Internationaler Markt
Die Corona-Pandemie erweist sich als größte Bremse für Lebensart und Wirtschaftsfluss des modernen Menschen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Sie wird diese Funktion noch lange innehaben. Ob zu Recht oder zu Unrecht wird später entschieden. Eine Pleitewelle unter Menschen und Unternehmen wird eine der Konsequenzen dieser Bremse sein. Ob sie nur bereinigt, was zu lange mit billigem Geld erhalten wurde oder substanzielle Werte vernichtet, wird die Zukunft zeigen.
Im Ölmarkt wird die Nachfrage ausgebremst. Man versucht das Angebot darauf einzustellen, mit mäßigem Erfolg. Wer Öl hat, will oder muss es verkaufen, um ein Land oder ein Unternehmen einigermaßen zusammenzuhalten. Im Ölkartell OPEC ist man gemeinsam mit einigen Alliierten bemüht, die Last der Produktionsdrosselung unter den assoziierten Teilnehmern gerecht zu verteilen. Oberflächlich betrachtet klappt das ganz gut. Die Details sorgen für Streit. Einige Länder, allen voran Irak, Nigeria und Russland, halten sich nicht an die Abmachungen. Sie provozierten mit ihrem latenten Überangebot Streit und riskieren, den mit Mühe auf ein für sie leidlich auskömmliches Niveau gekämpften Ölpreis erneut abstürzen zu lassen.
Es gibt einen Plan, die Produktion nach und nach wieder zu steigern. Als dieser erstellt wurde, rechnete man noch mit einer schnelleren Erholung der Wirtschaft. Heute wäre die Kürzungsallianz vermutlich gut beraten, mit Fördererhöhungen weiterhin zurückhaltend zu sein. Die Not lässt das kaum zu. Im Juli wurde mehr Öl gefördert als im Juni und im August wird mehr Öl gefördert als im Juli. Die genannten Quotenbrecher sollten ihre Steigerung nach neuer Absprache so restriktiv handhaben, dass sie in Summe quotentreu sind. Sie werden es vermutlich nicht tun.
Es könnte sein, dass der Markt respektive der Preis diese Untreue verzeiht. Grund ist die desaströse Lage der US-Ölindustrie. Beim aktuellen Rohölpreis müsste sie, die keinem Kartell verpflichtet ist, eigentlich mehr Öl produzieren. Das sollte profitabel sein. Aber das Gros der relativ jungen Unternehmen, die im Ölschieferboom entstanden sind, ist dazu nicht mehr in der Lage. Sie sind pleite. Lediglich ein gutes Viertel dieser Unternehmen verfügt noch über so viel Substanz, dass sie wenigstens einen Käufer finden könnten. Der US-Ölschieferboom war fast vollständig auf Verschuldung aufgebaut. Das rächt sich nun.
Misslich ist die Lage aber nicht nur für US-Ölförderer. Auch Raffinerien stehen weltweit unter Druck. Sie verfügen über zu viel Produktionskapazität. Die gab es in Europa auch schon vor der Corona-Pandemie. Man rettete sich hier mit Benzinverkäufen in die USA über die Runden. Damit ist nun Schluss. Im Juni, einem Hochmonat des US-Benzinbedarfs, ging beispielsweise kein einziger Tanker aus Großbritannien in die USA. Das Land ist nach den Niederlanden Europas zweitgrößter Exporteur für Ölprodukte. Die in den letzten Jahren verpasste selbstgelenkte Stilllegung kann nun schnell zur fremdbestimmten Insolvenz führen, nicht nur in Großbritannien, auch in den Niederlanden und Italien.
Hierzulande findet das selbst in Mineralölkonzernen geringgeschätzte Heizöl wieder großen Zuspruch. Es hat den Unternehmen in den letzten Monaten das Geschäft gerettet. Nun soll es wieder vermehrt in heimischen Raffinerien produziert werden.
Der Ölpreis konnte gestern an den Börsen etwas zulegen. Die Inspiration dazu kam von den Aktienmärkten. Heute Morgen geschieht preislich nichts. Es geht mal wieder seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 40,82 Dollar und das Barrel Brent zu 43,93 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 367,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8478 Euro. Damit kostet der Euro 1,1793 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen ein wenig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie befinden sich dabei weiterhin in den verbraucherfreundlichen Trendkanälen der letzten Monate. Diese verlieren zwar allmählich ihre Abschüssigkeit und nähern sich einer Seitwärtsbewegung an. Gleichwohl konnten sie auch so immer neue langjährige Tiefstpreise erreichen. Das Niveau scheint dauerhaft attraktiv zu bleiben.
Im Binnenmarkt geht es erheblich ruhiger zu als zu Hochzeiten des Corona-Lockdowns. Es gibt zwar immer noch alte Aufträge, die ausgefahren werden müssen. Neue Aufträge kommen aber nun gemächlich hinzu. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird von Kunden weiterhin sehr hoch gehalten. Das Interesse an Heizöl ist allgemein aber deutlich gesunken. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem fast sozialistischen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben sich weiterhin als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt, allerdings mit deutlich reduziertem Gefälle.
Das Tiefpreis-System zeigt in fast allen Regionen Deutschlands Kaufsignale.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Greifen Sie zu, die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil