Internationaler Markt

Nun haben die Ölnotierungen doch die psychologisch wichtigen Marken von 80 Dollar pro Barrel Brent und 800 Dollar pro Tonne Gasöl überwunden. Während Rohöl der Sorte Brent noch um den Bezugswert pendelt, bewegt sich der Gasölpreis seit gestern dauerhaft darüber. Die physische Versorgungslage bietet keinen Anlass für diese Entwicklung. Sie lässt sich eher mit dem Eskalationspotenzial von Drohnen- und Raketenangriffen in ölrelevanten Regionen erklären. Aktuell stechen dabei der Beschuss von Huthi-Stellungen durch US-amerikanische und britische Raketen am Roten Meer sowie der vermutlich aus der Ukraine lancierte Drohnenangriff auf Öleinrichtungen im russischen Ostseehafen Usta-Luga hervor.

Letzter hat Russlands Ölindustrie zugesetzt, zumal er in einer Zeit eintrat, in der die Norsi-Raffinerie von Lukoil bereits ausgefallen war. Dadurch ist die Raffineriekapazität des Landes spürbar geschrumpft. Diesen Umstand sollte der globale Markt dennoch problemlos ertragen, denn Russland sagt im Rahmen der OPEC-Plus-Kürzungen eine weit größere Drosselungsmenge an Rohöl und Ölprodukten zu, als die aktuellen Ausfälle verursachen.

Insgesamt ist das russische Ölgeschäft weit besser aufgestellt, als von westlichen Regierungen angestrebt. Es sollte durch Sanktionen und Preisdeckel nennenswert geschwächt werden, um dem Land mit Blick auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine Einkommen zu entziehen. Das ist misslungen. Russlands Ölindustrie hat sich bemerkenswert schnell umorientiert. Ihr ansehnlichster Erfolg ist es, größter Öllieferanten für China geworden zu sein. Dem Land wurden im letzten Jahr über zwei Millionen Barrel Öl pro Tag geliefert. Das entspricht gut zwei Prozent des Weltbedarfs oder 100 Prozent des deutschen Ölverbrauchs.

Mit den günstigen Preisen, zu denen Deutschland nun kein Öl mehr beziehen kann, gelang es Russland, den vormaligen Toplieferanten Saudi-Arabien auf den zweiten Platz verweisen. Die Preise haben gleichwohl keinen kannibalisierenden Effekt, da es Russland und China gelingt, den westlichen Preisdeckel mit einigen Tricks zu umgehend. Diese Maßnahme ist mehr Übung als Notwendigkeit, denn China nimmt weder an den Sanktionen teil, noch erkennt es den Preisdeckel an. Saudi-Arabien vermied es derweil, in einen Preiskrieg mit Russland einzutreten, um Top-Lieferant für China zu bleiben. Mit Akzeptanz des geringen Verlusts von 1,8 Prozent am China-Öl-Geschäft wurden sowohl der globale Ölpreis als auch die Partnerschaft in der OPEC-Plus-Allianz stabil gehalten.

Zur Stunde befinden sich die Notierungen an den Ölbörsen stabil über den eingangs genannten Bezugswerten. Die Aussicht auf einen Rückfall unter die Linien besteht angesichts der guten Versorgungslage durchaus. Andererseits können weitere Störungen nun auch für einen flotten Aufwärtslauf der Preise sorgen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 74,79 Dollar und das Barrel Brent zu 80,08 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 811,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9178 Euro. Damit kostet der Euro 1,0893 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise legen moderat zu, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie folgen damit in gedämpfter Weise den internationalen Vorgaben. Den abwärts gerichteten kurz- und mittelfristigen Preistrends fügen sie indes keinen Schaden zu. Diese sind momentan stabil. Gegenüber dem Vorjahr ist Heizöl nun rund zwölf Prozent günstiger, obwohl mittlerweile die Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut hinzugekommen sind.

Die Nachfrage im Binnenmarkt ist relativ ruhig. Sie bietet etwas Spielraum für weiter nachgebende Preise. Diese Einschätzung hält die Hoffnung auf günstigeres Heizöl hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreis-System sendet in einigen Regionen der Republik weiterhin Kaufsignale aus.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil