Internationaler Markt
Die Ölnotierungen konnten in dieser Woche den größten Anstieg im Verlauf des gültigen Abwärtstrends verzeichnen. Es sieht allerdings nicht danach aus, dass dieser Anstieg eine nennenswerte Fortsetzung finden wird.
Ursächlich für das Intermezzo sind aufkommende Sorgen über die Angebotslage am Ölmarkt. Konkret trägt zu diesen Sorgen die leckgeschlagene Keystone-Pipeline bei. Sie ist die wichtigste Verbindung zur Versorgung der USA mit kanadischem Rohöl. Ein Teil der beschädigten Strecke konnte zwar mittlerweile repariert werden. Die vollständige Wiederinbetriebnahme steht aber noch aus.
Zu allem Überfluss erwartet die US-Schieferölindustrie, die sich größtenteils in Texas befindet, nun auch noch frostige Temperaturen. Diese können die Förderanlagen, die kaum gegen derartige Wetterphänomene geschützt sind, zum Stillstand zwingen. Vom Kälteeinbruch betroffen ist ein Gebiet, auf dem täglich rund ein Drittel des US-Rohölaufkommens produziert wird. Für heute Nacht werden die ersten Minusgrade prognostiziert. Extrem soll es in der kommenden Woche werden, wenn die Kältefront das Gebiet überrollt.
Ein weiterer Teil der Angebotssorgen bezieht sich auf die noch ausstehende Antwort Russlands auf den Preisdeckel von EU und G7-Staaten für seine Rohölverkäufe, soweit diese von Dienstleistern des Dollarraums unterstützt werden. Das betrifft das Gros der Versicherer, Zahlungsdienstleister und Logistiker, die für solche Geschäfte infrage kommen.
Auf der Entspannungsseite zum Ölangebot steht der sehr moderate Preis des Deckels, der Russland keine nennenswerte Härte im Vergleich zu den Marktpreisen zumutet. Insofern könnte die Reaktion Moskaus auch ausbleiben. Weiterhin sind die öffentlichen Lagerbestände der USA unerwartet hoch aufgelaufen, wie aus den jüngsten Daten zur Sache hervorgeht. Das ist nicht zuletzt einer untypischen Zurückhaltung beim Kraftstoffverbrauch zu verdanken. Hier könnte noch mehr Entspannung kommen, wenn die USA tatsächlich in eine Rezession eintauchen sollten.
Danach sieht es angesichts der harten Gangart der US-Notenbank in der Zinspolitik tatsächlich aus. Sie gibt die Blaupause für viele andere Notenbanken in der Welt. In der EU gilt die Rezession damit bereits als gesetzt.
Ähnlich desolat und damit entspannend für den Ölmarkt wie die EU steht China da, allerdings aufgrund vollkommen anderer Ursache. Während die Bedingungen hier durch unterschiedliche Führungsstile der Staatshaushalte und vor allen Dingen durch Energieknappheit nach dem Wegfall des Hauptlieferanten Russland geprägt sind, wird China seine Probleme aufgrund der Null-Covid-Strategie als wichtigster Waffe in der Pandemiebekämpfung nicht los. Das Land hat zu wenig für die Immunisierung der Bevölkerung getan. Das zeigt sich nun, da die Ansteckungen wieder exponentiell zunehmen, die Menschen aber nicht mehr bereit sind, sich durch Wegsperren zu schützen. Ihre Ablehnung von Lockdowns ist mittlerweile so groß, dass sich selbst die autoritäre Regierung nicht mehr traut, diese hart durchzusetzen. Es wirkt so, als fiele das Land in Sachen Corona gerade in die Regellosigkeit. Der Zustand ist nicht geeignet, an einen schnellen Wiederaufstieg der lahmenden Konjunktur zu glauben.
An den Ölbörsen sehen wir zum Wochenschluss eine Rückkehr zum Abwärtstrend der Notierungen. Sie macht sich beim Rohöl mal wieder stärker bemerkbar als beim Gasöl, dem Vorprodukt für Heizöl.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 75,00 Dollar und das Barrel Brent zu 80,19 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 920,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9395 Euro. Damit kostet der Euro 1,0643 Dollar.
Nationaler Markt
Die aufsteigenden Heizölpreise drehen langsam bei, wie aus dem kurzen Zeitbereich der aktuellen Heizölpreis-Tendenz mit etwas Phantasie hervorgeht. Die Drehung kommt nicht ganz unerwartet, da sich die allgemeinen Marktbedingen auf globaler Ebene kaum geändert haben. Sie sind von starker Unsicherheit und vor allen Dingen von Rezessionssorgen geprägt. Das wird sich so schnell nicht ändern.
Auch wenn Ölheizer tendenziell geringer von Teuerung betroffen sind als Gas- und Stromheizer, ist die ungleiche staatliche Unterstützung für viele unter ihnen inakzeptabel und verlangt nach Gleichbehandlung. Das Begehren ist mittlerweile bis zur Bundesregierung vorgedrungen und trifft dort dem Vernehmen nach auf offene Ohren. Eine weitere Deckel-Baustelle wird sie angesichts der administrativen Schwierigkeiten, die in der Konstruktion von Gas- und Strompreisdeckel stecken, zwar nicht eröffnen. Sie ist aber bereit, pro Haushalt eine Hilfe von bis zu 2.000 Euro auszuschütten. Diese Hilfe muss im Gegensatz zur Gas- und Stromuntersützung allerdings beantragt werden. Näheres dazu finden Sie beispielsweise hier.
Aufgrund der aktuellen Preisbewegung ist das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft hoch. Anders sieht es für die Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise aus. Sie ist gesunken. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil