Internationaler Markt
Während die Ölpreise im für Verbraucher relevanten Zeitbereich von einem Jahr abwärts tendieren, folgen sie langfristig einem Aufwärtstrend. Er hat seinen Ursprung im Zeitpunkt absoluter Tiefstpreise im April 2020. Damals wurden Futures auf Rohöl der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) an den Terminbörsen kurzzeitig zu einem negativen Preis gehandelt. Man bekam also Geld, wenn man eine Verpflichtung zur Abnahme von Öl einging.
Die Corona-Pandemie hatte den boomenden Ölmarkt im Mark getroffen. Die globale Produktion schien für das, was zu erwarten war, vollkommen überdimensioniert zu sein. Kreditfinanzierte Förderunternehmen in den Ölschiefergebieten der USA gingen reihenweise pleite. Raffineriegesellschaften legten ihre alten Anlagen still. Die preisliche Untertreibung fand schneller ein Ende als die Dekonstruktion der Ölindustrie. Gegen Ende des Jahres zeichnete sich ab, dass Öl weiterhin in großen Mengen gebraucht wird und dass es einer potenten Industrie bedarf, um die Versorgung sicherzustellen. Da waren Teile der nicht staatlichen Unternehmen aber bereits vom Markt verschwunden.
Fortan musste Öl eine knappere Ressource sein als vor der Pandemie. Soweit Marktteilnehmer nicht bereit waren, das zu begreifen und mit dem Ölpreis zu würdigen, half die OPEC-Plus mit Fördereinschränkungen nach, die Lektion zu verstehen. In unseren Drei-Jahres-Ansichten für Brent und Gasöl wird deutlich, dass die Preisentwicklung bis heute dem 2020 eingeleiteten Aufwärtstrend folgt.
Unterbrochen wurde dieser Trend durch den russischen Überfall auf die Ukraine. Die Sorge vor einer plötzlichen Mangellage ließ die Ölpreise explodieren. Es handelt sich um eine gewöhnliche Erscheinung am Beginn von Kriegszeiten. Die Beteiligung Russlands als zeitweise größter Ölproduzent der Welt ließ sie allerdings außergewöhnlich erscheinen. Mit der raschen Veränderung von Lieferketten wurde bald deutlich, dass auch diese Herausforderung annehmbar ist und mit der Bereitschaft, einen höheren Preis zu zahlen, bewältig werden kann.
Und dann entpuppte sich die chinesische Null-Covid-Politik als das, was man heute häufig mit dem Wort Gamechanger bezeichnet. Der Entzug von Bewegungsfreiheit durch immer neue Lockdowns drosselte den chinesischen Ölhunger so stark, dass die Welt trotz des kriegsbedingt reduzierten Ölangebots hinreichend versorgt war. Man gewann Zeit, um die Ölströme so zu organisieren, dass keine Mangellagen auftreten. Indem das erreicht wurde, konnten die Preise wieder sinken. Das taten sie, bis sie die untere Linie der langfristig durch die Corona-Pandemie ausgelöste Preissteigerung erreichten. Dort kamen sie ungefähr zu dem Zeitpunkt an, als China das Ende seiner Null-Covid-Doktrin verkündete.
Heute herrscht zwar noch Unsicherheit, ob die neue Freiheit angesichts einer unzureichend geimpften Bevölkerung durchhaltbar ist. Die Erwartung, dass China mehr oder weniger schnell zu alter wirtschaftlicher Stärke zurückkehrt, ist aber unwiderruflich gesät. Sie wird fortan in den Ölpreisen abgebildet, denn Öl ist ein wesentlicher Treibstoff der Wirtschaftsentwicklung. Von der Nachfrage Chinas und dem Angebot der Ölproduzenten wird der Preis in den nächsten Monaten wesentlich beeinflusst werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Umstand zur Fortsetzung des Aufwärtstrends aus der Corona-Zeit führt, ist relativ hoch. Das geschieht sicher nicht geradlinig.
An den Ölbörsen wird das Szenario in aller Vorsicht gerade abgebildet. Gestern zogen die Notierungen wieder aufwärts. Heute Morgen halten sie auf dem erreichten Niveau inne.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 81,59 Dollar und das Barrel Brent zu 88,03 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.018,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9179 Euro. Damit kostet der Euro 1,0891 Dollar.
Nationaler Markt
In den relevanten Zeitintervallen folgen die Heizölpreise weiterhin ihren Abwärtstrends, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Tiefpunkt der Bewegung liegt bereits mehr als eineinhalb Monate in der Vergangenheit. Gestern war Heizöl noch weniger als ein Euro oder weniger als ein Prozent teurer als damals. Heute tritt die aufkommende Dynamik gegen den bestehenden Abwärtstrend aber recht deutlich zu Tage. Heizöl ist annähernd zwei Prozent teurer als am Tiefpunkt Anfang Dezember.
Die Preisbewegung verlief bisher deutlich gedämpfter als am internationalen Ölmarkt. Ursächlich ist die Kaufzurückhaltung der Kunden und die damit einhergehende Entlastung des Heizölhandels. Das führt zur Rückkehr des Käufermarkts. Mit anderen Worten, die Händler stehen wieder im Preiswettbewerb.
Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt ist alles andere als üppig. Stattdessen wird die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise gepflegt. Das dürfte sich in Kürze ändern. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Da Heizöl in den kommenden Wochen wahrscheinlich teurer wird, ist ein Kauf ratsam, wenn der Tank hinreichend leer ist.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil