Internationaler Markt
Öl ist günstiger als vor einem Jahr. Es ist offensichtlich mehr als auskömmlich verfügbar. Das ist bemerkenswert, da OPEC und Freunde sich mit Produktionskürzungen inständig bemühen, das Angebot einigermaßen knapp zu halten. Hinzu kommen die Sanktionen der USA gegen Iran und Venezuela, die die einst großen Öllieferanten fast vollständig aus dem Markt geworfen haben. Auf der Habenseite steht aber auch ein Ölboom in den USA, der Ausfälle im großen Stil kompensiert. Die Sollseite wird derweil durch eine unambitionierte Wirtschaftsentwicklung gebremst.
Vor diesem Hintergrund sind Preissteigerungen kaum möglich. Wenn sie dennoch eintreten, wie in den letzten Wochen, wirken sie wie Testspiele der Finanzszene. Man traut ihnen keinen nachhaltigen Effekt zu. Da wird plötzlich Kriegsgefahr im Persischen Golf gehandelt, obwohl niemand Krieg will, auch nicht der unberechenbare Präsident der USA. In diesen Tagen sorgt eine erwartete Zinssenkung der US-Notenbank (Fed) für etwas Preisauftrieb. Man erwartet von ihr Anschub für die Weltwirtschaft. Das eine wie das andere sind Finanzspielereien, die den von Klimaängsten deprimierten Europäern anachronistisch erscheinen müssen.
Im Persischen Golf fahren mittlerweile Kriegsschiffe auf, um für Sicherheit der Schifffahrt zu sorgen. Bleibt zu hoffen, dass man das in Teheran auch so versteht. Die Gespräche zur Rettung des Atomabkommens halten die Parteien immerhin beisammen. Solange die USA nicht involviert sind, bestehen guten Aussichten, dass die iranischen Vertreter die Kontenance wahren.
Venezuelas Regierung steuert indes auf den Untergang zu. Die Wirtschaft des Landes steht vor dem Kollaps. Ihr einstiges Prunkstück, die Ölindustrie, liegt in Trümmern. Die Ölquellen sprudeln nicht mehr und die Ölverarbeitung steht so gut wie still. Die sechs Raffinerien des Landes sind Schrott. Darunter befindet sich das zu den drei größten Raffinerien weltweit gehörende Paraguana Refining Center. Fachleute sehen neben den US-Sanktionen, die die desolate Lage zuletzt beschleunigten, ein hohes Maß an Inkompetenz des Managements als Ursache an. Das habe die Anlagen dermaßen verkommen lassen, dass sie kaum noch reparierbar seien. Man empfiehlt sie vollständig durch Neubauten zu ersetzen. Dazu muss allerdings ein Deal mit Investoren geschlossen werden, zu dem die Maduro-Regierung nicht in der Lage ist. Ölprodukte bezieht Venezuela heute nur noch aus Russland und Malaysia.
Finanzjongleure haben kein Interesse an den Problemen Caracas. Sie treiben die Ölpreise heute Morgen mit Blick auf die anstehende Fed-Entscheidung moderat aufwärts. Bleibt abzuwarten, ob die US-Bestandsdaten morgen eine Gegenbewegung lostreten werden.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 57,30 Dollar und das Barrel Brent zu 64,19 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 590,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8978 Euro. Damit kostet der Euro 1,1137 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise ziehen mit mehr oder weniger großen Ausschlägen seitwärts, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Dabei bleiben die abwärts gerichteten Trendkanäle intakt. In der Dreimonatsansicht rückt der aktuelle Preis der oberen Grenze näher. Möglicherweise wird er sie in Kürze verschieben. Eine grundsätzliche Abkehr von den freundlichen Preisen dürfte allerdings nicht bevorstehen.
Das Heizölgeschäft hierzulande kehrt zur Sommerruhe zurück. Die Bestellungen der Kunden sind überschaubar. Die Hoffnung auf günstigere Preise ist dagegen hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität bei insgesamt geringem Anfragestrom, das andere auf einem hohen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends können Verbrauchern nach wie vor Mut machen, auf tiefere Preise zu spekulieren. In den kurzfristigen Zeitbereichen liegen Abwärtskanäle vor. Die zwei längerfristigen Ansichten zeigen weiterhin Aufwärtstrends. Die Zehnjahresgrafik bleibt bei ihrem Standard, dem Abwärtstrend.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Kaufen Sie, wenn Sie Heizöl benötigen. Spekulieren Sie, wenn Ihr Tankinhalt das längerfristig zulässt.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil