Internationaler Markt
Der drei Wochen währende Preisrückgang an den Ölbörsen erhält allem Anschein nach eine überraschende Verlängerung. Beim gestrigen Start in die neue Handelswoche legten die Notierungen zunächst etwas zu. Dafür gab es zwar keine harten Gründe, die explosive Lage im Nahen Osten lieferte aber wieder einmal einen bullischen Grundton, der gemächlich in die Preise kroch. Als sich abzeichnete, dass Israel auf die durch Raketenbeschuss getöteten Jugendlichen im Golan eine Vergeltung unter Vermeidung eines weiteren Krieges anstrebt, drehten die Preise bei.
Damit war die Möglichkeit gegeben, sich wieder mit China zu beschäftigen. Dem einst als Mutter des modernen Wirtschaftswachstums dargestellten Land wird seit dem Zenit der Corona-Pandemie ungenügende Dynamik vorgeworfen. Die volkswirtschaftlichen Erwartungen westlicher Finanzjongleure sind meist größer als die gelieferten Ergebnisse. Das gilt besonders für den Ölkonsum. Das Land ist größter Ölimporteur der Welt und es baut die Nachfrage immer noch aus. Allerdings bemüht man sich, nicht zuletzt aus Klimagründen, das Ölnachfragewachstum zu dämpfen. Die Erfolge in der Elektromobilität und beim Aufbau der regenerativen Energieversorgung zeugen davon. In beiden Bereichen ist China weltspitze. Das Land bezieht andererseits immer noch über 60 Prozent seines Stroms aus Kohlekraftwerken und die ökonomischen Wachstumszahlen liegen bei rund fünf Prozent. Das heißt, China emittiert weiterhin gigantisch viel Dreck und legt eine Wirtschaftsdynamik an den Tag, vor der alle arrivierten Volkswirtschaften nur den Hut ziehen können.
Vor diesem Hintergrund wirkt die ölpreisrelevante Erwartungshaltung von Analysten und Börsianern wie ein weltfremdes Schauspiel. Nun denn, es wird gespielt und bewegt die Preise. Das dürfte in diesem Moment keinen Ölheizer stören, da es zu seinem Vorteil geschieht. Der liegt auch an folgender Meldung.
Analysten der Investmentbank Goldman Sachs erwarten, dass die Rohölproduktion in den USA in diesem Jahr um 0,5 Mio. Barrel pro Tag steigen wird. Das bedeutet zwar weniger Wachstum gegenüber dem Vorjahr, als die Produktion um über eine Mio. Barrel pro Tag zulegte. Gleichwohl bleibt das Wachstum im internationalen Vergleich mit etwa 60 Prozent des Produktionswachstums aller Nicht-OPEC-Länder bemerkenswert hoch. Insbesondere die Produktion im Permian-Becken, dem größten Schieferölgebiet der USA, soll 2024 um 0,34 Mio. Barrel pro Tag steigen. Dies sei durch technologische Fortschritte und höhere Effizienz möglich. Da die Goldmänner mit ihren Meldungen Börsen bewegen wollen, kann man davon ausgehen, dass bei ihnen nun Preisrückgang auf dem Zettel steht.
Ein wachsendes Ölangebot von Nicht-OPEC-Ländern hindert OPEC und OPEC-Plus grundsätzlich daran, die Preise ausschließlich nach ihrem Belieben durch Steuerung ihres Angebots zu gestalten. Es stellt das notwendige Element für die Funktion des Marktprinzips dar. Dass der Produktionsaufbau zukünftig langsamer vonstattengehen wird, stellt dabei kein Problem dar, da Gleiches für das Nachfragewachstum gilt. Es wird sich ebenfalls verlangsamen.
Der aktuell freundliche Verlauf der Preiskurve sollte nicht als neue Gesetzmäßigkeit verstanden werden. Er kann morgen schon durch eine andere als die China-Geschichte gestoppt werden. Eine anstehende Zinssenkung durch die US-Notenbank bietet sich dazu beispielsweise an.
Heute Morgen gaben die Ölbörsen weiter nach. Zur Stunde steigen die Notierungen für Rohöl und Gasöl allerdings wieder. Sie haben die Tagesverluste damit annulliert. Es bleibt abzuwarten, für welche Fortsetzung die Wall Street am Nachmittag sorgen wird.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 75,79 Dollar und das Barrel Brent zu 79,79 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 731,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9230 Euro. Damit kostet der Euro 1,0831 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise drehen wieder abwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit folgen sie den internationalen Vorgaben. Die Entwicklung verläuft besser als erwartet. Die Trendkanäle in den verschiedenen zeitlichen Darstellungen weisen seitwärts und mehrheitlich abwärts. Das ist ein gutes Zeichen. Dennoch sollten dadurch keine übertriebenen Erwartung an den Preisrückgang geweckt werden. In einem durch schwache Impulse geführten Markt wird es nur moderate und grundsätzlich wechselhafte Preisbewegungen geben.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt steigt derzeit deutlich. Gleichzeitig nimmt die Hoffnung auf fallende Preise ab. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf sehr hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Sie sollten die Preise eng verfolgen und einen schnellen Kauf erwägen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil