Internationaler Markt
Die Menschheit benötigt mehr Öl als die Industrie zu fördern in der Lage ist. Das heißt nicht, dass das Öl in der Erde zur Neige geht. Das heißt, dass die Kapazität der aktiven Produktionsanlagen derzeit zu gering ist, um die Nachfrage adäquat zu befriedigen.
Amin Nasser, Chef der weltgrößten Ölgesellschaft Saudi Aramco, wird nicht müde, seine Kollegen von ExxonMobil, Shell, BP und Co zu ermahnen, sich nicht zu schnell aus dem Ölgeschäft zurückzuziehen, sondern mehr Geld in die Pflege des Altgeschäfts zu investieren. Sein Unternehmen wird die Kapazitäten auch unter dem Primat der Energiewende erhöhen, weil der Öldurst der Weltbevölkerung noch lange fortbestehen wird. Saudi-Arabien wird damit als eins von wenigen Ölländern in der Lage sein, Ankündigungen und Versprechen über die Steigerung von Öllieferungen zu erfüllen.
Diese Einstellung ist selbst unter den Mitgliedsstaaten der OPEC kein Common Sense. Einige von ihnen laufen seit geraumer Zeit den eingegangenen Verpflichtungen zur Erhöhung der Produktionsmengen hinterher. Die Fehlmengen werden Monat für Monat größer. Dieser Umstand ist für die gegenwärtige Teuerung von Öl mitverantwortlich.
Die globale Ölversorgung ist alles andere als komfortabel. Sie weiter zu destabilisieren, ist das Ziel der Drohnenangriffe auf Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, die immer wieder durch Huthi-Rebellen aus dem Jemen abgefeuert werden. Die politische Gemengelage, die hinter den Attacken steht, ist undurchsichtig. In simplifizierenden Erklärungen ist von einem Stellvertreterkrieg mit dem Iran die Rede.
Öl und andere Energieträger als Instrument zur Durchsetzung politscher Ziele zu benutzen, ist eine gängige Praxis, die derzeit besonders Europa betrifft. Auch hier ist Simplifizierung das stärkste Mittel der öffentlichen Meinungsmache. Die ist im Zweifel unzutreffend. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Energiepreise bewegt werden, die die Öffentlichkeit betreffen. Aktuell geschieht das fast ausnahmslos zu ihrem Nachteil.
Gestern wurde Öl indes billiger. Die Stimmung an den Börsen folgte weder der aktuellen Versorgungslage noch den geopolitischen Aufgeregtheiten. Sie folgte der Verunsicherung über den Zustand des Geld- und Finanzsystems, die mit dem Schlüsselwort Inflation vereinfachend adressiert wird. Aktien- und Ölnotierungen legten einen kleinen Absturz auf das Parkett. Ein Teil des Wertverlusts ist bereits wieder annulliert. Börsianer hoffen, dass der Spuk spätestens morgen mit einem Beschluss der US-Notenbank zur Zinspolitik erledigt ist. Man würde sich gerne wieder in einer florierenden Wirtschaft sehen und allenfalls mit ein paar Knappheiten beschäftigen wollen, die lösbar sind. Da ist sie wieder, die behäbige Simplifizierung.
Heute Morgen halten sich die Ölnotierungen streng auf dem gestrigen Abschlussniveau, als hätte man ihnen Bewegungsverbot erteilt. Vermutlich wartet der Rest der Finanzjongleure auf Eintritt und Rat ihrer New Yorker Kollegen am Nachmittag.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 83,75 Dollar und das Barrel Brent zu 86,84 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 763,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8848 Euro. Damit kostet der Euro 1,1298 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen nicht, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Von fallen kann allerdings auch keine Rede sein. Möglicherweise kommt da noch etwas. Die allgemeine Versorgungslage lässt aber eher weiter steigende Heizölpreise vermuten. Der Weltmarkt wird schließlich von tendenzieller Knappheit beherrscht.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist leidlich belebt. Bestellt wird aus einer Vorratsnot heraus oder aus Sorge vor stetiger Teuerung. Die Hoffnung auf tiefere Preise bleibt volatil. Sie ist sehr direkt mit der Preisentwicklung verknüpft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem Patt für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen kaum noch Preiszuversicht zu. Sie weisen mit der einzigen Ausnahme der 6-Monats-Ansicht allesamt aufwärts. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Günstiger wird Heizöl in naher Zukunft kaum werden.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil