Internationaler Markt
Vor etwas mehr als zwei Jahren kostete Rohöl 40 Prozent von dem, was heute für ein Barrel bezahlt wird. Das Preisniveau war für die Ölanbieter eine Katastrophe. Unter Führung von Saudi-Arabien, dessen Sozialsysteme zur Wahrung der nationalen Stabilität aufgrund der errotierten Öleinnahmen absehbar nicht mehr finanziert werden konnten, gelang es, eine Allianz aus OPEC und einigen Nicht-Mitgliedern zur Rettung der Ölpreise zu schmieden.
Die Organisation erdölexportierender Länder, kurz OPEC, die bisweilen auch als Preiskartell bezeichnet wird, erlangte in ihrer bald 60-jährigen Geschichte zwar große Aufmerksamkeit. Einigkeit und Disziplin waren bis dato aber keine Eigenschaften, für die sie bekannt war. Daher war es nicht verwunderlich, dass Versuche von Preissteuerung üblicherweise fehlschlugen.
Vor diesem Hintergrund betrachtete man das ausgerufene Vorhaben, wieder eine Preissteuerung zu versuchen, in der Ölszene skeptisch. In der Finanzszene lockte es die permanent nach Anlagen suchenden Bullen hingegen an. Sie ließen die Ölpreise tatsächlich klettern.
Als die Ölpreise die Region von 50 Dollar erreicht hatten, schien die Reise zu Ende zu gehen, zumal die zwischenzeitlich eingeleiteten Kostensenkungsprogramme in den Ölkonzernen diesen Preis als auskömmlich genug erscheinen ließen, um die nötigen Investitionen sogar für eine Angebotssteigerung aufbringen zu können.
Derweil glänzte die Allianz mit nie dagewesener Disziplin bei der Reduzierung der Fördermengen. Vor einem Jahr standen viele ihrer Teilnehmer vor der Entscheidung, weiterzumachen oder sich wieder um die Steigerung ihres Vertriebs zu kümmern, um nicht gegen die wachsenden US-Ölangebote Marktanteile zu verlieren. Die Saudis bliesen zum Kurshalten. Ein paar Naturereignisse, wachsende geopolitische Unruhe und eine starke Ölnachfrage taten ein Übriges. Die Ölpreise stiegen erneut.
Es ist wie im Fußball. Erst hatten sie Glück und dann kam auch noch Können hinzu. Nun gelingt ihnen fast alles. Dem saudischen Ölminister wird nachgesagt, dass er mittlerweile 80 Dollar für das Barrel sehen will. Warum nicht? Die Nachfrage ist stark und die einst überbordenden Ölvorräte sinken trotz nicht minder starker Förderung auf ein langjähriges Niveau zurück. Das hält Finanz-Bullen bei der Stange.
Am Wochenende tagen übrigens die Ölminister der OPEC. Um die Preise soll es dabei nicht mehr gehen. Sie hätten Langfristiges auf der Agenda, heißt es.
Außerhalb der OPEC ist man sich ziemlich sicher, dass beim Angebot noch sehr viel mehr geht. Man ahnt, dass sich Umstände wenden können und dass das Ziel der Allianz im Begriff steht, überreizt zu werden. Heute ist diese Ahnung aber bedeutungslos. Heute ist die Lage bullisch. Das schließt durchaus ein, dass an den Ölbörsen auch mal der Rückwärtsgang eingeschaltet wird, so wie gestern. Heute Morgen geht es dort seitwärts. Am bullischen Grundton dieser Tage ändert es nichts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 68,09 Dollar und das Barrel Brent zu 73,72 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 644,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8102 Euro. Damit kostet der Euro 1,2339 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen stoisch ihrem Aufwärtstrend, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. So sicher wie es im Chart aussieht, ist die Marktlage keineswegs. Sicher ist aber die wachsende geopolitische Unsicherheit. Sie ist aktuell der Motor des Preisgeschehens.
Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt ist ruhig. Käufer gibt es natürlich immer noch und es gibt Beobachter mit der Überzeugung für tiefere Preise. Diese schmilzt allerdings gerade dahin. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr schwachen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Preistrends sind für Verbraucher wenig verheißungsvoll. In fast allen Zeitdarstellungen geht es aufwärts. Einzig die Zehn-Jahres-Ansicht ist im Dauer-Abwärtsmodus.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie keine spekulativ eingestellte Persönlichkeit sind, verschaffen Sie sich durch einen Heizölkauf Ruhe, gegebenenfalls auch nur mit einer Teilmenge! Als Spekulant brauchen Sie sehr starke Nerven. Aktuell läuft der Preis gegen Sie. Mit einem Geduldspolster von mehreren Monaten könnten Sie eventuell noch einen Blumentopf gewinnen.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil