Internationaler Markt
Gestern erholten sich die Rohölpreise um zwei Prozent. Aktuell kostet Brent-Rohöl 71 Dollar je Barrel. Damit bleiben die Preise bereits seit einer Woche in der Nähe der 70-Dollar-Marke. Sie gilt als kritische Unterstützung, an der sich viele Ölpreiswetten und auch das OPEC+ Kartell orientieren.
Neue Daten aus dem amerikanischen Ölmarkt gaben zusätzlichen Auftrieb. Vor allem ein kräftiger Abbau bei den Benzinlagern ließ die Trader und Raffinerien aufatmen. Sie schrumpften um fast 6 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche, wie das US-Energieministerium (DOE) meldete. Dabei steht der übliche Nachfragesprung ab dem Frühjahr erst noch bevor. Anders als in China und Teilen Europas spielen Elektroautos noch keine große Rolle in den USA.
Auch die geschätzte Gesamtnachfrage nach Öl wirkt in den USA robust. Sie steht im Moment 800.000 Barrel pro Tag und damit fast vier Prozent über den Vorjahreswerten. Das Chaos der Trumpschen Wirtschafts- und Handelspolitik macht sich also noch nicht bemerkbar.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: +1,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,2 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,4 Mio. Barrel (API)
Benzin: -5,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,6 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung (4-Wochen-Durchschnitt): 13,5 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,7 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahresniveau)
Der Preisrutsch in den letzten Wochen nährte sich vor allem aus der Erwartung, dass ein Waffenstillstand in der Ukraine höhere russische Ölexporte und eine entspanntere Versorgungslage im Ölmarkt fördern könnte. Doch die meisten Experten bleiben skeptisch.
Während einer Waffenruhe könnte die Ukraine ihre Verteidigungslinien befestigen und ihre Munitionsvorräte aufstocken. Die EU-Staaten könnten gleichzeitig ihre Unterstützung für die Ukraine fortführen. Auch die USA will wieder Waffen liefern. Militärisch könnte Moskau durch eine Zustimmung also nichts gewinnen.
Innenpolitisch wäre ein Waffenstillstand für Putin ebenfalls riskant. Die Kriegspropaganda beschwört seit Monaten einen nahen Zusammenbruch der Ukraine sowie rasche Fortschritte an der Front. Eine plötzliche Kriegspause könnte dazu führen, dass eine kritische Bilanz der blutigen „Spezialoperation“ gezogen wird. Es ist daher wahrscheinlicher, dass der Krieg erst einmal weitergeht oder dass der Waffenstillstand nur auf dem Papier steht.
Immer wahrscheinlicher wird hingegen eine Rezession in den USA mit entsprechenden Folgen für die Ölnachfrage. Die drastische Erhöhung der Zölle, die Massenentlassungen in den Behörden und die wachsende Verunsicherung der Verbraucher und Unternehmen spricht nicht für eine stabile Wirtschaftsentwicklung.
Zum Handelsstart in Europa steigen die Ölpreise jedoch erst einmal leicht an. Die Händler warten im Moment auf den Monatsbericht der Internationalen Energieagentur, der am Vormittag veröffentlicht wird. Brent-Rohöl kostet 71,08 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 67,77 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 657,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9205 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0863 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen am Morgen nur minimal zu. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittswert von 91,0 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Damit bleiben sie in unmittelbarer Nähe des Jahrestiefs.
Die Zahl der Bestellungen liegt derzeit auf Rekordhöhe und übertrifft sogar die bereits sehr hohen Ordermengen der letzten Woche. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht allerdings „nur“ auf der zweithöchsten Stufe. Das spricht dafür, dass vor allem wegen der günstigen Preise gekauft wird, aber dass keine Kaufpanik herrscht.
Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, rät ebenfalls dazu, das aktuelle Preisniveau zu nutzen. Die Verbraucher bleiben optimistisch, was für eine Fortsetzung der Kaufwelle spricht. Ähnlich wie am Vortag setzen über 80 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise.
Fazit: Nach wie vor halten sich die Rohölpreise in der Nähe der 70-Dollar-Marke auf. Das Abwärtspotenzial wirkt begrenzt. Derzeit schrumpfende Raffineriemargen könnten die Heizölpreise aber trotz der Bestellwelle noch ein Stück weit senken. Viel Luft nach unten scheint es jedoch nicht mehr zu geben. Das spricht dafür, die aktuellen Preise zu nutzen oder doch zumindest zeitnah zu verfolgen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und ab dem Jahr 2027 möglicherweise steil steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil