Internationaler Markt
Neuer Tag, altes Spiel. Der aktuelle Pfad der Ölpreise bleibt erratisch, weil es Finanzjongleuren nicht gelingt, eine konsistente Interpretation der politischen und wirtschaftlichen Impulse dieser Tage zu entwickeln. Stattdessen lassen sie sich hinreißen, ihre Positionen in hoher Frequenz mal bullisch und mal bärisch auszurichten. Dabei ist die Mannigfaltigkeit der ausschlaggebenden Themen übersichtlich.
In die bärische Kategorie gehört derzeit China. Die nicht endende Serie von Lockdowns hat der Wirtschaft spürbar zugesetzt. Die Auswirkung macht sich nicht allein in der chinesischen Gesellschaft bemerkbar. Sie trifft die globale Konjunktur. Besonders deutlich wird die bremsende Wirkung der erzwungenen Einschränkungen in der Rohölimporten Chinas. Von Januar bis einschließlich September lagen sie deutlich unter den vergleichbaren Vorjahresmengen. Ungeachtet dieses Rückgangs wurden die Rohölimporte aus Russland aufgrund des günstigen Preises, den man nicht ablehnen konnte, erheblich gesteigert. Die gelieferten Mengen haben mittlerweile das gleiche Niveau wie die des größten Importeurs Saudi-Arabien.
Den russischen Preisvorteil macht sich auch Indien zunutze. Im Gegensatz zu China benötigt das Land tatsächlich mehr Rohöl, teils für das Wachstum der eigenen Wirtschaft, teils für den Export von raffinierten Produkten. Die Raffineriekapazitäten des Landes sind im Gegensatz zum Vorjahr sehr gut ausgelastet. Es handelt sich somit um einen bullisch zu bewertenden Umstand.
In die bärische Kategorie gehört indes die Zinspolitik der Notenbanken, die sich um die Abkühlung der Wirtschaft bemühen. Dabei ist nicht der Umstand steigender Zinsen ausschlaggebend. Der wird mittlerweile selbst von Finanzjongleuren als Instrument zur Bekämpfung von Inflation akzeptiert. Hier wird die Frage der Höhe der nachfolgenden Zinsentscheidungen bewertet. Investoren wünschen sich eine abnehmende Folge von Zinsschritten, um in alter Manier fortfahren zu können.
In die bullische Kategorie gehört jedwede Verknappung von angebotenem Öl. Das betrifft die Politik der OPEC-Plus, die die Höhe des Ölpreises selbst im Auge hat. Das betrifft auch und mit zunehmender Bedeutung den beschlossenen EU-Boykott russischer Rohöllieferungen, der in sechs Wochen in Kraft treten soll. Er mutet angesichts der Erfahrungen über dysfunktionale Wirtschaftssanktionen, die während des Ukrainekriegs gesammelt werden konnten, gleichermaßen irrational an, wie ein Preisdeckel auf russisches Öl. Deshalb ist das enorme bullische Potenzial, das in den beiden Instrumenten steckt, noch nicht im aktuellen Ölpreis enthalten. Wenn am Vorhaben festgehalten werden sollte, droht ein heftiger Preisschock.
Gestern blitzte mit der Festlegung auf einen neuen britischen Premierminister kurz ein weiteres bullisches Element auf. Die Finanzszene hofft nun auf den Einzug dessen, was sie für Vernunft hält, und verteilte Vorschusslorbeeren.
Heute Morgen tendieren die Notierungen an den Ölbörsen abwärts. Sie unterschritten allerdings noch nicht die gestrigen Tagestiefs. Insofern deutet wieder alles darauf hin, dass der erratische Seitwärtskurs der Ölpreise fortgesetzt wird.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 84,12 Dollar und das Barrel Brent zu 92,69 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.069,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 1,0135 Euro. Damit kostet der Euro 0,9863 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen den internationalen Vorgaben. Wie man der aktuellen Heizölpreis-Tendenz entnehmen kann, bewegen sie sich nur unwesentlich. Damit bleiben die Aufwärtstrends in den unterschiedlichen Zeitbereichen intakt. Dafür sprechen auch die in naher Zukunft zu erwartenden Umstände. Im Wesentlichen handelt sich dabei um das Ölembargo gegen Russland, das für einen schnellen Preisanstieg sorgen kann. Ein stetiger Anstieg ist indes von einer hohen Binnennachfrage nach Heizöl zu erwarten, denn viele Industrieunternehmen sind aufgrund mangelhafter Gasverfügbarkeit auf Heizöl umgestiegen.
Das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft ist mittlerweile übersichtlich. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise hat hingegen Konjunktur. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Sie sollten kaufen, wenn Ihr Tank bald leer steht, um mit Ihrer Bestellung nicht in eine noch tiefere Versorgungskrise zu geraten.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil