Internationaler Markt
Die Rohölpreise nähern sich erneut der Marke von 70 Dollar je Barrel. Bereits vier Mal war der Markt in den letzten Monaten daran gescheitert, diese Schwelle dauerhaft zu überwinden. Jedes Mal rutschte Brent-Rohöl binnen weniger Stunden wieder ab.
Im Moment drücken gute Arbeitsmarktdaten aus den USA und eine anscheinend kräftig steigende Ölnachfrage die Ölpreise nach oben. Auch sinken die Pandemiezahlen in Indien seit einigen Tagen.
Die Story der Ölpreisoptimisten ist damit wieder intakt. Goldman Sachs erwartet nach wie vor über 80 Dollar je Barrel. Entweder schon in diesem Sommer, oder erst im Herbst, falls die Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den USA schneller als gedacht abgeschlossen werden.
In der kommenden Woche treffen sich die Mitglieder des OPEC+ Kartells. Die meisten Beobachter rechnen damit, dass sie wie geplant eine leichte Lockerung der Förderkürzungen für den Juli beschließen werden. Das sollte die Nachfrage verkraften können, so die Erwartung. Noch immer hält das Kartell dann etwa 5,8 Mio. Barrel pro Tag vom Markt fern. Riad, Moskau und Co. fahren derzeit auf Sicht, da die Höhe der iranischen Exportmengen im Sommer unklar ist.
Die Ölmultis haben im Moment eher andere Probleme. Der überraschende Ausgang der Gerichtsverhandlung gegen Shell in den Niederlanden und der tumultartige Verlauf der Aktionärsversammlung bei Exxon (vgl. Kommentar von gestern) wirbeln die Branche durcheinander. Um die Klimaschutzziele einzuhalten zu können, werden sich die Konzerne vermutlich von zahlreichen Ölfeldern, Raffinerien und petrochemischen Anlagen trennen müssen.
Der Nutzen für das Klima ist umstritten. Als sich BP kürzlich von seinen Anlagen in Alaska trennte, übernahm ein umstrittener amerikanischer Ölmilliardär den Betrieb, der noch weniger transparent agiert als der britische Ölkonzern und gänzlich unabhängig ist von kritischen Aktionären.
Auch die Folgen für die Preise sind unklar. Die Internationale Energieagentur rechnet damit, dass der Ausstieg der Industrieländer aus dem Öl zunächst die Preise senken wird und viele Produzenten mit hohen Kosten aus dem Markt drängt. Dadurch steigt jedoch die Marktmacht der Kartellstaaten mit niedrigen Produktionskosten wie Saudi-Arabien, Irak oder Russland.
Wie auch immer die Neuordnung der Ölbranche und der vermutlich rasche Ausstieg aus dem Öl in den Industrieländern abläuft, vermutlich wird es zu wilden Preisschwankungen kommen. Angebot und Nachfrage müssen immer wieder ein neues Gleichgewicht suchen.
Davon ist der Markt heute Morgen allerdings noch weit entfernt. Die Händler nehmen Gewinne mit und die Preise geben leicht nach. Da der Ölmarkt im Moment ruhig wirkt, werden wohl wie gestern neue Konjunkturdaten den Takt vorgeben.
Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 66,84 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 69,34 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 564,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8209 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,2184 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen heute auf ein neues Jahreshoch. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert, der knapp über 64,5 Euro je 100 Liter liegt. Das gilt für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Gleich drei Einflüsse sorgen für diesen Preisschub: Sehr hohe internationale Rohölpreise, ein etwas schwächerer Euro und nicht zuletzt die hohe Nachfrage im deutschen Heizölmarkt.
Noch immer ist der Markt sehr aktiv. Die Zahl der Heizölbestellungen liegt weit über dem Durchschnitt. Aber nur widerwillig werden die hohen Preise akzeptiert: Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nur auf der mittleren Stufe.
Letztlich siegt jedoch der Preispessimismus: Die Lesereinschätzung zeigt, dass sich nur noch 62 Prozent der Verbraucher fallende Heizölpreise vorstellen können. Das ist im Vergleich zu den letzten Monaten ein niedriger Wert.
Dem könnten sich auch die Preischarts anschließen. Alle kurz- und mittelfristigen Preiskorridore zeigen nach oben. Man muss schon einige Jahre zurückgehen, um noch höhere Preise zu finden.
Was tun? Der Aufwärtstrend bei den Ölpreisen wirkt ungebrochen. Wer spekulativ abwartet, geht hohe Risiken ein. Trotzdem lohnt sich im derzeit ungewöhnlich aktiven Heizölmarkt ein Preisvergleich zwischen den Angeboten.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Klarstellung: Es gibt immer wieder Missverständnisse über die Zukunft der Ölheizung. Daher der Hinweis, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten wurde, auch nicht ab 2026. Ab diesem Stichjahr müssen neue Ölheizungen mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil