Internationaler Markt
Die Ölpreise haben sich in den letzten zwei Wochen deutlich erholt. Europäisches Rohöl der Sorte Brent stieg um 50 Prozent. Der Juni-Future für die US-Sorte WTI verdreifachte sogar seinen Wert. Das Vorgängerpapier für Lieferungen im Mai sorgte in seinen letzten Handelstagen noch für die Sensation negativer Preise. Die drohen nach gegenwärtigem Stand der Dinge nicht mehr.
Nach dem panikartigen Abverkauf von Ölpapieren ist die Erholung keine Überraschung. Im ersten Schritt war sie ein Abschütteln übertriebener Emotionen. Dann folgte die Erkenntnis, dass Ölförderer mit und ohne staatliche Vorgaben ernsthaft begannen, ihre Produktionen zu drosseln. Darüber hinaus waren erste Erholungstendenzen bei der Nachfrage spürbar. Schließlich keimte die Hoffnung, dass die globale Lagerkapazität reichen könnte, um der gewaltigen Ölschwemme Herr zu werden. Das liegt sicher auch an der Tatsache, dass jeder Topf zu Wasser und zu Lande als Öltank umgewidmet wurde. Sogar Pipelines wurden ihrer Transportaufgabe entledigt, um Öl zu lagern.
Vor zwei Wochen hieß es, dass das Zentrallager der USA in Cushing, Oklahoma in diesen Tagen überlaufen werde. Mit der letzten Veröffentlichung der US-Lagerdaten wurde der kritische Moment auf Anfang Juni verschoben. Nun wird sogar gemunkelt, dass der Ölbestand bereits zu sinken beginne und die Gefahr des Überlaufs gebannt sei.
Saudi-Arabien soll die Preise für Juni-Lieferungen nach Asien um 1,40 Dollar pro Barrel angehoben haben. Das legt den Gedanken nahe, Riad hätte den Preiskampf mit Russland beendet. Bullisch eingestellte Finanzjongleure sehen sich angesichts solcher Meldungen zum Wiedereinstieg in den Ölhandel aufgefordert.
Schließlich ist da noch die Arbeit am Handelsabkommen zwischen USA und China. Dazu gab es zwischenzeitlich wieder störendes Gebell aus dem Weißen Haus. Gekontert wird sie nun mit dem beidseitig formulierten Wunsch der Verhandlungspartner, eine bessere Arbeitsatmosphäre herstellen zu wollen. Auch so etwas unterstützt die steigenden Ölpreise.
Die Menge an bullischen Noten soll nicht den Eindruck erwecken, dass am Ölmarkt wieder heile Welt herrscht. Es handelt sich derzeit lediglich um eine Aufhellung der desaströsen Stimmung. Eine echte Erholung wird noch lange auf sich warten lassen. Wahrscheinlich wird es im Laufe des Jahres sogar eine weitere Abwärtsphase geben, wenn die Blicke weniger auf die Corona-Seuche und mehr auf die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns gerichtet sind.
Die nicht vollzogene Rückkehr zur Normalität lässt sich auch an der Höhe der Ölpreisschwankung während eines Handelstags ablesen. Zehn Prozent und mehr sind in diesen Tagen üblich. Heute Morgen nimmt die Ölbörse diesen Volatilitätswert schon wieder ins Visier. Dabei hält sie zur Stunde noch das durchschnittliche Preisniveau von gestern.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 24,72 Dollar und das Barrel Brent zu 30,39 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 241,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9227 Euro. Damit kostet der Euro 1,0836 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl wird etwas teurer, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Anstieg ist erheblich geringer als die Preisvorgabe der Börse. Das liegt an der Dämpfung der überaus starken und schnellen Preisschwankung beim Übergang auf den physischen Heizölmarkt. Es liegt aber auch am beginnenden Abbau der sehr hohen Gewinnmargen im Heizölpreis, die die bisher starke Binnennachfrage ermöglicht hatte. Die gigantische Bestellwelle ebbt ab.
Beobachter der Heizölpreise sind weiterhin sehr positiv zur Preisentwicklung eingestellt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.
Das Tiefpreis-System zeigt nur noch im Südosten ein Kaufsignal.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die Heizölpreise sind klare Kaufpreise. Insbesondere im Süden der Republik gibt es allerdings weitreichendes Abwärtspotenzial, das noch ausgespielt werden wird. Es bleibt eine Marktlage für Spekulanten.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil