Internationaler Markt
Seit Wochen dreht sich im Energiemarkt alles um die dürftigen Angebote. Gas und Kohle sind Mangelware. Öl steht alles andere als üppig zur Verfügung. Den Schlüssel zur Entspannung hat die OPEC-Allianz als einzig verbliebene Macht im Ölmarkt. Sie weigert sich aber, mehr Öl als vor Monaten geplant zu produzieren, obwohl allein die OPEC nach eigenen Angaben über Produktionsreserven von fast sechs Prozent des globalen Bedarfs verfügt. Die Angst, mit der lockeren Hand am Ölhahn einen Preisverfall zu provozieren, sei zu groß, lässt sie sich zitieren.
Ihrem Plan, die Produktion Monat für Monat um die Tagesmenge von 0,4 Mio. Barrel zu erhöhen, wird die Allianz allerdings auch nicht gerecht. Einige Mitgliedsstaaten haben Schwierigkeiten, die Corona bedingten Drosselungen wieder aufzulösen. Ihre Abschaltungen haben Teile der Infrastruktur zerstört. Die konnten noch nicht wieder flott gemacht werden. Derartige Feststellungen sind Wasser auf die Mühlen bullischer Finanzjongleure.
Gestern fuhr den Bullen allerdings Gegenwind in die Parade. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt meldeten schlechte Wirtschaftsdaten. Diese werden den zerstörten Lieferketten angelastet. Damit wird die Aufmerksamkeit plötzlich und unerwartet wieder auf die Nachfrage gelenkt. Rohstoffwerte und Aktien verloren prompt an Wert. Wo wir derzeit bei der Lösung des Lieferkettenproblems stehen, lässt sich genauso wenig beantworten wie die Frage zur Lage des Energiesystems. Beides bietet eine Menge Stoff für Spekulation.
Es gibt also doch noch bärisches Potenzial im Markt. Das liegt eher in der Dysfunktionalität der Wirtschaftssysteme als in der Funktionalität der Energiesysteme. Zu deren Zukunft gibt es jede Menge Hoffnung und Phantasie, aber wenig abgesichertes Wissen. Offene Fragen zu Ressourcen und Speichern werden bevorzugt mit Verweis auf Digitalisierung und Künstliche Intelligenz beantwortet. Sicherheitsbedenken zur so komplexen wie vulnerablen all electric society, deren Energieversorgung bevorzugt nur aus einem Regenerativ-Strom-System besteht, stören den Gestaltungswillen im Namen der Klimarettung.
Wie wenig reflektiert der Umbau stattfindet, zeigt die Veränderung der Zielsetzung entlang des Weges in unserem eigenen Land. So sollte die Energiewende nach dem Willen der Bundesregierung bis 2050 zu einer Stromeinsparung von 25 Prozent gegenüber dem Jahr 2008 führen. Das wurde vor zehn Jahren ausgerufen. Heute wird in regierungsfinanzierten Studien eine Steigerung des Stromverbrauchs bis 2045 von 70 bis 170 Prozent gegenüber 2019 beschworen. Der Sinneswandel ist keinesfalls verwerflich. Ein Beleg für reflektierte Zielführung ist er indes auch nicht.
Der Glaube, dass die einzige Missetat auf dem technischen und wirtschaftlichen Erfolgspfad der letzten 150 Jahre die Klimabedrohung war und ist, die nun mit der ultimativen Technikerneuerung behoben werden muss und kann, ist naiv. Die neue Technik wirkt allein aus Mengengründen invasiver auf unser Habitat als jede andere zuvor. Sie wird niemals der letzte Eingriff sein, weil auch sie Umweltprobleme aufgrund fehlender Weitsicht hervorrufen wird, die abermals behoben werden müssen. Die Menschheit ist übrigens schon heute die wirkmächtigste Spezies auf unserem Planeten. Sie übertrifft mit ihrer jährlichen Umgestaltung die Wirkung aller anderen Lebensformen einschließlich der kompletten Flora.
Zurück zum bärischen Potenzial des Ölmarkts. Heute Morgen wird es nicht weiter ausgereizt. Die Notierungen steigen zur Stunde wieder. Die Lage wirkt erratisch. Interessant wird sie, wenn die US-Broker am Nachmittag hinzustoßen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 83,17 Dollar und das Barrel Brent zu 84,80 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 737,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8581 Euro. Damit kostet der Euro 1,1650 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise können von der Preisdelle am internationalen Ölmarkt kaum profitieren, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Aufwärtsdrang ist nur ein wenig gebremst. Dahinter steckt auch ein nationaler Grund. Sogar Heizöl hat mancherorts ein Lieferkettenproblem. Das schafft zusätzlichen Preisauftrieb. Es ist zunehmend schwierig, überhaupt noch Heizöl zur Ablieferung in diesem Jahr zu bekommen.
Bei den Kunden ist die Hoffnung auf fallende Preise auf einem bemerkenswerten Tief angekommen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem außerordentlich starken Mehrheitswert für die Erwartung an steigende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den fünf kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Derzeit bietet nur noch die 10-Jahres-Ansicht dem bullischen Treiben ein wenig Paroli. Einen Trend geben wir hier allerdings nicht mehr an, da er nur den gesamten Bereich überdecken würde. Er wird vermutlich am Jahresende mit der nächsten Stufe der CO2-Steuer als Aufwärts-Trend wiedererscheinen.
Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es gibt keinen greifbaren Grund, auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil