Internationaler Markt
Bereits im ersten Jahr nach dem schweren Corona-Absturz gerät der Ölmarkt in eine Hochpreisphase. Donnerwetter! Die Erscheinung geistert seit einem halben Jahr als Kassandraruf herum. Wirklich ernst genommen wurde sie lange nicht, da die Nachwehen der Pandemie immer wieder Nachfragesorgen entfachten. Die scheinen mittlerweile endgültig beseitigt zu sein. Die Nachfrage boomt gewaltig.
Sie kommt nicht allein von den typischen Ölkonsumenten, den Mobilisten auf der Straße, zu Wasser und in der Luft sowie den Ölheizern. Sie stammt in diesen Tagen überraschenderweise auch von großen Energieverbrauchern des produzierenden Gewerbes und der Stromindustrie. Diese substituieren Erdgas, das mit einer Vervierfachung innerhalb von zwei Jahren einen historischen Preisschock erlebt. Für diese Gruppe ist der Ölpreisanstieg von 30 Prozent gegenüber Herbst 2019 geradezu lächerlich gering.
Die außergewöhnliche Nachfragesituation trifft zu allem Überfluss auf eine überstresste Angebotslage. Die durch Hurrikan Ida hinterlassenen Produktionsausfälle der US-Ölindustrie im Golf von Mexiko sind lange noch nicht überwunden. Einige Wiederinbetriebnahmen werden erst im nächsten Jahr erfolgen können. Zudem hält die OPEC-Allianz ihre Produktionsmöglichkeiten immer noch kurz. Es mag sein, dass sich das angesichts der davongaloppierenden Preise beim Treffen des Kartells in der nächsten Woche ändert. Eine große Preiserlösung ist aber nicht zu erwarten, da einige Mitglieder mittlerweile Schwierigkeiten haben, ihre Förderung rasch zu steigern.
Als positiv an der aktuellen Lage kann allenfalls die Entwicklung der US-Schieferölindustrie bewertet werden. Sie, die durch Corona schon geschlagen schien, bekommt nun wieder Aufwind. Man riskiert es, Geld in die Hand zu nehmen und Produktion aufzubauen oder diese fortzuentwickeln. Mit schnellen Resultaten, die die Marktdynamik verändern, sollte allerdings nicht gerechnet werden.
Alles in allem schmelzen die Lagerbestände bei Öl und Gas rasant dahin. Sie sind das deutliche Zeichen, das Finanzjongleure zu Preiswetten oder auch mal zu Sachinvestitionen anregt. Dass vor dem Hintergrund des klimabedingten Ausstiegs aus Öl und Gas jemals wieder genug Geld in deren Infrastruktur investiert wird, darf allerdings bezweifelt werden.
Heute Morgen setzte sich der rasante Anstieg der Ölnotierungen an den Börsen fort. Zur Stunde herrscht Ruhe. Die wird spätestens mit dem Einstieg der US-Broker am Nachmittag zu Ende gehen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 74,83 Dollar und das Barrel Brent zu 79,03 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 663,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8537 Euro. Damit kostet der Euro 1,1709 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen immer steiler aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Im Jahresvergleich wird deutlich, wie sehr sich die Preise an die Preiskurve des Jahres 2018 anpassen. Der damals im weiteren Verlauf dargestellte Preisabgang ist aus heutiger Sicht allerdings unwahrscheinlich, zumal zum Jahreswechsel die nächste Stufe der CO2-Steuer aufgeschlagen wird. Dennoch, irgendwann geht jeder Ölpreisanstieg zu Ende und kehrt sich ins Gegenteil um.
Das Heizölgeschäft in Deutschland ist belebt. Heizölbestellungen kommen flott herein. Die Hoffnung auf fallende Preise ist weitgehend verschwunden. Ohnehin ist sie in diesem Jahr außerordentlich volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem deutlichen Minderheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den vier kürzeren Zeitbereichen liegen Aufwärtstrends vor. Die weiter in die Zukunft gerichteten Zeitbereiche verharren noch in Abwärtstrends. Sie werden allerdings Jahr für Jahr durch die Erhöhung der CO2-Steuer vom reinen Marktgeschehen entkoppelt.
Unser Rat für alle Unentschlossenen lautet: Es ist riskant, auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse in der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil