Internationaler Markt
Jeden Tag eine neue Welt. Das ist angesichts der Corona-Epidemie das Motto in Politik, Wirtschaft und öffentlichen Institutionen. Als der Ölpreis vor einer Woche abstürzte, galt die Aufmerksamkeit dem Disput zwischen Saudi-Arabien und Russland. Nacheinander kündigten beide Länder an, ab April mehr Öl pumpen zu wollen. Mittlerweile steht die Nachfrageseite im Fokus, die in einem bisher nicht gekannten Maß implodiert.
Die Menschheit hört auf, sich zu bewegen. Reisen jeder Form und selbst das tägliche Pendeln der Arbeitnehmer wird abgeschafft. Das hat schwerwiegende Auswirkungen auf den Ölkonsum. Schätzungen des Minderbedarfs überbieten sich. Bis zu zehn Prozent der täglichen globalen Versorgungsmenge könnten obsolet werden und die Zahl wird sicher noch wachsen. Aus China wissen wir, dass die Lagerkapazitäten schnell überfordert waren. Die Überschusswelle wurde zu den Ölproduzenten zurückgeleitet.
In den USA sollen die strategischen Lager wieder aufgefüllt werden. Eigentlich stand deren teilweise Auflösung auf dem Programm. Nun nutzt der Staat die Kapazitäten zur Unterstützung der nationalen Ölwirtschaft. Derweil überholt sich die Notenbank Fed mit dem Ausrufen von Hilfsmaßnahmen selbst. Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen werden bereits einen Tag vor einem geplanten Treffen der Vorstände auf den Markt geschleudert. Die Hektik soll beruhigen. Bleibt abzuwarten, wie die Steigerung des Programms aussieht, die die Fed nach zweitägiger Diskussion verkünden wird.
Der Sturm der Verunsicherung hat seine ganze Kraft noch nicht entfaltet. Dennoch darf man in der Bevölkerung bald auf wachsende Hilfsbereitschaft und Zuversicht hoffen. Ansätze dafür sind in den am schlimmsten betroffenen Gebieten Chinas und in Italien zu beobachten. In der Finanzszene wird indes die Panik wachsen. Das über 12 Jahre aufgeblasene Geldsystem, dessen Architektur allen klassischen Lehrsätzen der Marktwirtschaft widerspricht, droht nun zu platzen. Die in dieser Zeit einstudierten Reflexe der Notenbanken werden jetzt wahrscheinlich nicht mehr funktionieren.
Die Wirtschaft wird Schaden nehmen, weil Lieferketten reißen und vieles, was in einer reichen, vom Wachstum angefeuerten Welt nicht zum täglichen Bedarf gehört, an Bedeutung und Wert verliert. Frisch geschöpftes Geld wird das nicht verhindern können.
Nachdem sich der Ölpreis Ende letzter Woche ein wenig erholte, hat er heute Morgen wieder den Rückwärtsgang eingeschaltet. Die Aktienbörsen führen ihren Absturz fort. Es gibt wenig Anlass, einen Wechsel der Bewegungsrichtung zu erwarten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 30,67 Dollar und das Barrel Brent zu 32,05 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 316,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8936 Euro. Damit kostet der Euro 1,1189 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl wird günstiger, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Damit wird ein Teil des internationalen Preisrückgangs eingepreist. Die Kopplung an den Weltmarkt ist in diesen Tagen allerdings gering, da sich eine kaum beherrschbare Kaufwelle entwickelt hat. Die Überschussberichte vom globalen Markt sind nicht auf den Binnenmarkt übertragbar.
Dem Handel fehlen ausreichende Fahrzeugkapazitäten und Personal, um dem Ausnahmebedarf gerecht zu werden. Durch die Verknappung kam es vielerorts zu steigenden Heizölpreisen. Verbraucher reagieren teils irritiert, teils missmutig auf das Marktphänomen. Es tritt hauptsächlich in den starken Heizölregionen Baden-Württemberg und Bayern auf.
Bayern ist eine weitgehend eigenständige Region im Mineralölmarkt. Die Hauptversorgung erfolgt über den Hafen Triest (Italien) und die TAL-Pipeline sowie die Raffinerien in Ingolstadt, Vohburg, Neustadt und Burghausen. Zusätzliches Öl nach Bayern zu bringen, ist aufwendiger als in anderen Regionen Deutschlands. Aufgrund dieser Tatsache reagieren die Preise sensibler als andernorts. Erschwerend kommt hinzu, dass die Raffinerie Vohburg wegen Wartungsarbeiten derzeit heruntergefahren ist.
Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem deutlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die günstigen Heizölpreise sind eindeutig Kaufpreise. Aber der Preisverfall ist wahrscheinlich noch nicht zu Ende. Wenn Sie gerne spekulieren, ist das jetzt Ihre Gelegenheit.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil