Internationaler Markt
Corona rabattiert die Ölpreise wieder. Der Effekt kann sich jedoch nicht frei entfalten, weil es Probleme bei der Versorgung des Markts gibt. Ohne diese Unzulänglichkeiten hätte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits ein allgemeiner Abwärtstrend entwickelt.
Allen Impfungen zum Trotz ist der Lockdown wieder en vogue. Dieser Umstand liegt wie Blei auf den Nerven von Wirtschaft und Aktienmärkten. Noch weigern sich Finanzjongleure, einem Kurseinbruch wie zu Beginn der Pandemie beizuwohnen. Statt heftig und kurz kann das Schrumpfen der Real- und Finanzwirtschaft diesmal moderat aber zäh ausfallen. Neben dieser Mehrheitssicht auf die aktuelle Lage gibt es allerdings auch Stimmen, die in der sich nun entwickelnden Corona-Welle das Ende der Pandemie sehen. Danach würde sie sich nur noch als mehr oder weniger normale Erkältung zeigen.
Mit dem Wort zäh sind die Probleme der Energieversorgung treffend charakterisiert. Neben den üblichen Verdächtigen steht das OPEC-Mitglied Libyen mal wieder auf der Agenda des Mangels. Um das zerrissene Land war es ein Jahr lang still. Nun meldet es sich mit Force Majeure (Höhere Gewalt) als Begründung für Lieferausfälle zurück. Dem Vernehmen nach streiten sich einzelne Gruppen im Vorfeld von Wahlen zur Bildung einer neuen Regierung um die Hoheit über das Ölgeschäft. Dabei schaltet man als Zeichen von Macht und Einfluss durchaus mal die eine oder andere Pipeline ab.
Anderen Mitglieder der OPEC gelingt es nicht, die im letzten Jahr reduzierte Förderung von Öl im Zuge der monatlichen Erhöhung wieder rückgängig zu machen. Dadurch hat sich ein Monat für Monat fortgeschriebenes Quotendefizit entwickelt. Das Kartell liefert nicht, was es beschlossen hat zu liefern. Ein Ende dieses Mangels ist nicht in Sicht.
Russland wird im ersten Quartal des neuen Jahres wahrscheinlich ebenfalls weniger Öl liefern. Es gibt keinen Anlass anzunehmen, dass das aufgrund von Unfähigkeit geschieht. Unfähigkeit dürfte auch nicht hinter dem schon länger anhaltenden Engpass bei Gaslieferungen stehen. Dadurch wurde eine veritable Energie- und Preiskrise ausgelöst. Erdgas ist derzeit knapp bevorratet und kommt in ungenügenden Mengen in Europa an. An der ICE (Intercontinental Exchange) wird der Energieträger deshalb so teuer wie nie zuvor gehandelt.
Mit dem vorübergehenden Ausfall von zwei Atomkraftwerken in Frankreich und der ungenügenden Gasversorgung steht nun sogar die sichere Stromversorgung zur Disposition. Fachleute bringen bereits geplante Blackouts (Stromabschaltungen) zur Lösung der Probleme ins Spiel.
Die Ansammlung von Versorgungsschwierigkeiten, die weit über den Ölmarkt hinausgehen, bewahrt die Ölpreise vor einem Corona-bedingten Crash. Der bemerkenswerte Preisverfall gestern Morgen konnte im Tagesverlauf annulliert werden. Zur Stunde geben die Notierungen erneut nach. Sie befinden sich allerdings deutlich höher als zur gleichen Zeit des Vortages.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 68,72 Dollar und das Barrel Brent zu 71,93 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 617,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8848 Euro. Damit kostet der Euro 1,1300 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise kommen nicht unter das gestrige Niveau, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Dabei ist ihnen die Fallsucht durchaus anzusehen. Sie kann sich aus den oben skizzierten Gründen aber nicht austoben. Dass sich die Dinge alsbald anders entwickeln könnten, liegt derzeit nicht in der Luft.
Der Binnenmarkt ist aufgrund des jüngsten Preisrückgangs wieder recht belebt. Heizölbestellungen kommen flott herein. Gleichzeitig steigern Beobachter ihre Erwartung an tiefere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen Preiszuversicht zu, denn die 3- und die 6-Monats-Ansichten weisen Abwärtstrends aus. In den drei weiteren Zeitbereichen liegen Aufwärtstrends vor. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos. Eine unnatürliche, weil nicht marktgerechte Störung der Entwicklung kommt zum Jahreswechsel mit der Erhöhung der CO2-Steuer ins Spiel.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Teilen Deutschlands wieder Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Nutzen Sie die Gunst des Moments.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil