Internationaler Markt
Auch gestern gaben die globalen Ölpreise deutlich nach. Brent-Rohöl kostet heute nur noch 77 Dollar je Barrel. Das ist eine Preisregion, in der sich in den letzten zwei Jahren immer wieder eine Trendumkehr nach oben anbahnte.
Die von der OPEC noch vor einem Jahr angestrebte Marke von 100 Dollar je Barrel ist hingegen völlig außer Reichweite geraten. Immer bescheidener wurden seit dem Kriegsausbruch im Februar 2022 die Anläufe zum Wunschpreis der Ölexporteure. Die letzte Preishausse vor sechs Wochen scheiterte schon bei 88 Dollar. Jetzt geht der Blick eher nach unten. Bei 75 Dollar und spätestens 72 Dollar je Barrel meldete sich bisher stets reges Kaufinteresse.
Die Medien bemühen die Friedenshandlungen zum Gazakrieg als Erklärung für den Preissturz. In der Tat gibt es dort Fortschritte, denn Israel scheint dem amerikanischen Kompromissvorschlag zuzustimmen. Doch es ist noch ein weiter Weg. Die Hamas-Führung hat sich noch nicht dazu geäußert. Und selbst nach einer Einigung bleibt unklar, ob der Waffenstillstand hält.
Auch die Strippenzieher in Teheran dürften nur ein begrenztes Interesse an einer Waffenruhe haben. Offiziell bereiten sie noch immer einen großen Militärschlag gegen Israel vor. Beide Alternativen sind unangenehm für den Iran: Eine militärische Eskalation birgt unwägbare Risiken für das Regime, während ein stabiler Frieden die Rolle Israels und Saudi-Arabiens stärken würde.
Es ist ohnehin fraglich, ob die Lage in Nahost für den Kurs der Ölpreise derzeit ausschlaggebend ist. Die strukturellen Verschiebungen im Ölmarkt scheinen derzeit wichtiger zu sein: Die Ölnachfrage wächst nur langsam, wie die letzten Zahlen aus China zeigen, während das Ölangebot mehr als üppig erscheint.
Ab Oktober will das OPEC+ Kartell sogar noch zusätzliches Öl auf den Markt werfen. Russisches Öl strömt nach wie vor ungehindert auf die Weltmärkte. Gleichzeitig wächst die Ölförderung in neuen Petrostaaten wie Guyana sprunghaft an.
Selbst die amerikanische Schieferölbranche legt stärker als erwartet zu. Immer wieder wurde dem „Fracking-Öl“ eine Krise prophezeit, doch verbesserte Produktionsmethoden halten die Kosten je Barrel bei 30-40 Dollar je Barrel, selbst wenn die attraktivsten Standorte allmählich versiegen.
Gleichzeitig werden jetzt im Golf von Mexiko Ölvorkommen in Tiefen angebohrt, die bislang technisch als unerreichbar galten. Das weckt unangenehme Erinnerungen an die größte Ölpest der letzten Jahrzehnte (Deepwater Horizon 2010), doch neben Chevron ist ausgerechnet BP wild entschlossen, die Ölfelder trotz der extremen Druckverhältnisse und hohen Temperaturen auszubeuten. Die Fördermengen im Golf von Mexiko könnten dadurch erstmals seit einem Jahrzehnt wieder deutlich steigen.
Steigendes Ölangebot, stagnierende Nachfrage und keine greifbaren Versorgungsrisiken. Kein Wunder also, dass die Ölpreise heute weiter nachgeben. Aktuell kostet Brent-Rohöl 77,11 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 73,50 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 692,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9027 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1075 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von nur noch 92,8 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Damit steht Heizöl wieder auf dem Jahrestiefstpreis, der auch Anfang Juni galt. Man muss schon bis zum Juli 2023 zurückgehen, um noch niedrigere Preise zu finden. Neben dem Einbruch bei den Rohölpreisen drücken auch der starke Euro und das Überangebot bei Heizöl/Diesel auf die Preise.
Der Markt reagiert sofort: Die Zahl der Bestellungen liegt seit gestern wieder auf einem rekordverdächtigen Niveau. Damit enden die Wochen mit allmählich abflauendem Kaufinteresse schlagartig.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen anzeigt, stieg auf die zweithöchste Stufe. Auch das mathematische Tiefpreis-System rät nun wieder zum Kauf. Die tägliche ermittelte Lesereinschätzung zeigt einen sprunghaft steigenden Preisoptimismus.
Sehr viel besser können die Rahmenbedingungen für Heizölverbraucher nicht mehr werden: Sehr niedrige Preise, eine gute Versorgungslage und zumindest keine aktuell erkennbaren Versorgungsrisiken. Wer Risiken aus dem Weg gehen will, kann sich jetzt zu unerwartet attraktiven Bedingungen für den Winter versorgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil