Internationaler Markt
Seit zwei Monaten bewegen sich die Ölnotierungen seitwärts. Bullisch und bärisch eingestellte Finanzjongleure ringen um die Deutungshoheit über die Marktimpulse. Ein Ende dieser Phase ist nicht in Sicht.
Die großen Volkswirtschaften der Welt, China und USA, lassen die Bullen frohlocken. Das autoritäre Gesundheitsmanagement der einen und die gelungene Impfkampagne der anderen zeigen Erfolg. An dem können oder müssen sich andere Nationen messen. Die EU, zweitgrößter Wirtschaftsraum weltweit, hinkt hinterher. Aber auch hier geht es mit den Impfungen mittlerweile voran. Ganz anders ist die Lage in Indien, fünftgrößte Volkswirtschaft weltweit, und Brasilen, neuntgrößte Volkswirtschaft weltweit. Die einen befinden sich in einer rasant fortschreitenden dritten Corona-Welle. Die anderen erleben ein präsidiales Managementdesaster der Pandemie, mit der höchsten Todesrate unter den großen Nationen der Welt.
Die genannten Staaten und Regionen stehen beispielhaft für viele andere Länder. Dort, wo wirtschaftliche Erholung möglich ist, steigt der Ölverbrauch wieder. Andernorts bleibt er schwach. Die Frage ist derzeit nicht mehr, ob der globale Ölverbrauch weiter anzieht, sondern wie schnell und wie stark er voranschreitet. Die Bullen unter den Analysten sehen das Nachfragewachstum über dem Produktionswachstum mit der Folge steigender Ölpreise. Die Bären bestreiten das.
Das Produktionswachstum kann sehr flexibel gesteuert werden. So verfügt die OPEC-Allianz über große Förderreserven, die marktabhängig freigegeben werden können. Produktionspotenzial gibt es aber auch in den USA, wo die Schieferölindustrie immer noch ihre Wunden aus der Anfangszeit der Corona-Pandemie leckt. Mittlerweile steigt aber der Grad der Erholung dieser Industrie mit dem Anstieg der Ölpreise. In diesem Jahr ist die Anzahl der wieder in Betrieb genommenen Bohrgeräte bereits um 25 Prozent gewachsen.
Ein beliebtes Maß zur Beurteilung des Ölmarkts ist die Lagerhaltung. Die platzte vor einem Jahr, als die Wirtschaft einbrach, aus allen Nähten. Das geförderte Öl wurde nicht mehr verbraucht, sondern zu Lande und zu Wasser gebunkert. Die schwimmende Bunkerung ist mittlerweile fast beendet. Insgesamt existieren derzeit nur noch 20 Prozent der pandemisch aufgelaufenen Lagerbestände. Der größte Teil davon befindet sich in China. Man ist sich nicht sicher, ob es sich dabei tatsächlich um Überschussmengen handelt oder um Vorräte, die für das Wachstum der ölverarbeitenden Industrie benötigt werden.
Die Anzahl der wesentlichen Faktoren zur Ölpreisbildung ist übersichtlich. Gleichwohl existiert kein Kausalwissen, das die Verwendung dieser Faktoren in eine sichere Preisprognose überführt. So bleibt nur die viel zitierte Binsenweisheit, nach der eine Prognose schwierig sind, besonders wenn sie die Zukunft betrifft.
Die Ölbörsen starteten heute Morgen tiefer in den Handel als vor dem Wochenende. Bis zur Stunde halten sie das Preisniveau.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 62,97 Dollar und das Barrel Brent zu 66,58 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 530,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8344 Euro. Damit kostet der Euro 1,1982 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise stehen praktisch still, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Von den internationalen Börsen kommen lediglich widersprechende Impulse, die die Preise nicht zu bewegen vermögen. Es ist gut möglich, dass die Umstände die Trendkanäle demnächst in eine horizontale Lage verschieben.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist recht ruhig. Heizölbestellungen kommen gleichwohl stetig herein. Das hat auch mit der gesunkenen Hoffnung auf fallende Preise zu tun. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem schwachen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung sind freundlicher als in den letzten Monaten. Der Aufwärtstrend ist nur noch in der 12-Monats-Ansicht stark ausgeprägt. Als sichere Bank auf fallende Preise sollte die Chart-Technik aber in keinem Fall verstanden werden.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Behalten Sie die Preisentwicklung eng im Blick, um kleine Rückgänge für einen Kauf nutzen zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil