Internationaler Markt
Was für eine Krise! Nach Klopapier, zugegeben kein internationales Thema, werden nun Tanklager zum Objekt der Begierde. Sie sind der Notnagel, mit dem Ölproduzenten in diesen Tagen den Preisverfall ins Bodenlose zu verhindern versuchen. Die meisten Tanks sind voll. Sogar Schiffe sind längst zu Tanklagern umgewandelt. Aber an abgelegenen Ecken dieser Welt und auf Schiffsschrottplätzen findet man noch voluminöse Stahltöpfe, die als Lagerraum verwendet werden können. Darauf stürzen sich Trader derzeit.
Wenn alles gut geht, ist die Schrottrallye bald vorbei. Dann haben sich die großen Ölländer auf nennenswerte Kürzungen ihrer Fördermengen geeinigt. Eigentlich sollte das bereits gestern geschehen. Man war noch nicht soweit. Nun wird es kommenden Donnerstag erfolgen. Dann sollen Russland, Saudi-Arabien samt OPEC und Nicht-OPEC Öl aus dem Markt nehmen. Bisher scheint Russland aber nicht im Boot zu sein. Putin hadert offenkundig mit dem Umstand, dass mit der geplanten Rettung des Ölpreises eine Rettung der US-Ölindustrie einhergeht.
Man mag es für Russland als besonders hart empfinden, dass sich die USA nicht an der Kürzungsallianz beteiligen wollen. Das wird allerdings nicht verhindern, dass die US-Ölindustrie kürzt. Denn sie ist vom ungenügenden Tankraum besonders hart betroffen. Im Landesinneren, wo diese Industrie stark ist, sind Lager noch schwerer zu beschaffen als an Küsten und auf dem Meer.
Finanzjongleure setzen darauf, dass Donnerstag Erfolg gemeldet wird. Doch worin soll der Erfolg bestehen? Eine Kürzung zwischen 10 und 15 Mio. Barrel pro Tag wäre bei breiter Beteiligung denkbar. Die Überversorgung beträgt derzeit aber 30 Mio. Barrel pro Tag oder mehr. Das heißt, als Durchhalteparole wäre eine Erfolgsmeldung brauchbar. Ob die Ölpreise damit dann weiter steigen oder ob die Erwartung bereits eingepreist ist, sei dahingestellt. Sicher scheint dagegen zu sein, dass der Ölpreis bei ausbleibendem Erfolg abstürzt. Der Glaube, die Schrottrallye einstellen zu können, ist in beiden Fällen abwegig.
Die USA werden am Freitag anlässlich eines G20-Sondertreffens noch einmal die Chance bekommen, sich an den Kürzungen zu beteiligen, so sie denn kommen. Es wäre eine Geste des guten Willens, die Finanzjongleure wahrscheinlich mit weiterer Preissteigerung würdigen würden.
Nach dem Anstieg der letzten Tage hat sich die Lage an den Ölbörsen beruhigt. Aktuell treiben sie die Notierungen eher seitwärts. Das dürfte auch heute so kommen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 26,90 Dollar und das Barrel Brent zu 33,81 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 305,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9206 Euro. Damit kostet der Euro 1,0860 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben es eingestellt, weiter zu steigen, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Es handelt sich um einen sensiblen Attentismus. Die Fieberkurve kann spätestens Donnerstag wieder unerhört ausschlagen und das mit unbekannter Richtung.
Derweil ist die Bestellwelle des deutschen Heizölmarkts gestrandet. Die Orderbücher der Händler sind allerdings noch sehr lange gefüllt, so dass sie wenig Veranlassung verspüren, Heizöl unnötig billig abzugeben. Die Überzeugung für tiefere Heizölpreise hat gelitten. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die Heizölpreise sind immer noch klare Kaufpreise. Allerdings kann der Preisverfall noch einmal Fahrt aufnehmen. Es bleibt eine Marktlage für Spekulanten.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil