Internationaler Markt
Gestern blieben die Ölbörsen und Behörden in den USA wegen des Black Independence Day („Juneteenth“) geschlossen. Der Feiertag erinnert an das offizielle Ende der Sklaverei im Jahr 1865. Der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt wird daher erst am Freitag veröffentlicht. Vorabschätzungen des Branchenverbands API deuten auf eine Anstieg der Lagerbestände.
Bei den Ölpreisen in Europa bewegt sich nur wenig, da die amerikanischen Trader fehlen. Brent-Rohöl kostet auch am heutigen Morgen etwas über 85 Dollar je Barrel.
Monatelang konnte der Ölmarkt die militärischen Konflikte in Nahost ignorieren, aber seit Anfang der Woche sind die Warnzeichen unübersehbar. Die Kämpfe im Gaza-Streifen werden wieder heftiger. Auch im Norden Israels, an der Grenze zu Libanon, spitzt sich die Lage zu. Eine größere Konfrontation mit der Hisbollah liegt in der Luft. Die vom Iran unterstützte islamistische Terrormiliz ist mit Abstand die stärkste Kraft im mittlerweile völlig zerrütteten Libanon. Immer wieder werden Raketen auf nordisraelische Truppen oder Siedlungen abgefeuert.
Auch die Huthis sind weiterhin aktiv und greifen die zivile Schifffahrt im Roten Meer an. Vorgestern wurde ein Kohlefrachter versenkt. Fast alle Öltanker meiden die Region, aber die neuen Anschläge schüren die Befürchtung, dass auch andere Routen wie etwa die wichtige Straße von Hormus im Persischen Golf nicht mehr lange sicher sein werden.
Im übrigen Ölmarkt sind die Nachrichten gemischt. Das große Ölfeld Buzzard in der Nordsee hat den Betrieb nach wochenlangen technischen Störungen wieder aufgenommen. Gleichzeitig fiel ein Teil der größten Raffinerie Europas aus. Shells Pernis-Raffinerie in Rotterdam hat vor allem bei der Dieselproduktion Probleme, so Medienberichte.
In den USA breiten sich unterdessen in New Mexiko zwei große Waldbrände weiter aus. Der Bundesstaat ist nach Texas der zweitwichtigste Ölproduzent der USA. Die großen Schieferölregionen liegen nicht mehr weit von den 80 Quadratkilometer großen Feuerschneisen entfernt. Die Feuerwehr hofft nun auf Regen im weiteren Tagesverlauf.
Alles zusammen sorgt dafür, dass die Ölpreise im Moment ihr vergleichsweise hohes Niveau halten können. Aber der Handel wird wohl erst um die Mittagszeit Fahrt aufnehmen, wenn die Ostküste der USA erwacht. Neue Konjunkturdaten und der verspätete Wochenbericht zum US-Markt werden im weiteren Tagesverlauf für Bewegung sorgen.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 85,18 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 81,42 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 790,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9314 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0734 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen seit zwei Wochen fast ohne Pause. Insgesamt haben sie um etwa 9 Prozent zugelegt. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen Durchschnittspreis von 100,4 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist der höchste Stand seit Ende April.
Heizöl folgt damit den Rohölpreisen und vor allem den Preisen für Gasoil, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl. Die ungewöhnlich schwachen europäischen Dieselpreise hatten Heizöl in den letzten Monaten zunächst mit nach unten gezogen, aber mittlerweile scheint der Wind zu drehen.
Die höheren Preise schrecken die Verbraucher offenbar ab. Die Bestellmengen liegen seit Tagen weit unter dem Durchschnitt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, verharrt auf der mittleren Position. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass immerhin ein Drittel der Stimmen weiter steigende Heizölpreise erwartet.
Trotz des aktuellen Preisanstiegs ist Heizöl noch immer unerwartet billig. Das gilt vor allem, wenn man die höheren CO2-Abgaben und die steigende LKW-Maut mit berücksichtigt. Wer demnächst ordern muss, findet also auch jetzt noch attraktive Bedingungen vor.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil