Internationaler Markt
Die Ölpreise befinden sich momentan in einem neutralisierenden Spannungsfeld aus bullischen und bärischen Impulsen. In der handelsarmen Zeit zwischen den Feiertagen kann es gleichwohl zu heftigen Ausschlägen kommen, weil mit wenig Geld viel Preis bewegt werden kann. Sobald die Handelsvolumina im neuen Jahr wieder steigen, sollten sich die Ölpreise aber in der Nähe der aktuellen Niveaus einfinden.
Im weiteren Verlauf wird es dann spannend, weil sich Finanzjongleure zu zwei wesentlichen Themen positionieren müssen. Es geht um den schwelenden Gaskonflikt mit Russland, der erheblichen Einfluss auf die Ölpreise hat, und um die Auswirkung der außerordentlich ansteckenden Omikron-Variante des Corona-Virus auf die Wirtschaft.
Die Gaspreise sind in den letzten Wochen förmlich explodiert, weil Russland seine Lieferungen durch die Jamal-Pipeline, die über polnisches Gebiet verläuft, erst gedrosselt und schließlich eingestellt hat. Über die Rechtmäßigkeit des Eingriffs gibt es bei Lieferant und Kunden unterschiedliche Meinungen. Darüber, dass die Kunden nun in einer prekären Lage stecken, besteht aber vermutlich Konsens. Russlands Interesse an medial geschürter Angst scheint größer zu sein, als den Kunden einen sicheren Gasvorrat anzudienen. In dieser angespannten Lage werden 30 gefüllte Gastanker aus den USA über den Atlantik geschickt. Das ist sehr geschickt, zum einen, weil der Gaspreis ad hoc deutlich nachgibt, circa 38 Prozent, zum anderen, weil die USA politisch und emotional im Streit um Nord Stream 2 punkten können. Man darf auf die Antwort Putins gespannt sein. Der gewiefte Machtpolitiker pokert sehr hoch.
Über die Bedeutungsschwere von Omikron herrscht nach wie vor eine mühsam erträgliche Kakofonie. Die Sichtweise „hohe Ansteckung und milde Wirkung bei Erkrankten“ scheint derzeit vorn zu liegen. Das bändigt aber keineswegs das Sorgenpotenzial, das mit der Ausbreitung der Mutante verbunden ist. Nun geht es nicht mehr um Leib und Leben der Infizierten, nun geht es um die veritable Funktion der Wirtschaft. Ihr gehen bei zu hoher Ansteckungs- und Quarantänezahl die ausführenden Menschen mindestens temporär verloren. Die Konsequenzen wären kollabierende Dienstleistungen und Lieferketten. Dem Ölmarkt käme mal wieder die Nachfrage abhanden. Noch hofft man auf Fortsetzung der Normalisierung nach der ersten Corona-Krise. Die Gefahr, ins Gegenteil zu stürzen, liegt aber auf der Hand.
Einen ersten Ausdruck findet diese Sichtweise in der Absage von Flügen wegen erkrankten Personals in ganz großem Stil. Das Unglück trifft Fluggesellschaften just im Moment der lang erhofften wirtschaftlichen Erholung. Die Nachfrage nach Fügen lag zu den Jahresendfesten fast auf Vor-Corona-Niveau.
Heute Morgen setzen die Ölbörsen ihre Preisbildung dort fort, wo sie sie vor Weihnachten einstellten. Aktuell sind keine extremen Preisausschläge zu beobachten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 72,87 Dollar und das Barrel Brent zu 75,98 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 654,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8833 Euro. Damit kostet der Euro 1,1316 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen unwesentlich zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Alles in allem scheinen sie einem Seitwärtstrend derzeit näher zu stehen als irgendeiner anderen Richtung. Das entspricht sowohl einer urlaubsbedingt abwartenden Haltung der Finanzjongleure als auch der Zusammenfassung aller Zeitbereiche der Heizölpreis-Tendenz.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist ruhig gestimmt. Bestellungen kommen gemächlich herein. Beobachter zeigen keine klare Kante mit ihren Erwartungen an tiefere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen Preiszuversicht zu, denn die 3- und die 6-Monats-Ansichten weisen Abwärtstrends aus. In den drei weiteren Zeitbereichen liegen Aufwärtstrends vor. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos. Eine unnatürliche, nicht marktgerechte Störung der Entwicklung kommt zum Jahreswechsel mit der Erhöhung der CO2-Steuer ins Spiel.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Zu diesen Preisen kann man kaufen.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil