Internationaler Markt
Nachdem der Ölpreis in der letzten Woche ein Vier-Jahres-Hoch erreicht hatte, scheint die bullische Dynamik aufgebraucht zu sein. In dieser Woche wurde das Hoch nicht wieder erreicht. Aber Vorsicht, der Schein trügt! Die Marktkonstellation sieht nicht gut aus. Mit den Iran-Sanktionen werden in den nächsten Wochen weitere Ölmengen blockiert. Hinzu kommt ganz aktuell ein Angebotsausfall in einer ähnlichen Dimension wie beim Iran aufgrund von Sicherheitsabschaltungen vieler Förderplattformen im Golf von Mexiko. Dort wütet der Hurrikan Michael.
Der Sturm zieht schnell ab, so dass im besten Fall nur einige Tagesproduktionen fehlen werden. Die Angelegenheit kann aber durchaus folgenschwerer enden, wenn Michael Schäden an der Infrastruktur hinterlässt. Das wird sich in Kürze zeigen. Die Spekulationsfrist ist in diesem Punkt extrem kurz.
Anders sieht es mit der Spekulation um Ausgleichsmaßnahmen der OPEC und ihrer Freunde gegen die iranischen Fehlmengen aus. Saudi-Arabien wird nicht müde zu beteuern, dass man kompensieren könnte, wenn es wirklich erforderlich wäre. Im erweiterten Kartell stünden Reservekapazitäten von über zwei Millionen Barrel pro Tag bereit. Nominell wäre das in der Tat ausreichend, um die Iran-Sanktionen vergessen zu machen. Analysten errechneten gar ungenutzte Kapazitäten von fast drei Millionen Barrel pro Tag.
Der Haken bei diesen Kapazitäten ist nur, dass sie weder kurzfristig aktivierbar sind noch lange genutzt werden können. Binnen 30 Tagen lassen sich kaum eine Million Tagesbarrel ins System bringen, die auch noch für mindestens 90 Tage zur Verfügung stehen. Es gibt große Zweifel, dass Saudi-Arabien und andere wirklich liefern könnten, wenn es brenzlig wird. Die einzige Beruhigungspille, die in diesem Kontext Wirkung zeigen könnte, ist der hohe Lagerbestand an Rohöl, der in saudischen Tanks schlummert.
Dieser Bestand ist die allein verbleibende Alternative zu den Notreserven der OECD. Ein Anzapfen dieser Reserven wurde sowohl von den USA als auch von der koordinierenden IEA (Internationale Energie Agentur) abgelehnt.
Das laufende vierte Quartal 2018 ist aus Ölsicht heiß. Die Situation kann zu emotionalen Ölpreissteigerungen führen. Das Korrektiv dazu ist die nicht minder emotionale Sicht auf die Weltwirtschaft, die durch extreme Ölpreissteigerungen erheblich beeinträchtigt werden würde. Sollte das geschehen, wäre ein Ölpreiseinbruch zu erwarten. Fazit: Wir wissen, dass wir nicht wissen, was geschehen wird. Der Satz kann allerdings in einer Hinsicht eingeschränkt werden. Ein nennenswerter Konjunktureinbruch wäre die bis heute einzig wirksame Maßnahme gegen die Vergiftung unseres Klimas.
An den Ölbörsen sehen wir heute Morgen sehr verhaltene Kursbewegungen. Sie passen zum Nichtwissen der Protagonisten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 74,85 Dollar und das Barrel Brent zu 84,99 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 745,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8691 Euro. Damit kostet der Euro 1,1501 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen unerbittlich ihrem Aufwärtstrend, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Dass sie dabei ein paar Tage Ruhe gaben, stellt die grundsätzliche Aussage nicht in Abrede. Das nächste Preishoch wird mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade ausgebrütet.
Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt ist lebhaft. Viele Kunden sehen die Preisentwicklung mit Sorge und ordern Heizöl. Achtung: Es kommt zu längeren Lieferzeiten, einerseits wegen der Orderflut der letzten Wochen und andererseits wegen der angespannten Versorgungslage (Niedrigwasser und Raffinerieausfälle). Der Glaube an günstigeres Heizöl ist unter Preisbeobachtern äußerst bescheiden. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem dürftigen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Preistrends geben Verbrauchern keinen Grund zur Hoffnung auf Besserung. In den verschiedenen Zeitstufen treten fünfmal Aufwärts und nur einmal Abwärts auf. Man muss bis zur Zehn-Jahres-Ansicht klicken, um Abwärts zu finden. Und selbst dort wirkt es nicht überzeugend, da die negative Steigung ständig aufwärts korrigiert werden muss.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie keine spekulativ eingestellte Persönlichkeit sind, sollten Sie sich durch einen Kauf Ruhe verschaffen. Belassen Sie es aber bei einer Teilmenge. Spekulanten mögen indes auf die Beseitigung der inneren und äußeren Preistreiber setzen. Dazu brauchen sie in erster Linie Geduld, wahrscheinlich bis ins kommende Jahr. Außerdem ist die Größe gefragt, das Risiko einer Fehlspekulation ertragen zu können.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil