Internationaler Markt
Ein Potpourri von Einflussfaktoren hält und treibt die Ölpreise hoch. Den derzeit prominentesten Beitrag leistet der Russland-Ukraine-Konflikt. Preislich ist er indes weniger einflussreich als die opulente Nachfrage und das dürftige Angebot. Weit oben auf der Aufmerksamkeitsskala hält sich auch die Corona-Pandemie. Mit der Omikron-Variante kehrt sich ihre Wirkung auf die Ölpreise allerdings um. Der vergleichsweise harmlose Verlauf der Mutante entfesselnd die Wirtschaft mehr als sie einzuschränken. Die Ölnachfrage wird de facto befördert.
Das Ölangebot kann den Bedarf nicht befriedigen. Ein zunehmendes Problem stellt dabei die ausbleibende Erfüllung angekündigter Produktionsfortschritte seitens der OPEC-Allianz dar. Diverse Mitgliedsländer können die beschlossenen Förderleistungen nicht realisieren. Dieser Umstand wird dazu führen, dass die nachfrageschwache Zeit im ersten Quartal des Jahres nicht die erwartete Aufstockung der globalen Lagerbestände bringen wird. Das bietet den Ölpreisen in den anschließenden Quartalen zusätzliches Steigerungspotenzial, weil es immer schwieriger wird, die Knappheit zu managen.
Ein weiterer Grund für die ungenügende Energieversorgung ist der Umbau des gesamten Sektors in Richtung regenerativer Angebote. Das führt zum Entzug von Investitionsmitteln für fossile Quellen. Diese müssten aber ständig erneuert werden, um den Ressourcenfluss aufrechtzuerhalten. Es ist gut möglich, dass die Peak-Oil-Debatte der ersten Dekade dieses Jahrhunderts bald wieder aufflammen wird. Dabei geht es um das nahende Ende des Ölzeitalters aufgrund der Endlichkeit des Rohstoffs in der Erde.
Man kann die Ursache-Wirkungs-Sicht auch umdrehen. Das Angebot muss nicht dem Bedarf folgen, sondern der Bedarf muss dem Angebot folgen. Da das Angebot auf einem begrenzten Planeten per se begrenzt ist, wäre es vernünftiger die Lebensverhältnisse an diese Begrenztheit anzupassen als nach immer neuen Wegen der Bedarfsbefriedigung zu suchen. Mit dem Perspektivwechsel ergäbe sich keine Versorgungslücke aufgrund fehlender Ressourcen, sondern aufgrund überbordender Ansprüche. Und die sind im Gegensatz zum Rohstoffvorkommen des Planeten beliebig gestaltbar, auch und vor allen Dingen ohne materialgebundenes Wirtschaftswachstum.
A la longue wird sich diese Sicht durchsetzen. Bis es soweit ist, werden die Rohstoffmärkte aber noch einige Krisen durchlaufen. Sie können politisch hervorgerufen sein und zu Marktversagen führen. Sie können durch weitere Pandemien ausgelöst werden und im Systemversagen enden. Sie können durch Umweltkatastrophen oder Kriege entstehen und ganze Lebensräume zerstören.
Die Umwelt bedroht derzeit übrigens die Ölförderung im Süden der USA durch besonders tiefe Temperaturen. Sollte dieser Umstand virulent werden, fiele erneut ein nennenswerter Teil der Ölproduktion temporär aus. Das würde nicht ohne Konsequenzen für die Ölpreise durchgehen.
Die Ölbörsen zeigen heute Morgen mal wieder ihre bullische Kraft. Die Notierungen starten mit ordentlichen Gewinnen in die Woche.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 85,59 Dollar und das Barrel Brent zu 88,38 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 773,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8831 Euro. Damit kostet der Euro 1,1320 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen wieder, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Nach kurzem Zwischenspiel bei Ausnutzung der vollen Kanalbreite des Aufwärtstrends in der 3-Monats-Ansicht bewegen sich die Preise nun wieder zu neuen Höchstständen. Der bis Ende letzten Jahres prognostizierte temporäre Preisabgang im ersten Quartal dieses Jahres ist nicht in Sicht.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist leidlich belebt. Bestellt wird aus einer Vorratsnot heraus oder aus Sorge vor stetiger Teuerung. Die Hoffnung auf tiefere Preise bleibt volatil. Sie ist sehr direkt mit der Preisentwicklung verknüpft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen kaum noch Preiszuversicht zu. Sie weisen mit der einzigen Ausnahme der 6-Monats-Ansicht allesamt aufwärts. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Günstiger wird Heizöl in naher Zukunft kaum werden.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil