Internationaler Markt
Nach einem kurzen Ausflug Richtung 95 Dollar je Barrel sanken die Rohölpreise gestern wieder auf ihr Ausgangsniveau zurück. Aktuell liegen sie knapp über 92 Dollar.
Neue Daten zeigten gestern, dass die Konjunktur in den USA stark bleibt, trotz der Zinsanhebungen und galoppierender Inflation. Die Zentralbank wird den Zinskurs also weiter verschärfen. Das könnte den Dollar und damit auch Rohöl zusätzlich verteuern und die Wirtschaftsprobleme weltweit verschärfen.
Vor allem Europa wirkt im Moment anfällig. Die neue britische Premierministerin musste nach nur sechs Wochen ihr Amt aufgeben, nachdem sie sich mit absurden finanzpolitischen Plänen ins Abseits manövriert hatte. In Italien kommt eine labile Rechts-Außen-Koalition ins Amt unter Beteiligung des greisen und völlig unberechenbaren Berlusconi. Auch die EU in Brüssel macht derzeit nicht Bella Figura. Im Streit um den Gaspreisdeckel scheint es auf einen wackeligen Kompromiss hinauszulaufen. Länder mit hoher Kaufkraft wie Deutschland wollen die Gaspreise nicht zu stark deckeln, um die Importmengen hoch zu halten. Die meisten anderen Länder setzen auf einen festen Gaspreisdeckel, um die Verbraucher und die Staatshaushalte zu entlasten.
Einziger Lichtblick ist derzeit Frankreich. Dort enden die Streiks der Raffineriebeschäftigten Schritt für Schritt. Nur noch zwei Raffinerien werden bestreikt. Es wird aber ein bis zwei Wochen dauern, bis die Anlagen landesweit wieder unter Volllast produzieren können. Die Preise für Gasoil (Diesel/Heizöl) kommen aber schon unter Druck.
Weniger klar ist die Ölpolitik der EU und der USA gegenüber Russland. Wenige Wochen vor dem Start der EU-Sanktionen bleiben viele Details unklar. Es wird auch immer offensichtlicher, dass Russland einen Ölpreisdeckel zum großen Teil umgehen kann. Wie befürchtet, könnten dadurch auch die relativ strikten EU-Sanktionen verwässert werden. Davor warnt die Branche schon seit dem Sommer, ist aber in Washington und Brüssel nicht durchgedrungen.
Anscheinend stehen genügend russische, chinesische und indische Tanker zur Verfügung, um die russischen Exporte zum großen Teil abwickeln zu können. Zusätzliche Schiffe werden umflaggen, um ebenfalls an diesem lukrativen Geschäft teilzunehmen. Die großen Ölhändler, die zu grauen Ölgeschäften bereit sind, haben ihre Zelte in Genf oder London bereits abgebrochen und sich stattdessen in Dubai oder anderen Städten im Nahen Osten oder in Asien niedergelassen, also außerhalb der Reichweite europäischer Behörden. Dort können dann auch Charter, Versicherung, Finanzierung und Abwicklung organisiert werden.
In dieser Gemengelage bleibt unklar, wie der Ölmarkt im Winter aussehen wird. Entspannt durch eine weltweite Konjunkturkrise und damit eine schwache Ölnachfrage; oder mit steil steigenden Preisen durch ausbleibende russische Ölexporte? Die Ölpreise folgen im Moment dem ersten Szenario und geben heute Morgen trotz des starken Dollars etwas nach.
Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 92,02 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 84,15 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 1049,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0232 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9768 Dollar.
Nationaler Markt
Der Heizölmarkt gibt jetzt den deutlichen Rückgang der Rohölpreise an den Markt weiter. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 157 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Anfang der Woche war Heizöl noch 5 Prozent teurer.
Die Reaktion ist prompt. Die Zahl der Bestellungen steigt seit Mitte der Woche steil an und liegt bereits wieder über dem Durchschnitt. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steigt erstmals seit Wochen wieder auf die Stufe “Hoch”. Das zeigt, dass der Markt doch noch nicht gesättigt war. Viele Haushalte warteten offenbar nur auf eine günstige Kaufgelegenheit.
Die Zahl der Optimisten stagniert hingegen. Die tägliche Lesereinschätzung offenbart einen Anteil von knapp 70 Prozent der Voten, die fallende Heizölpreise erwarten. Das ist etwas weniger als gestern.
Die steil steigende Zahl von Bestellungen bei Preisdellen zeigt, dass noch nicht alle Haushalte für den Winter vorgesorgt haben. Die Verbraucher sollten nicht zu lange abwarten, denn die Preisrisiken sind unübersehbar. Plötzliche Versorgungsengpässe sind jederzeit möglich.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.
Quelle: esyoil