Internationaler Markt
Während der Markt die in der vergangenen Woche getroffene Entscheidung der OPEC-Plus-Allianz, ihre Fördermengen um 2 Mio. Barrel Tagesleistung zu kürzen, mittlerweile einigermaßen verdaut hat, wächst der Ärger darüber in den USA täglich. Aus politischer Sicht kommt das Verhalten Saudi-Arabiens, das in der Allianz als Treiber der Kürzung und Fürsprecher Russlands auftritt, einer Aufkündigung des Bündnisses mit den USA gleich. Robert Menendez, der dem außenpolitischen Ausschuss im US-Senat vorsitzt, droht erbost, er wolle keine Zusammenarbeit mehr mit Saudi-Arabien genehmigen, solange das Land Russland und seinen Krieg gegen die Ukraine mit derartigen Ölmarkteingriffen unterstützt.
Derweil sinniert man im Weißen Haus darüber, erneut Öl aus den strategischen Reserven auf den Markt zu bringen, um einem Abheben der Ölpreise entgegenzuwirken. Die Entscheidung wird vom weiteren Preisverlauf und von den realen Kürzungen abhängen. Letzte dürften rund eine Mio. Barrel geringer ausfallen als der Kürzungsbeschluss vorgibt, weil die Allianz die eigenen Produktionsvorgaben seit Monaten nicht mehr erfüllen konnte. Sie liefert nicht das, was sie liefern müsste. Das Defizit kann nun also per Papierbeschluss reduziert werden.
Die Ursachenforschung zum jüngsten Preisanstieg ist komplex. Bereits die Frage nach der dominierenden Knappheit im Markt, Rohöl oder Gasöl, das heißt Förderung oder Raffinierung, kennt viele Antworten. Zu den im gestrigen Kommentar genannten Aspekten gesellt sich aktuell übrigens noch ein Ölarbeiterstreikt in Frankreich, der rund 60 Prozent der Produktion stilllegt. An Tankstellen kommt es dadurch zu einem spürbaren Produktenmangel. Zwar gab es am Wochenende einen Lösungsvorschlag von Total und Esso, der wurde gestern aber von Gewerkschaftsseite zurückgewiesen. Der Streik dauert bis auf weiteres an.
Ohne eine griffige Antwort auf das Rohöl-Gasöl-Problem kann man indes feststellen, dass die Produktenpreise binnen eines Jahres stärker gestiegen sind als die Rohölpreise. Auf unserer Ölpreise-Seite können Sie das selbst verfolgen. Der Vergleich der Ein-Jahres-Ansichten für Rohöl Brent und Gasöl spricht eine eindeutige Sprache.
Unzweifelhaft aber dennoch unterbelichtet ist in dem Zusammenhang die Preiswirkung des kommenden Ölboykotts gegen Russland zu bewerten. Indem dieser Boykott im Dezember für Rohöl und im Februar für Gasöl in Kraft tritt, wird Angebotsmenge aus dem Markt genommen. Falls die Wirtschaft bis dahin nicht durch eine bittere Rezession implodiert sein sollte, kann das nur zu einem weiteren signifikanten Preisschub führen. Dann wird die Bundesregierung vermutlich das x-te Hilfspaket schnüren, dessen Ursache sie selbst mitverschuldet hat. Nachdem die Schaden-Nutzen-Betrachtung beim Gas bereits zu Ungunsten der EU ausgegangen ist, wird mit dem angestrebten Ölboykott der nächste Fehler in Aussicht gestellt. Noch könnte er in Brüssel oder Berlin abgewendet werden.
Heute Morgen wird an den Ölbörsen nicht Knappheit, sondern Rezession gehandelt. Die Notierungen geben ordentlich nach, beim Gasöl (Vorprodukt für Heizöl) sogar mehr als beim Rohöl. Der Preisanstieg der letzten Woche wird teilweise annulliert.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 89,96 Dollar und das Barrel Brent zu 95,11 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.207,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 1,0294 Euro. Damit kostet der Euro 0,9711 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Rückgang fällt allerdings deutlich geringer aus als an den Ölbörsen. Das liegt an den bullischen Einflüssen im Inland. Hier hat die Corona-Pandemie tiefe Spuren hinterlassen, die sich in ungenügendem Personal, vorwiegend auf den Tankwagen, durch Krankheit oder Totalausfall manifestieren. Der Mangel wird größer, weil der Heizölbedarf durch Industrieunternehmen, die fehlendes Gas ersetzen müssen, in der nächsten Zeit erheblich steigen wird. Mancherorts werden Heizölhändler durch solche Kunden vollständig absorbiert. Sie stehen privaten Endverbrauchern somit nicht mehr zur Verfügung. Die Angelegenheit gipfelt im Februar mit dem Boykott gegen russisches Heizöl. Einen Vorgeschmack darauf gibt es bereits im Dezember, wenn kein russisches Rohöl mehr per Schiff nach Deutschland gelangt.
Das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft hat angesichts der jüngsten Preissteigerung spürbar abgenommen. Gleiches gilt für die Hoffnung auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem knappen Minderheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Versuchen Sie zu kaufen, um mit Ihrer Bestellung nicht in eine noch tiefere Versorgungskrise zu geraten.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil