Internationaler Markt
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Wir wissen nicht, ob dieser Satz von Karl Valentin, Mark Twain oder Niels Bohr stammt. Wir wissen aber, dass sein Wahrheitsgehalt hoch ist. Hier ist das jüngste Beispiel. Die Ölnotierungen an den Weltmärkten sinken seit Anfang Oktober.
Im Binnenmarkt steigen die Heizölpreise dagegen von einem Hoch zum anderen. Den Grund dafür finden wir in Murphys Gesetz: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“
Der prognostische Fehler war eine Fehleinschätzung zum globalen Ölangebot und zur Entwicklung der Weltwirtschaft samt ihres Einflusses auf die Ölnachfrage im Verlauf des Restjahres 2018. Dieser Fehler zieht sich bis ins Folgejahr. Die korrigierten Aussagen zum Thema lauten nun, dieses Jahr wird die Teuerung weniger stark ausfallen als angenommen, dafür wird sie im nächsten Jahr nur geringfügig zurückgenommen.
Die Aussage trifft natürlich nicht auf den Binnenmarkt zu, der gerade außer Rand und Band ist, weil Transport-, Produktions- und Planungssysteme versagen. Die Prognose, dass Heizöl deutlich günstiger wird, wenn die Fehler beseitigt sind, ist so etwas wie eine todsichere Wette. Wann die Beseitigung indes hinreichend fortgeschritten sein wird, damit ein positiver Preiseffekt greift, wissen wir nicht. Ein wesentlicher Einfluss liegt hier beim Wetter. Wir brauchen dringend Regen. Wer hätte gedacht, dass dieser Satz einmal in Deutschland geschrieben werden muss?
Dass der Rhein und angrenzende Flüsse aufgrund des Regenmangels nicht mehr für Transportzwecke genutzt werden können, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Ebenfalls bekannt sind Raffinerieprobleme als Folge von Explosionen und Feuer. Unbekannt dürfte hingegen sein, dass die Probleme zeitgleich mit Wartungsabschaltungen von anderen Raffinerien aufliefen und dass die Versorgungspläne für Heizöl aufgrund der extrem schwachen Sommernachfrage mit reduzierten Verbrauchsschätzungen fortgeschrieben wurden. Nun fehlt Heizöl an allen Ecken und Enden. Murphy wusste, dass das eines Tages passiert.
Nach dieser allgemeinen Feststellung zur Lage folgt nun die für einen Donnerstag übliche Meldung zu den wöchentlichen Bestandszahlen aus den US-Tanklagern. DOE (Department of Energy) und API (American Petroleum Institute), die beiden für das Thema zuständigen Institutionen, gaben dazu folgende Änderungen gegenüber Vorwoche zu Protokoll:
Rohöl: +6,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +9,9 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -2,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,4 Mio. Barrel (API)
Benzin: -4,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,8 Mio. Barrel (API)
In Summe ergibt sich ein Abbau von 0,8 (DOE) bzw. ein Aufbau von 4,7 (API) Mio. Barrel. Die Raffinerieauslastung ist aufgrund von Arbeiten zur Winterumstellung mit 89 Prozent gering. Sie begünstigt den Rohölaufbaut. Der hätte noch höher ausfallen können, wenn die Rohölförderung im Golf von Mexiko bereits vollständig von hurrikanbedingten Ausfällen befreit wäre und wenn der Rohölexport nicht wachsen würde.
Letztes ist angesichts der Sanktionen gegen den Iran naheliegend. Die Tendenz, mehr US-Rohöl in den globalen Markt zu drücken, wird mit der Iran-Causa erhalten bleiben. Es sieht so aus, als würde die US-Administration ihre Politik gegen den Iran nicht zuletzt zum Nutzen der eigenen Ölindustrie durchsetzen können. Mittlerweile kuscht sogar China vor der Macht des Dollars, mit dem jedwede internationale Gängelung durch die USA betrieben werden kann.
Heute Morgen sehen wir die Ölbörsen in einer ruhigen Handelsphase. Die Notierungen dümpeln mit wenig Veränderung dahin. Das Ganze geschieht in einem sehr intakten Abwärtstrend. Weiterer Abgang liegt also in der Luft.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 66,29 Dollar und das Barrel Brent zu 75,53 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 693,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8764 Euro. Damit kostet der Euro 1,1406 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen und steigen, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Die Bewegungen finden gegen den Weltmarkttrend statt. Ein Ende des Anstiegs ist nicht in Sicht, da die Versorgungslage in Deutschland vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das Fehlen der Wasserstransporte kann nicht hinreichend durch Gleis und Straße ersetzt werden, zumal in diesen Tagen auch Raffineriekapazität knapp ist. Eine derartige Extremsituation ist hierzulande ein Novum.
Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt funktioniert nicht mehr richtig. Die Suche nach einem günstigen Preis ist der Notwendigkeit, überhaupt Heizöl zu bekommen, zum Opfer gefallen. Die Spekulation auf sinkende Preise ist nur noch ein Spiel derjenigen, die in absehbarer Zeit gar kein Heizöl benötigen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung geben in diesen Tagen eher eine virtuelle Marktlage wider. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem soliden Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Preistrends geben Verbrauchern keinen Grund zur Hoffnung auf Besserung. In den verschiedenen Zeitstufen treten fünfmal Aufwärts und nur einmal Abwärts auf. Man muss bis zur Zehn-Jahres-Ansicht klicken, um Abwärts zu finden. Und selbst dort wirkt es nicht überzeugend, da die negative Steigung ständig aufwärts korrigiert werden muss.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Kaufen Sie, wenn Sie Heizöl benötigen, und bleiben Sie dem Markt fern, wenn Sie noch drei Monate oder mehr mit Ihrem Bestand überbrücken können.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil