Internationaler Markt
Der Ölpreis für die Nordseesorte Brent hat die Marke von 80 Dollar pro Barrel geknackt und den höchsten Preis seit November 2014 erreicht. Möglich wurde die Entwicklung, nachdem einige OPEC-Mitglieder am Wochenende Abstand von einer erwarteten Produktionssteigerung genommen haben. Sie geben der Finanzszene damit Anlass, einen Bullentanz aufzuführen. Dazu gehören nicht zuletzt deftige Preisprognosen wortgewaltiger Investment- und Handelshäuser. Von 90 Dollar und 100 Dollar pro Barrel ist nun die Rede.
Ursächlich für die Preisrallye ist die Zurückhaltung der OPEC indes nicht. Die Entwicklung ist die Konsequenz der US-amerikanischen Sanktionspolitik. Bisher wurde damit ein unerwartet heftiger Rückgang iranischer Ölexporte erreicht. Auf der Agenda des Weißes Hauses steht darüber hinaus Venezuela. Dem ölreichsten Land der Erde bricht die Förderung auf Grund sozialistischer Misswirtschaft seit geraumer Zeit ein. Der US-Präsident würde diesen Niedergang durch Sanktionen gerne beschleunigen.
Die am Wochenende versammelten OPEC-Vertreter sehen den Markt im Gegensatz zu vielen Finanzjongleuren übrigens nicht unterversorgt. Sie gehen davon aus, dass bis Jahresende eine auskömmliche Versorgung vorliegen wird. Im neuen Jahr sollte sich die Lage sogar entspannen. Dazu trage die Produktionssteigerung in einigen Ländern bei, die nicht dem Kartell angehören.
Die Stimmung an den Ölbörsen ist tendenziös. Sachlichkeit hat in diesen Tagen keinen Platz. So geht vor zockender Gier und politischem Pulverdampf unter, dass die Ölproduktion in Libyen bemerkenswert angestiegen ist. Es ist die höchste seit fünf Jahren. Sie liegt derzeit in Reichweite der Mengen, die unter dem gestürzten Muammar al-Gaddafi gefördert wurden. Vielleicht hatten die OPEC-Vertreter diesen Umstand im Blick, als sie von auskömmlicher Versorgung sprachen.
Nachdem die Ölnotierungen gestern steil anzogen, herrscht heute Morgen Ruhe an den Börsen. Dieser Satz ist beileibe kein Tagesausblick. Der sollte vielmehr in der Szenerie bullisch erhitzter Trader konstruiert werden. Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 72,28 Dollar und das Barrel Brent zu 81,50 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 707,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8504 Euro. Damit kostet der Euro 1,1755 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sind vom Bullenmarkt getrieben. Der Anstieg, der in den Charts der aktuellen Heizölpreis-Tendenz dargestellt ist, mutet angesichts der Börsenstimmung relativ harmlos an. Es ist durchaus Heftigeres zu befürchten. Vielen Kunden scheint das bewusst zu sein. Sie haben einen Kaufrausch ausgelöst.
Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt brummt wieder. Es wird zu längeren Lieferzeiten kommen, einerseits wegen der Orderflut und andererseits wegen der angespannten Versorgungslage aufgrund niedriger Pegelstände auf den Wasserstraßen sowie Ausfällen einiger Raffinerien. Unter Preisbeobachtern hat der Glaube an günstigeres Heizöl gleichwohl noch eine Mehrheit. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Preistrends geben Verbrauchern keinen Grund zur Hoffnung auf Besserung. In den verschiedenen Zeitstufen treten fünfmal Aufwärts und nur einmal Abwärts auf. Man muss bis zur Zehn-Jahres-Ansicht klicken, um Abwärts zu finden. Und selbst dort wirkt es nicht überzeugend, da die negative Steigung ständig aufwärts korrigiert werden muss.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie keine spekulativ eingestellte Persönlichkeit sind, sollten Sie sich durch einen Kauf Ruhe verschaffen. Spekulanten mögen indes auf eine Besserung der Wasserstände und eine Umkehr des Trends in einer unsicheren Zukunft setzen. Dazu brauchen sie in erster Linie Geduld (ggf. bis ins kommende Jahr) und die Größe, das Risiko einer Fehlspekulation zu ertragen.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil