Internationaler Markt
Der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist nach aktuellem Stand der Stimmenauszählung abgewählt. Er will das Ergebnis zwar nicht wahrhaben, wird es aber mit hoher Wahrscheinlichkeit akzeptieren müssen. Für eine Hälfte der US-Bevölkerung ist der Wahlausgang eine Genugtuung, für die andere Hälfte ist er ein Schock. Dieser traditionell hoch bewaffnete Bevölkerungsteil verhielt sich erstaunlich ruhig, als die nationalen und internationalen Glückwünsche zur Wahl von Joe Biden und Kamala Harris eintrafen. Der Umstand lässt auf eine friedliche Übergabe der Amtsgeschäfte hoffen.
An den internationalen Börsen wird das vorläufige Ergebnis positiv aufgenommen. Die Erklärung des neuen Führungsduos, sich umgehend um eine bessere Pandemiebekämpfung zu kümmern und die Aussicht auf weitere umfangreiche Staatshilfen sorgen für steigende Notierungen. Die Ölpreise gewinnen ebenfalls moderat. Ein starker Anstieg ist indes unwahrscheinlich, da der Markt noch Monate im Pandemiemodus verharren wird. Die Nachfrage wird eher sinken als steigen, während das Angebot recht üppig ist.
Aktuell ist Libyen der bemerkbarste Treiber unter den Förderländern. Die am Boden liegende Ölindustrie wurde nach Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen mit hoher Geschwindigkeit wieder flott gemacht. Sie liefert derzeit eine Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Dass diese Leistung angesichts der desolaten finanziellen und technischen Lage des staatlichen Ölkonzerns haltbar ist, wird allgemein bezweifelt.
Die OPEC und ihre Alliierten beobachten die Entwicklung in den USA und in Libyen mit Sorge bezüglich der Ölpreise. Sollte sich der libysche Aufbau stabilisieren, müssten die Alliierten ihre Produktion erneut kürzen. Gleiches wäre der Fall, wenn die neue US-Führung den Iran zur Rückkehr zum Atomabkommen von 2015 bewegen könnte, was erklärter Wunsch der Biden-Politik ist. Die Blockade iranischer Ölexporte würde damit enden. Der Weg dahin ist allerdings steinig und lang.
Das Ergebnis der US-Wahl wird in Europa mit Sicherheit nicht am Ölmarkt gemessen. Hierzulande wirkt es in erster Linie stimmungsaufhellend unter all denjenigen, den offene Grenzen und ein respektvolles Miteinander am Herzen liegt. Es ist die große Mehrheit der Europäer. Das Ergebnis dürfte hier sehr schnell zu einem Stimmungsumschwung bei den Brexit-Verhandlungen führen. Die Gesprächsführer sitzen ab sofort in dem Bewusstsein beieinander, wieder einen großen Partner zu haben, dem ein starkes, geeintes Europa wichtig ist. Diese Stimmung sollte auch außerhalb des kleinen politischen Zirkels weit mehr Zuversicht verbreiten als billiges Öl.
Die Ölnotierungen annullierten heute Morgen den Abgang von Freitag. Zur Stunde haben sie sich knapp oberhalb der 40 Dollar-Marke für das Barrel Brent stabilisiert.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 37,89 Dollar und das Barrel Brent zu 40,21 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 325,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8423 Euro. Damit kostet der Euro 1,1870 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise lassen keinen Einfluss der US-Wahl erkennen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sie ihren Weg bis in den Dezember hinein innerhalb der existierenden Trendkanäle fortsetzen. Dann werden CO2-Besteuerung und Mehrwertsteuererhöhung nach und nach eingepreist, weil die meisten Lieferungen erst im neuen Jahr erfolgen können.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist durch die Preisentwicklung sehr belebt. Die Auftragseingänge sind stark. Viele Beobachter halten allerdings an ihrer Hoffnung auf noch günstigeres Heizöl fest. Sie riskieren die Chance auf günstiges Heizöl zu verspielen, weil eine Lieferung in diesem Jahr nicht mehr möglich ist. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben sich weiterhin als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Hier gilt Vorsicht, denn der steuerbedingte Preissprung kommt abrupt.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Angesichts der bevorstehenden Steuerhöhung ist ein Kauf immer sinnvoll, wenn die Lieferung noch in diesem Jahr erfolgt.
Spartipp: Wir weisen darauf hin, dass fossile Energieträger ab dem 1.1.2021 mit einem CO2-Aufschlag belegt werden. Für Heizöl beträgt er gut 8 Cent pro Liter. Darüber hinaus wird die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent angehoben. Insgesamt ist eine Preiserhöhung von 9 Cent pro Liter zu erwarten. Für eine 3.000 Liter Bestellung ergibt sich ein Mehrpreis von 270 Euro. Planen Sie also Ihren Heizölkauf vorausschauend und behalten Sie die Lieferfristen im Blick! Für Lieferungen bis zum 31. Dezember 2020 entfallen CO2-Aufschlag und Mehrwertsteuererhöhung
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil