Internationaler Markt
Die USA müssen ihre strategischen Ölreserven auffüllen. Diese wurden während der Hochpreisphase am Beginn des Ukrainekriegs arg dezimiert. Mit der Maßnahme sollten die steigenden Benzinpreise in den USA im Zaum gehalten werden. Die bereitgestellten Mengen haben die Reserven auf ein 40-Jahres-Tief sinken lassen.
Preis und Marktlage bieten sich nun für den Rückkauf von Öl an. Das zu ersetzende Volumen ist allerdings hinreichend groß, um einen nennenswerten Preisimpuls zu setzen. Nach sechs verlustreichen Handelstagen in Folge, sorgte dieser Anschub vergangenen Freitag für steigende Notierungen. Es ist sicher nicht im Interesse der US-Regierung, eine Trendwende auszulösen. Daher wird sie versuchen, die Rückkaufaktion über einen längeren Zeitraum zu strecken. Bisher wurden lediglich fünf Prozent der Entnahmen ersetzt.
Finanzjongleure stehen vor der Herausforderung, die staatliche Nachfrage der USA oder das wachsende Ölangebot aus Nicht-OPEC-Staaten zu priorisieren. Dabei wird ihr Blick forschend auf OPEC-Plus und China gerichtet sein. Die einen müssen ihrer Ankündigung über weitere Produktionskürzungen nachweisbare Taten folgen lassen. Die anderen stehen mittlerweile unter Verdacht, die hochtrabenden Wachstumsideen nicht mehr befriedigen zu können. Das hätte einen nennenswerten Einfluss auf die globale Ölnachfrage.
OPEC-Plus muss das drohende Überangebot, das nicht zur Allianz gehörende Anbieter und nicht linientreue Alliierte verursachen, durch realen Produktionsverzicht unschädlich machen. Ob das geschieht, lässt sich nicht aus Verlautbarungen ableiten, sondern aus belastbaren Zahlen. Diese werden erst in zwei Monaten vorliegen. Bis dahin ist der Spekulation in dieser Angelegenheit Tür und Tor geöffnet.
China hat die coronale Nachfragedelle weitgehend ausgeglichen. Von nun an wird die Nachfrage dem natürlichen Wirtschaftswachstum folgen. Schätzungen zufolge ergibt sich für das kommende Jahr ein Mehrbedarf an Öl, der lediglich ein Drittel des diesjährigen Zuwachses beträgt. Hinzu kommt, dass der Wechsel zur Elektromobilität die Benzin- und Dieselnachfrage zunehmend reduzieren wird. Bereits in 2022 kam ein Viertel der neu zugelassenen PKW mit Batterie und Elektromotor auf die Straße. Dass damit eine Verbesserung des Klimas einhergeht, darf allerdings bezweifelt werden, denn der Kohleanteil in Chinas Strom betrug im letzten Jahr 61 Prozent. Andererseits wurden bereits 35 Prozent des Stroms aus Atom, Wasser, Wind und Sonne erzeugt. Die chinesische Elektromobilität hat weniger das Ziel, die globale Klimalage zu verbessern, sondern das Leben in den chinesischen Ballungsgebieten zu retten.
Zum Vergleich: In den USA betrug der Kohleanteil im Strom im letzten Jahr 20 Prozent, 40 Prozent wurden mit Erdgas erzeugt und 40 Prozent wurden aus Atom, Wasser, Wind und Sonne gewonnen. In Deutschland betrug der Kohleanteil im Strom 31 Prozent, 50 Prozent wurden aus Atom, Wasser, Wind und Sonne erzeugt.
Ein weiterer spekulativer Aspekt bei der Ölpreisfindung wird in den kommenden Wochen wiederbelebt. Es ist die Politik der US-Notenbank (Fed). Der Verdacht einer abkühlenden Konjunktur in den USA gab der Finanzszene die als sicher geltende Hoffnung, dass die nächsten Schritte der Fed Zinssenkungen sein werden. Diese Annahme gerät mit den jüngsten Arbeitsmarktdaten ins Wanken. Die Beschäftigtenquote übertrifft alle Erwartungen. Das könnte die Fed vermutlich daran hindern, die Zinsen zu senken. Für die Ölpreisentwicklung wäre das ein bärischer Impuls.
Den Ölbörsen sieht man die spekulative Lage heute Morgen an. Die in der Nacht generierten Gewinne wurden bis zur Stunde wieder annulliert. Wohin die Notierungen ziehen werden, ist nicht vorhersehbar.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 71,45 Dollar und das Barrel Brent zu 76,10 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 771,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9287 Euro. Damit kostet der Euro 1,0768 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise schleichen abwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit bestätigen sie ihren Trend. Im weiteren Verlauf werden die Heizölpreise wieder eng den Preisen am internationalen Markt folgen. Grund dafür ist der Umstand, dass die nationale Besonderheit, Anhebung der CO2-Abgabe für Lieferungen ab dem 1. Januar 2024, mittlerweile weitgehend eingepreist ist. Die Liefertermine der Angebote liegen inzwischen fast ausnahmslos im nächsten Jahr.
Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen lebhaft herein. Gleichwohl ist die Hoffnung auf günstigere Preise hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System wirft in vielen Regionen der Republik ein Kaufsignal aus.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, wartet mit dem Kauf noch ein paar Wochen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Neues zum Heizungsgesetz finden sie in den News vom 12. September 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil