Internationaler Markt
Dem Höhenflug der internationalen Ölpreise ging gestern Vormittag die Luft aus. Kurz vor der Marke von 69 Dollar je Barrel, einem neuen Jahreshoch, brach der Aufwärtstrend jäh ab. In mehreren Etappen stolperte Brent-Rohöl dann bis zum Abend unter 68 Dollar je Barrel.
Als Erklärungen wurden wie üblich die globalen Wachstumssorgen, ein etwas stärkerer Dollar und das Brexit-Desaster nachgereicht, aber das kann nicht so recht überzeugen. Die gestrigen Konjunkturdaten aus den USA übertrafen die Erwartungen und die meisten Aktienmärkte schlossen im Plus.
Tatsächlich gab es keinen offensichtlichen Anlass für die Preisbewegung. Vermutlich waren es Gewinnmitnahmen einzelner Trader. Das wäre nach der stetigen Aufwärtsbewegung des Ölpreises in den letzten Monaten auch kein Wunder. Eine zweite Erklärung wären automatisierte Verkaufsprogramme, deren Algorithmen sich an den Devisenkursen orientieren, aber die Geschehnisse im Ölmarkt ausblenden.
Neue Daten sprechen sogar eher für eine Verschlechterung der Versorgungslage im Ölmarkt: Der sanktionsgeplagte Iran hat im März anscheinend nur 1,0 Millionen Barrel pro Tag exportiert. Vor einem Jahr waren es noch 2,5 Millionen. Washington erlaubt zwar acht wichtigen Kunden des Iran den Import, aber nur vier machen davon Gebrauch. Im Moment wird über eine Verlängerung der Ausnahmegenehmigungen verhandelt mit völlig ungewissem Ausgang.
Auch die Ölexperten von Platts stützten gestern eher die bullische Sicht: Die Zahl der aktiven Bohranlagen schrumpfte in den USA erneut. Das war Wasser auf die Mühlen der wachsenden Zahl von Marktbeobachtern, die in diesem Jahr ein eher schwaches Wachstum beim amerikanischen Schieferöl erwarten.
Auch langfristig ziehen Wolken am Horizont auf. Ein Richter in Wyoming untersagte gestern Öl- und Gasbohrungen auf bundeseigenen Grundstücken, da Washington die Folgen für den Klimawandel nicht ausreichend berücksichtigt habe. Wenige Tage davor stoppte übrigens ein australischer Richter den Bau einer großen Kohlemine mit derselben Begründung. Die Ölbranche kann das Klimathema kaum noch ignorieren, weder im Gerichtssaal noch bei Aktionärsversammlungen.
Beim Handel über Nacht in Asien liefen die Gewinnmitnahmen vorerst aus. Brent & Co. eröffnen heute Morgen auf einem fast unveränderten Niveau gegenüber gestern Abend, aber deutlich unter den gestrigen Höchstkursen.
Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 60,02 Dollar je Barrel. Brent-Rohöl notiert bei 67,90 US-Dollar je Barrel. Gasöl kostet 610,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar steigt leicht auf 0,8782 Euro. Damit steht der Euro bei 1,1389 Dollar.
Nationaler Markt
Die deutschen Heizölkunden können erneut aufatmen, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Die Kehrtwende bei den Rohölpreisen hat die Heizölpreise deutlich unter 66 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung gedrückt. Die regionale Spreizung der Heizölpreise hat sich etwas vergrößert. In Rheinnähe gaben die Notierungen stärker nach als in anderen Regionen.
Noch immer profitieren die Verbraucher von den schrumpfenden Margen im Binnenmarkt. Das hat den Anstieg der internationalen Rohölpreise vollständig kompensiert, so dass die Heizölpreise stabil bleiben konnten.
Die frühlingshaften Temperaturen wirken ebenfalls entspannend. Im Moment wird daher weniger bestellt. Die Mengen sind auf einem mittleren Niveau. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, zeigt auch für die kommenden Tage nur noch eine durchschnittliche Kaufbereitschaft.
Dazu passt nicht so recht, dass fast ein Drittel der Kunden in der täglichen Umfrage mit demnächst höheren Heizölpreisen rechnet – ein vergleichsweise hoher Grad an Preispessimismus, der eigentlich dazu führen sollte, dass Bestellungen vorgezogen werden.
Andererseits geben die Preischarts den abwartenden Kaufinteressenten recht. Der Heizölpreis befindet sich in der kurzen Sicht in einem recht stabil wirkenden fallenden Preiskanal. Nur in der langen Sicht wird sichtbar, dass Heizöl seit dem Jahresbeginn 2016 immer teurer wird und auch heute einige Euro über dem Vorjahr liegt.
Was tun? Das Niveau der deutschen Heizölpreise ist unerwartet attraktiv angesichts der steigenden internationalen Rohölpreise. Wer demnächst ohnehin bestellen muss, sollte nicht zu lange pokern.
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Quelle: esyoil