Internationaler Markt
Die geopolitische Lage hat sich neben anderen Faktoren zu einem Treiber der Ölpreise entwickelt. Den derzeit größten Einfluss hat der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Er wird von Ost und West mit Militärpräsenz und Wortgewalt befeuert. Ein weiterer Krisenherd schwelt am Persischen Golf. Dort kommt es vermehrt zu Drohnenangriffen auf die Ölinfrastruktur Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate, die mutmaßlich vom Iran initiiert sind.
Seit dem Erstarken der Schieferölproduktion, in deren Verlauf die USA zum weltgrößten Ölförderer aufstiegen, reagierten die Ölpreise weniger sensitiv auf geopolitische Störungen als früher. Mit dem Schrumpfen der Schieferölindustrie aufgrund von Firmenpleiten im Zuge der Corona-Pandemie kehrt die geopolitische Einflusskraft auf die Ölpreise zurück. Das trifft auf die beiden genannten Krisenherde besonders zu, da ölreiche Länder zu den Kombattanten gehören. Von Russland erwartet man mittlerweile, dass es, anders als in der Vergangenheit, Öl- und Gaslieferungen als Instrumente der Konfliktführung einsetzen wird. Im Fall der Drohnenangriffe auf Ölanlagen am Persischen Golf liegt diese Intention zweifelsfrei vor.
Zur Wirkung auf die Ölpreise trägt die vergleichsweise freundliche Entwicklung der Corona-Pandemie bei, die Sorgen vor erneuten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit selbst in Hochinzidenzgebieten zunehmend zerstreut. Hierzu passt die Meldung von Freitag, nach der die EU-Kommission grünes Licht für die Verwendung einer Pille des Pharmaherstellers Pfizer zur Linderung schwerer Krankheitsverläufe gibt.
Die Ölnachfrage wird nun aller Voraussicht nach flott aus dem Corona-Tal herauswachsen und bereits zum Jahresende neue Rekordverbräuche markieren. Hierzu wird nicht zuletzt eine deutliche Nachfragesteigerung Chinas beitragen. Im letzten Jahr war das Land mit unerwartet geringen Ölimporten noch ein Protagonist der Nachfragedelle.
Vor diesem Hintergrund wird das Ölangebot zunehmend sorgenvoll beurteilt. Die OPEC ist nicht in der Lage, die geplanten und beschlossenen monatlichen Produktionserhöhungen zu realisieren. Gleiches wird für Russland vermutet. Hinzu kommt die politische Instrumentalisierung von Öl und Gas. Die Rückkehr Irans als großer Ölanbieter scheitert aller Voraussicht nach an seiner fehlenden Bereitschaft, dem Vertrag zur Kontrolle seiner Atomwirtschaft erneut zuzustimmen. Der Wiederaufbau der US-Schieferölindustrie findet zwar statt. Er vollzieht sich aber viel zu langsam, um in diesem Jahr einen preisdämpfenden Effekt auszulösen. So ist es in keiner Weise befremdlich, wenn bereits für März ein Rohölpreis um 100 Dollar pro Barrel prognostiziert wird. Noch vor wenigen Wochen rechnete man in dem Zeitraum mit einem nennenswerten Preisrückgang.
Es ist evident, dass der Energiehunger der Welt alle verfügbaren Ressourcen abruft. Je stärker der Ruf nach diesen Ressourcen ertönt, desto phantastischer klingen die politischen Maßnahmen zur Entwicklung einer klimaneutralen energetischen Vollversorgung. Ohne Energiediät wird eine so beschriebene Versorgung alsbald zum politischen Wunschdenken verkommen.
Heute Morgen tanzen die Ölnotierungen an den Börsen im Bereich der Vorwochenabschlüsse herum. Ihren Aufwärtsdrang können sie aber nicht verbergen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 87,66 Dollar und das Barrel Brent zu 90,95 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 804,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8951 Euro. Damit kostet der Euro 1,1170 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Dabei folgen sie ihren aufwärtsgerichteten Trendkanälen recht eng. Mittlerweile liegen die Aufwärtstrends in allen Zeitbereichen vor. Sie sind die Konsequenz einer durch und durch bullischen Epoche am Energiemarkt. Es wird ein Ende dieser Epoche geben. Das liegt derzeit allerdings außerhalb der Sichtweite.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist leidlich belebt. Bestellt wird aus einer Vorratsnot heraus oder aus Sorge vor stetiger Teuerung. Die Hoffnung auf tiefere Preise bleibt volatil. Sie ist sehr direkt mit der Preisentwicklung verknüpft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem knappen Minderheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen keine Preiszuversicht zu. Sie weisen allesamt aufwärts. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Günstiger wird Heizöl in naher Zukunft kaum werden.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil