordert, nutzt diese Chance und vermeidet den Preisaufschlag zum 1. Januar 2021.
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Quelle: esyoil