Internationaler Markt
Im Iran sind die Ölexporte im Vorfeld der Neuwahlen zu einem zentralen politischen Thema geworden. Zwei der sechs zugelassenen Präsidentschaftskandidaten, die am 28. Juni in Teheran gewählt werden wollen, haben den amtierenden Energieminister Javad Owji beschuldigt, iranisches Öl zu stark reduzierten Preisen zu verkaufen. Der Beschuldigte hat die Attacken vehement zurückgewiesen und erklärt, dass die aktuellen Exporte durch innovative Methoden gesteigert wurden, nicht durch Preisnachlässe.
Owji betonte zudem, dass die Ölindustrie unter dem verstorbenen Präsidenten Raisi erheblich gewachsen sei und dass die Produktion weiter ansteigen werde. Die Rohölproduktion sei in den letzten drei Jahren um 1,4 Mio. Barrel pro Tag gestiegen und liege nun bei 3,6 Mio. Barrel täglich. Bis Ende des Jahres solle die Fördermenge sogar 4 Mio. Barrel pro Tag erreichen. Damit wäre sie zwar noch weit von den Mengen entfernt, die zu Zeiten von Mohammad Reza Schah Pahlavi Anfang der 1970er Jahre gefördert wurden. Sie nähert sich aber wieder den Mengen an, die vor der aktuellen Sanktionierung durch die USA unter Donald Trump produziert wurden. Damals war der Iran die zweite Macht innerhalb der OPEC hinter Saudi Arabien. Die Rolle hat mittlerweile der Irak inne.
Während der Präsidentschaft des verunglückten Ebrahim Raisi hat der Iran gelernt, sich recht gut von den Fesseln des Sanktionsregimes zu befreien. Diese Befreiung ist Russland mittlerweile auch gelungen, aufgrund der Unterstützung durch den Iran sogar in beachtlich kurzer Zeit. Ungeachtet der Expertise, die die sanktionierten Länder haben, hat die EU derweil das 14. Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet, das 27 Schiffe betrifft, die Öl und Mineralölprodukte über der festgelegten Preisgrenze transportieren. Diese Maßnahmen zielen auf Schiffe ab, die die Kriegsführung Russlands gegen die Ukraine unterstützen und betrügerische Schifffahrtspraktiken anwenden.
Der Markt reagierte auf den EU-Beschluss gestern mit steigenden Ölnotierungen, wodurch das sich abzeichnende Ende des bullischen Laufs der Preise widerrufen wurde. Trotz mannigfaltiger Gegenanzeigen glaubt man im Westen offensichtlich immer noch an die zähmende Wirkung des Wirtschaftskriegs. Hohe eigene Konjunkturopfer werden dabei zum Zeichen von Entschlossenheit hochstilisiert, während der Vorteil, den der Gegner erfährt, ausgeblendet oder sogar negiert wird.
Die Bullen bleiben am Ball. Den Bären fehlt die Kraft zum Gegenpressing. Heute Morgen regt sich an den Börsen zwar etwas Widerstand. Es bedarf allerdings eines veritablen Mentalitätsschubs, um daraus Zählbares abzuleiten. Die Deutungshoheit über den Markt liegt bei den Bullen. Schwache Konjunktur in China und aussichtslose Hoffnungen für eine Zinswende in den USA sind als bärische Argumente so lausig wie die Attribute vor Hauptworten, nämlich schwach und aussichtlos.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 81,58 Dollar und das Barrel Brent zu 85,94 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 783,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9314 Euro. Damit kostet der Euro 1,0734 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise pendeln auf erhöhtem Niveau auf und ab, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den internationalen Vorgaben. Die abwärts gerichteten Trendkanäle werden von der durchaus kräftigen Aufwärtsbewegung noch nicht substanziell angegriffen. Das ist natürlich keine Garantie für die weitere Preisentwicklung in diesem Jahr. Es bedarf allerdings eines wirklich starken Ereignisses, um einen alles verändernden Preisverlauf zu initiieren. Ein solches liegt absehbar nicht vor.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr ruhig. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist deutlich belebter. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer die Unsicherheit in den Preisen leid ist, gibt einfach eine Bestellung auf.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil