Internationaler Markt
Die internationalen Ölpreise hielten sich gestern zwischen 68 und 69 Dollar je Barrel. Das Jahreshoch bleibt damit in Sichtweite. Nach wie vor bestimmen zwei Einflüsse den weiteren Kurs.
Da ist zum einen die Frage, wie schnell und mit welchen Mengen der Iran auf den Ölmarkt zurückkehren wird. Hier schwingt das Diskussionspendel derzeit in Richtung vorsichtiger Einschätzungen. Demnach wird es wohl mindestens bis zum Hochsommer, wenn nicht deutlich länger dauern, bis Teheran nennenswerte zusätzliche Mengen exportieren kann. Und auch das ist unsicher, denn die Beziehungen zwischen dem Iran und den USA können sich jederzeit wieder verschlechtern.
Die zweite Frage betrifft die globale Erholung der Ölnachfrage. In Indien gehen die gemeldeten Infektionszahlen zurück, aber noch ist es viel zu früh für eine Aufhebung der Lockdowns im drittgrößten Ölverbraucherland der Welt. In den USA und Europa steigt die Nachfrage hingegen an.
Aktuelle Daten lieferte der gestrige Wochenbericht des US-Energieministeriums. Demnach liegen die Ölvorräte mittlerweile deutlich unter dem Durchschnitt, sowohl bei Rohöl als auch bei den Hauptprodukten. Die Benzinnachfrage hat sich vollständig normalisiert und steuert sogar auf Rekordwerte zu. Nur beim Jet Fuel dauert die Erholung wohl noch länger.
Gleichzeitig bleibt die amerikanische Ölförderung noch immer weit unter den Mengen vor der Pandemie. Sollte jetzt noch eine starke Hurrikansaison hinzukommen, wie es die meisten Meteorologen befürchten, dann müssten die USA ihre Importe deutlich steigern, um sich zu versorgen.
Hier die Zahlen des DOE (Energieministerium) und des API (US-Branchenverband) im Überblick:
Rohöl: -0,4 Mio. Barrel (API) bzw. -1,7 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -5,1 Mio. Barrel (API) bzw. -3,0 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -2,0 Mio. Barrel (API) bzw. -1,7 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,0 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. unter Vorjahreswert; 2,1 Mio. unter Feb. 2020)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,1 Mio. Barrel pro Tag (2,9 Mio. über Vorjahreswert).
Trotz der hohen Ölpreise war der gestrige Mittwoch ein rabenschwarzer Tag für die Geschäfte der westlichen Ölkonzerne. Ein niederländisches Gericht verdonnerte Shell überraschend deutlich zu einer raschen Reduzierung seiner globalen CO2-Emissionen. Das gilt auch für die Produkte wie Benzin oder Heizöl, die nur verkauft, aber durch den Kunden verbrannt werden. Das bisherige Greenwashing der Ölmultis werde nicht länger akzeptiert, so das Gericht.
Wenige Stunden später setzten sich erstmals kritische Aktionäre bei ExxonMobil und Chevron durch. Ein relativ kleiner Hedgefonds konnte in einer dramatischen Kampfabstimmung mit seiner Klimaschutzagenda zwei Sitze im Aufsichtsrat von Exxon erobern. Auch der zweitgrößte amerikanische Ölkonzern Chevron blieb nicht ungeschoren: Erstmals verlangen die Aktionäre nun auch hier eine drastische Verkleinerung der Klimaschäden durch die Produkte des Konzerns.
Zurück zum Tagesgeschäft. Der morgendliche Handel startet mit leichten Preisabschlägen. Der Markt warten im Moment auf neue Konjunkturdaten aus den USA. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 65,90 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 68,47 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 559,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8196 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,2197 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise stehen aktuell in unmittelbarer Nähe des Jahreshochs. Für eine Standardlieferung (3000 Liter) müssen knapp über 64 Euro je 100 Liter gezahlt werden, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt.
Stabile internationale Rohölpreise und eine sehr hohe Nachfrage im deutschen Heizölmarkt halten die Preise auf Rekordniveau. Die Zahl der Bestellungen ist dennoch weit überdurchschnittlich. Der Markt ist extrem aktiv.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht dennoch nur auf der mittleren Stufe. Nur zögerlich arrangieren sich die Kunden mit dem neuen Preisniveau.
Aber ein relativ schwach ausgeprägter Preisoptimismus führt dann doch zur Kaufentscheidung. Aktuell setzen in der Lesereinschätzung 69 Prozent der Stimmen auf fallende Heizölpreise. Das ist ein vergleichsweise niedriger Wert.
Auch die Preischarts schüren den Preispessimismus. Fast überall drohen die Preiskurven nach oben aus den Preiskorridoren auszubrechen. Die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Preise erscheint im Moment recht vage.
Was tun? Angesichts der Bestellflut im deutschen Heizölmarkt sollten Preisangebote im Moment sehr sorgfältig verglichen werden. Trotzdem gilt, dass die Preisrisiken nach wie vor hoch sind. Wer vor einem leeren Tank sitzt, sollte nicht spekulieren.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Klarstellung: Es gibt immer wieder Missverständnisse über die Zukunft der Ölheizung. Daher der Hinweis, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten wurde, auch nicht ab 2026. Ab diesem Stichjahr müssen neue Ölheizungen mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil