Internationaler Markt
Der Anstieg der Ölpreise ging gestern ungebremst in die Verlängerung. Ursächlich waren Sorgen vor israelischen Vergeltungsangriffen auf Ölanlagen im Iran. Nach der bereits eingeleiteten Eskalation des Konflikts wäre das ein energischer Schritt Richtung Kontrollverlust. Dann drohte nicht nur eine Explosion der Ölpreise, sondern auch die Möglichkeit des dritten Weltkriegs. Denn wenn Israel und Iran zu direkten Kombattanten mutieren, werden die USA als Schutzmacht der einen Seite sowie Russland und China als Verbündete der anderen Seite in den Konflikt hineingezogen. Möglicherweise gehört ein derartiges Szenario zur perfiden Strategie einer kriegstrunkenen israelischen Regierung.
Solange der Gegenschlag ausbleibt, besteht die Chance auf Bändigung der Ölpreise. Zur Ruhe mahnende Marktteilnehmer halten das gestrige Resultat der Ölpreisrallye bereits für übertrieben. Der Markt ist derzeit gut versorgt und verfügt mit den Reservekapazitäten der OPEC-Plus über Mittel, die den Ausfall von zwei Lieferländern der Iran-Klasse locker kompensieren könnten.
Als preistreibend erweist sich allerdings einmal mehr die Hurrikan-Saison in den USA. Dort fegt mit Milton ein Kategorie-Fünf-Hurrikan durch den Golf von Mexiko. Er wird wahrscheinlich mit hinreichendem Abstand an den Ölanlagen vor der südlichen US-Küste vorbeiziehen, ohne großen Schaden anzurichten. Gleichwohl hat man begonnen, Personal von den Förderplattformen abzuziehen und die Anlagen stillzusetzen, da allein die Stärke des Naturereignisses Vorsicht gebietet.
Als wirklich gefährlich wird der Landgang Miltons eingeschätzt. Er verläuft von West nach Ost über die Halbinsel Florida. Nach Hurrikan Helene wurde erneut Notstand ausgerufen, da starke Winde und Sturmfluten erwartet werden. Schließung und Stillstand betrifft auch diverse Verladeterminals auf dem prognostizierten Weg des Sturms, die sowohl für die Versorgung des Bundesstaates als auch für den Export von Öl und Flüssigerdgas wichtig sind.
Trotz der angsteinflößenden Umstände fand die wilde Ölpreisrallye gestern Abend mit einem Elf-Wochen-Hoch ihren vorläufigen Höhepunkt. Seit Mitternacht fallen die Notierungen wieder. Offensichtlich finden die weniger eskalatorisch eingestellten Marktteilnehmer wieder Gehör. Ihnen kommt zugute, dass sich die Hoffnungen auf stärkere wirtschaftliche Impulse aus China zerschlagen haben. Zwar kündigte der Vorsitzende der chinesischen Wirtschaftsplanungsbehörde, Zheng Shanjie, einige zusätzliche Maßnahmen an, die das große Konjunkturprogramm vom September ergänzen sollen. Finanzjongleure zeigten sich von den vagen und zurückhaltenden Plänen aber enttäuscht. Bereits im September war man an den Ölmärkten vorsichtig, da frühere Konjunkturprogramme oft keinen nennenswerten Einfluss auf die Ölnachfrage hatten.
Heute Morgen redet man an den Börsen, erstmals seit der Eskalation im Nahen Osten, wieder über Nachfragesorgen. Zur Stunde ist der gestrige Preisanstieg von Rohöl der Sorte Brent deutlich halbiert. Der Preisanstieg beim Gasöl ist sogar zu zwei Drittel annulliert. Ob dieser Rückgang einer Marktüberzeugung entspricht oder ob er lediglich eine technische Reaktion auf den raketenhaften Anstieg der Preise ist, muss sich noch zeigen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 75,71 Dollar und das Barrel Brent zu 79,53 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 715,30 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9093 Euro. Damit kostet der Euro 1,0995 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise befinden sich noch im Aufwärtsmodus, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Heute wird dabei nicht viel herauskommen. Mit Glück drehen die Preise im Tagesverlauf sogar nach unten bei. Auch das würde kaum Zählbares zeitigen. Wie befürchtet hat sich aus dem wunderbaren Abwärtstrend der Heizölpreise im kurzfristigen Bereich nun ein Aufwärtstrend entwickelt. Angesichts der physischen Marktlage ist das kaum zu glauben, aber das kriegerische Zeitgeschehen macht es möglich. Die vor wenigen Tagen noch lebendigen Träume von günstigeren Preisen erweisen sich aktuell als eben solche. Längerfristig gilt noch die Abwärtshypothese. Daher könnten die Träume im Verlauf der nächsten Wochen und Monate doch noch Realität werden.
Die zuletzt sehr hohe Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist preisbedingt eingebrochen. Das gilt auch für die Hoffnung auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ziemlich schwachen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Es gibt die Möglichkeit, statt einer vollen Tankladung eine Teilmenge zu kaufen. Das lohnt sich allerdings nur bei einem hohen Gesamtbedarf. Eine Anfahrt kostet 100 bis 150 Euro. Diese Kosten sollten von einer erwarteten Preisdifferenz übertroffen werden, um die zweite Anfahrt mindestens zu neutralisieren.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil