Internationaler Markt
Das Angebot an substanziellen Nachrichten aus dem Ölmarkt ist dünn. Deshalb haben Spekulationen über die neuralgischen Themen Konjunktur. Ganz vorn auf der Agenda steht dabei die chinesische Corona-Politik. Sie hat das Land in eine unerwartete wirtschaftliche Schwäche geführt. Ausdruck findet sie unter anderem in den Oktober-Daten zum Außenhandel. Import- und Exportvolumina sanken. Das geschah das letzte Mal am Beginn der Corona-Krise im Mai 2020. Nicht zuletzt dieser Umstand gibt den Spekulationswellen über ein Ende der Null-Covid-Strategie weiteres Futter. In der letzten Woche hatten derartige Mutmaßungen zu einem Anstieg der Ölpreise geführt.
Von offizieller chinesischer Seite war postwendend zu hören, dass es keinen Grund für einen Strategiewechsel gäbe. Der Umgang mit der Pandemie sei richtig, wirksam und wirtschaftlich. Man gesteht allerdings ein, dass die Art und Weise, Lockdowns auszurufen, problematisch sei und Verbesserungen verlange, denn das Gros der Neuinfizierten zeigten derzeit kaum Symptome. Die gegenwärtige Praxis sei zu undifferenziert und beziehe eine zu große Zahl unbetroffener Menschen mit ein. Man werde sich zukünftig stärker am Schutz von Risikogruppen orientieren. Behördenvertreter weisen am Beispiel der südchinesischen Metropole Guangzhou aber auch darauf hin, dass es regional immer noch zu sehr starken Ausbrüchen kommt, die frühere Ausbreitungszahlen übersteigen.
Ein weiterer Aspekt von Spekulation betrifft die angekündigten Reduktionen des Ölangebots. Die handelnden Gruppen sind die OPEC-Plus auf der Angebotsseite und die EU auf der Nachfrageseite. Die OPEC-Plus will mit ihrer Angebotsverknappung den erwarteten Nachfragerückgang aufgrund einer globalen Rezession antizipieren, um einen Preiseinbruch zu verhindern. Wie groß die wirksame Kürzung sein wird, ist allerdings noch offen. Die Menge wird vermutlich auch an der Wirkung des EU-Boykotts gegen russisches Öl ausgerichtet werden. Diese steht im Zusammenhang mit einem von den USA initiierten Preisdeckel für dieses Öl. Wie er wirken wird, ist noch vollkommen offen. Möglicherweise werden mit dem Gesamtpaket zwei bis drei Millionen Barrel Rohöl vom Markt verschwinden. Die preisliche Wirkung kann heftig ausfallen. Konkretes werden wir nur durch die Realität gewahr werden.
Das Bizarre an der westlichen Politik ist, dass sie trotz innenpolitischer Probleme mit dem Preisanstieg und einer mangelhaften Bedeutung für den Kriegsverlauf in der Ukraine stattfindet. Die Teuerung von Benzin wird die Regierungsfähigkeit von Joe Biden mit den anstehenden Midterm-Wahlen definitiv unterminieren. Die Teuerung von Kraft- und Brennstoffen in Europa wird weitere Hilfspakete der Regierungen notwendig werden lassen und die Verschuldung der Mitgliedsstaaten potenzieren. Marktwirtschaftlich lässt sich diese Politik nicht rechtfertigen, als Zeitenwende für ein neues, noch unbekanntes Politikmodell indes schon. Es wäre in dem Fall Zeit, die Bevölkerung über Ziel und Inhalt der neuen Politik in Kenntnis zu setzen, um die Menschen mitzunehmen.
Das dritte große Feld von Spekulation ist die Zinspolitik der Notenbanken. Nach Jahren des billigen Geldes stehen sie nun in der Pflicht, die dadurch ausgelöste Inflation einzufangen. Hierzu muss das relativ schwache und dennoch an Ressourcengrenzen gestoßene Wachstum der Volkswirtschaften signifikant reduziert werden. Das missliche an der Sache ist, dass es sich verbietet, die dabei auftretenden Schmerzen bei einem nennenswerten Teil der Bevölkerungen durch weitere Geldgeschenke zu lindern. Denn das würde das Ziel des geldpolitischen Kampfs konterkarieren. Die Finanzwelt orakelt nun ungeduldig entwarnende Signale der Notenbanken herbei. Diese sind aber nicht in Sicht. Für Ölheizer ist die Lage nicht ganz schlecht, weil sie eine Gegenposition zur Verknappung von Öl ist und das Potenzial hat, anstehende Preissteigerungen zu bremsen.
An den Ölbörsen geht es heute Morgen erkennbar orientierungslos zu. Gasölnotierungen geben nach, Rohölnotierungen legen zu. Im Fall der Sorte Brent geschieht das aber unter dem Preisniveau von Freitag.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 91,89 Dollar und das Barrel Brent zu 98,04 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.089,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 1,0010 Euro. Damit kostet der Euro 0,9989 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise tendieren weiter abwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Nachdem die Bewegung zuletzt eine starke nationale Komponente trug, machen sich darin nun wieder internationale Vorgaben bemerkbar. In der gewohnten Verfassung befindet sich der Binnenmarkt aber noch nicht. Das wird am untypischen Preisgefälle zwischen Nord- und Süddeutschland deutlich. Offenkundig ist Öl dort, wo es früher ausreichend zu beziehen war, nun knapper vorhanden. Der Brennstoffmarkt ist hiervon stärker betroffen als der Kraftstoffmarkt.
Das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft ist mit dem Preisrückgang deutlich gestiegen. Unbenommen dessen hat die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise kaum nachgelassen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil