Internationaler Markt
Neue Woche, altes Lied. Öl wird teurer. Der Anstieg führt zu Preisen, die wir zuletzt 2014 und davor sahen. Über 100 Dollar für das Barrel Brent waren damals normal. Die Zeit unterhalb dieser Schwelle, die wir heute für selbstverständlich halten, begann vor sieben Jahren mit dem Aufstieg der US-Schieferölindustrie und der Fracking-Technologie. Die Industrie ist als Folge der Corona-Verwerfungen fast zum Erliegen gekommen.
Die hohen Ölpreise geben den Investoren nun Mut. Langsam aber stetig steigt die Zahl der Bohrgeräte des Fracking-Sektors wieder an. Zurück zur alten Stärke zu kommen, ist allerdings noch ein langer Weg. Bei aktuellem Aufbautempo wird es über ein Jahr dauern. Hinzu kommt, dass zwischen Einbringen einer Bohrung und Produktionsbeginn bis zu neun Monate vergehen. Preisliche Entlastung wird es so nicht in absehbarer Zeit geben.
Hoffnung auf mehr Öl keimt indes durch eine Wiederanbahnung der Atomgespräche mit dem Iran auf. Noch sind die USA, die den teilweisen Ausschluss iranischen Öls vom Weltmarkt erzwingen, allerdings nicht beteiligt, sondern nur der Chefunterhändler der EU. Darin liegt aber sicher nicht das wesentliche Problem für einen möglichen Erfolg. Es liegt vielmehr in der hohen mentalen Distanz, die die Parteien haben und die einen Erfolg aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich erscheinen lässt.
Schwerer als der Mangel an US-Schieferöl, die zurückhaltende Förderung der OPEC-Allianz und andere ausbleibende Ölangebote wiegt derzeit der Engpass an Erdgas und Kohle auf dem Energiemarkt. Dadurch kommt es einerseits zu gravierenden wirtschaftlichen Minderleistungen Chinas mit weitreichenden Konsequenzen für den Rest der Welt und andererseits zu steigender Substitution dieser Energieträger durch Öl. Das heißt, zusätzliche Ölnachfrage trifft auf bereits knappes Ölangebot. Das kann den Preis zum Kochen bringen.
Aber auch in diesem Punkt gibt es Hoffnung. China verhandelt mit den USA gerade einen Milliarden-Deal über den Bezug von Flüssiggas (LNG). In dieser Sache ist der Erfolg wahrscheinlicher als der Misserfolg. Er sollte sich dem Vernehmen nach noch in diesem Jahr einstellen. Vielleicht schafft das ein wenig Erleichterung bei den Preisen.
Grundsätzlich sollte man nicht davon ausgehen, dass es zu einer schnellen Umkehr des bullischen Energiemarkts kommen kann. Die Umkehr kommt meistens dann, wenn die Öffentlichkeit und selbst die Fachwelt gar nicht damit rechnen. Der Einbruch der Ölpreise ab 2014 war so ein Fall im positiven Sinn. Der Mangel an Energie, wie er jetzt herrscht, ist ebenfalls so ein Fall, allerdings im negativen Sinn.
Fazit: Wir wissen viel über die Welt und den Teil, den die Menschheit in den letzten 150 Jahren aufgebaut hat. Aber wie heute erzwungene politische Maßnahmen tatsächlich in der komplexen Realität wirken werden, wissen wir nicht. Das lehrt uns nur die zukünftige Realität. Wir können es beobachten, an den Eingriffen im Geld- und Finanzsystem genauso wie bei den Vorgaben zum Energiesystem. Zukunft wird anders sein als wir sie planen.
An den Ölbörsen schaukeln die Notierungen heute Morgen mit deutlichen Ausschlägen seitwärts. Damit ist keineswegs eine neue Phase eingeläutet, nur eine kleine Pause.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 83,13 Dollar und das Barrel Brent zu 85,40 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 744,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8634 Euro. Damit kostet der Euro 1,1579 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise werden durch den globalen Energiemarkt weiter aufwärts getrieben, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Eine baldige Änderung dieses Teuerungsphänomens ist nicht in Sicht. Hinzu kommt, dass Heizöl als Ware mancherorts knapp wird, was zusätzlichen Preisauftrieb hervorbringt. Es wird zunehmend schwierig, überhaupt noch Heizöl zur Ablieferung in diesem Jahr zu bekommen.
Bei den Kunden sinkt die Hoffnung auf fallende Preise tiefer und tiefer. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem außerordentlich starken Mehrheitswert für die Erwartung an steigende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den fünf kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Derzeit bietet nur noch die 10-Jahres-Ansicht dem bullischen Treiben ein wenig Paroli. Einen Trend geben wir hier allerdings nicht mehr an, da er nur den gesamten Bereich überdecken würde. Er wird vermutlich am Jahresende mit der nächsten Stufe der CO2-Steuer als Aufwärts-Trend wiedererscheinen.
Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es gibt keinen greifbaren Grund, auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil