Internationaler Markt
Die Anzahl chinesischer Lockdowns als Konsequenz der No-Covid-Strategie wächst. Nur wenige Omikron-Fälle vermögen ganze Millionenstädte in Schockstarre zu versetzen und vom Rest des Landes zu isolieren. Die Folgen dieser Politik treten hierzulande in zerrissenen Lieferketten und sinkenden Ölpreisen zu Tage. Letztes mag man angesichts der kriegsbedingt hohen Preise kaum glauben. Der Blick auf einen Preischart verleiht der Preisrichtung aber den verständlichen Ausdruck. Dahinter verbirgt sich der chinesische Nachfrageschwund von über einer Million Barrel pro Tag. Er wiegt schwerer als die teilweise Freigabe von strategischen Ölreserven der Alliierten gegen das kriegslüsterne Russland.
Am angemessenen Umgang mit diesem Aggressor arbeitet sich die EU immer noch ab. Mehrheitlich wünschen Politiker der Mitgliedstaaten einen Ölboykott. Sie verbinden damit die Hoffnung, dem russischen Kriegstreiben das finanzielle Fundament zu entziehen. Das darf angesichts der weitgehenden militärischen Autarkie des Landes bezweifelt werden. Vor allen Dingen wäre es eine von den Staaten der Welt kaum sekundierte Maßnahme. Die Liste der Länder, die sich nicht darum scheren, dass Russland seinen historischen Einflussbereich sichern will, ist erheblich länger als die Liste der unter Führung der USA alliierten Widersacher.
Diejenigen, die sich nicht involvieren lassen, nutzen die Gunst des günstigen russischen Ölangebots verständlicherweise ohne Scham aus. Das Angebot wurde durch einen nicht politisch verordneten Boykott global agierender Ölhändler möglich. Er ist Folge der bereits auf den Weg gebrachten Sanktionen gegen Russland, die den freien Handel erheblich erschweren. Indien ist derzeit der größte Profiteur der Situation. Das Land hat binnen zwei Monaten mehr Öl aus Russland bezogen als zuvor innerhalb von zwei Jahren.
Die Sanktionen zeigen allerdings immer stärkere Wirkung. Sie kommt nicht unmittelbar, sondern mittelbar über verhinderte Versicherungen von Schiffsladungen zustande, die Käufer abschließen müssen. Ohne Versicherung werden vertragliche Geschäfte nicht ausgeführt. In der Not landet ein Teil des herumirrenden Öls auf dem Spotmarkt. Mehrheitlich endet es allerdings im Boden als nicht gefördertes Öl. Das bedeutet seinen Entzug vom Weltmarkt. Das geschah bereits mit dem Öl der OPEC als Reaktion auf die Corona-bedingte Absatzkrise in 2020. Heute haben viele Förderländer große Probleme, die Produktion auf die alte Stärke zurückzuführen. Es ist nicht zuletzt dieser Umstand, der zur latenten Unterversorgung des Markts geführt hat. Die Konsequenz der Unverkaufbarkeit russischen Öls wird den Ölmangel verschärfen und die Ölpreise in die Höhe treiben. Damit wird der Einnahmeausfall aller Länder mit einer provozierten Förderschwäche kompensiert, auch der Russlands.
Der Gang der Geschichte bringt neue Profiteure hervor, allen voran die USA, aber auch Saudi-Arabien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Norwegen, um nur einige zu nennen. Die größten Verlierer werden Russland und die EU sein, deren Volkswirtschaften erheblich unter den Verwerfungen leiden werden. Die EU wird sich energiepolitisch neu erfinden müssen. Ob das Vorhaben des Green Deals die anstehende Rosskur überlebt, steht in den Sternen. Wahrscheinlich wird die Energieversorgung in den nächsten Jahren eher dreckiger als sauberer werden, weil Preissteigerungen durch billigere Energieimporte, beispielsweise Kohle statt Gas, in Grenzen gehalten werden müssen. So günstig wie aus Russland bekommen wir den Ersatz nicht mehr. Flüssiggas aus den USA ist erheblich teurer und stellt eine deutlich größere Umweltbelastung dar als russisches Gas. Hoffentlich haben diejenigen, die heute lautstark eine moralgetriebene Politik einfordern, genug Weitsicht, sich der Konsequenzen bewusst zu sein.
An den Ölbörsen geht es gerade ruppig zu. Der gestrige Preisrückgang wurde annulliert. Gleichwohl ist abwärts als Möglichkeit der kommenden Tage und Wochen noch im Rennen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 98,49 Dollar und das Barrel Brent zu 102,50 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.110,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9356 Euro. Damit kostet der Euro 1,0685 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben sich gegenüber gestern wieder verteuert, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Insgesamt sind sie derzeit auf einem Seitwärtspfad unterwegs. Die Möglichkeit günstigerer Preise ist im zeitnahen Bereich aber noch nicht vom Tisch. Dafür sorgt China mit seinen radikalen Lockdowns.
Das Bestellaufkommen für Heizöl ist trotz der hohen Preise recht lebhaft, auch wenn viele Verbraucher wieder auf fallende Preise setzen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem bärenstarken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil