Internationaler Markt
Die für den Ölpreis verlustreichste Woche seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 endet heute, am Freitag den 13.. Abergläubigen Gemütern bietet sich noch einmal die Gelegenheit, besondere Horrorszenarien zu kreieren. Die Realität dieser Woche damit zu toppen, ist allerdings schwer. Während der Ölmarkt das Schlimmste bereits am Montag erlebte, wütete an anderen Börsen gestern Weltuntergangspanik. Sie bescherte dem amerikanischen Aktienindex Dow Jones den stärksten Verlust seit 33 Jahren.
Wesentlicher Treiber des Ausverkaufs war ein Einreiseverbot für Europäer, das der hinter der Corona-Front marodierende Präsident im Weißen Haus verhängte. Damit erwies er dem Finanzmarkt im wahrsten Sinn des Wortes einen Bärendienst. Ein Hilfsversuch der Europäischen Zentralbank (EZB) war im Ansatz sicher besser. Gleichwohl verpuffte er im Ergebnis ebenfalls.
Der Ölmarkt wurde vor einem vergleichbaren Absturz durch ein paar bullisch wirkende Umstände gerettet. Zum einen war da ein Scharmützel zwischen iranischen Milizen und dem US-Militär im Irak, bei dem drei westliche Soldaten ums Leben kamen. Die Angegriffenen führten darauf einen Luftschlag gegen ein Waffenlager. Ob es Opfer unter den Milizionären gab, ist nicht bekannt. Zum anderen drehten die USA wieder an der Sanktionsschraube gegen die russische Ölgesellschaft Rosneft und Venezuela, um dessen Präsidenten in die Knie zu zwingen. Das Land mit den größten Ölreserven der Welt ist mittlerweile zu einem Zwerg unter den Öllieferanten verkommen.
Beim wichtigsten Thema im Ölgeschäft, dem Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland um die richtige Strategie zur Rettung des Ölpreises, gibt es keine Bewegung. Riad hat das Fluten des Markts ab April angeordnet. Russland wird zeitgleich ebenfalls mehr Öl liefern. Durch den unvermeidlichen Preisverfall kommen US-Unternehmen in Schwierigkeiten, deren Produktion teurer ist als die der Kontrahenten. Möglicherweise wird der Cocktail aus Ölflut und Corona-Epidemie schneller als erwartet Pleiten zur Folge haben. Die amerikanische Ölschieferproduktion wird daran allerdings nicht zugrunde gehen. Sieger und Verlierer der Auseinandersetzung sind derzeit nicht seriös prognostizierbar.
Heute Morgen sehen wir eine Gegenreaktion der Börsen auf den gestrigen Ausnahmetag. Ölnotierungen und Aktienkurse steigen. Angesichts der virulenten Corona-Bedrohung dürfte es sich dabei nur um eine kurze Erholung handeln. Tendenziell sind weiterhin abgängige Kurse zu erwarten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 32,77 Dollar und das Barrel Brent zu 34,52 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 351,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8930 Euro. Damit kostet der Euro 1,1200 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen ihren abgängigen Trendkanälen, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Momentan steigen die Preise ein wenig. Perspektivisch sollten sie weiter fallen. Die Preisentwicklung im Inland ist allerdings vom Weltmarkt abgekoppelt, weil eine kaum beherrschbare Kaufwelle den Markt erschüttert, insbesondere im Süden der Republik. Ähnlichkeiten zu den Hortungsberichten dieser Tage sind gegeben. Gäbe es Heizöl im Laden, würden sich einige Menschen darum prügeln.
Der Heizölmarkt wird durch den Ansturm für Wochen überlastet sein. Montagmorgen zwang er sogar unsere Server für zwei Stunden in die Knie. Der Handel kann weder genug Ware beschaffen noch verfügt er über ausreichend Fahrzeugkapazität und Personal, um dem Ausnahmebedarf gerecht zu werden. Durch die Verknappung kam es vielerorts zu steigenden Heizölpreisen. Verbraucher reagieren teils irritiert, teils missmutig auf das Marktphänomen. Es tritt hauptsächlich in den starken Heizölregionen Baden-Württemberg und Bayern auf.
Bayern ist eine weitgehend eigenständige Region im Mineralölmarkt. Die Hauptversorgung erfolgt über den Hafen Triest (Italien) und die TAL-Pipeline sowie die Raffinerien in Ingolstadt, Vohburg, Neustadt und Burghausen. Zusätzliches Öl nach Bayern zu bringen, ist aufwendiger als in anderen Regionen Deutschlands. Aufgrund dieser Tatsache reagieren die Preise sensibler als andernorts. Erschwerend kommt hinzu, dass die Raffinerie Vohburg wegen Wartungsarbeiten derzeit heruntergefahren ist.
Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt.
Das Tiefpreis-System gibt für einige Regionen Deutschlands Kaufsignale.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die günstigen Heizölpreise sind eindeutig Kaufpreise. Aber der Preisverfall ist wahrscheinlich noch nicht zu Ende. Wenn Sie gerne spekulieren, ist das jetzt Ihre Gelegenheit.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil