Internationaler Markt
Freitagvormittag überraschte der russische Vizepräsident und frühere Energieminister Alexander Nowak die Finanz- und Ölmärkte mit einer Förderkürzung seines Landes um eine halbe Million Barrel Öl pro Tag. Die unter Mitgliedern der OPEC-Plus abgesprochene Maßnahme sei die Antwort auf den Preisdeckel der G7-Staaten. Sie wird zunächst auf den Monat März beschränkt bleiben.
An den Ölbörsen schnellten die Notierungen postwendend in die Höhe. Die zwischen Rezessionsängsten und chinesischem Konjunkturaufschwung wabernde Stimmung wechselte auf streng bullisch. Plötzlich wurde der Markt wieder als knapp versorgt gesehen und das in erster Linie aufgrund der geltenden Zwei-Millionen-Barrel-Kürzung der OPEC-Plus. Unter der Führung von Saudi-Arabien betreibt die Gruppe eine Politik der ruhigen Hand. Das heißt, das Aussitzen von Marktstörungen liegt ihr näher als diese helikopterhaft zu managen. Mit anderen Worten, sie wird nicht auf die russische Kürzung reagieren.
Im Verlauf des Tages beruhigten sich die aufgebrachten Finanzjongleure wieder, nachdem einige Analysten Zweifel an der Wirkung der russischen Kürzung säten. Sie spekulieren, dass mit der Maßnahme kein Öl vom Markt genommen, sondern nicht verkaufbares russisches Öl als Kürzung umdeklariert wird. Die Meinung fand Gefallen. Mit ihr wurden die plötzlichen Kursgewinne bis zur Stunde um die Hälfe reduziert. Dessen ungeachtet sind die Stimmen derjenigen, die auf eine strukturelle Unterversorgung des Ölmarkts hinweisen, wieder vernehmbarer geworden. Sie gehen davon aus, dass Öl im Jahresverlauf teurer wird. Rohöl der Sorte Brent soll die 100-Dollar-Markte am Ende wieder erreichen.
Notwendige Voraussetzung dafür ist die Rückkehr Chinas zu alter Nachfragestärke. Hierfür gibt es Indizien aus dem Benzinmarkt. Die Mobilisierung der autofahrenden Bevölkerung ist soweit gediehen, dass der Benzinüberschuss der letzten Monate nicht mehr existiert. Ausdruck findet das im Export des Kraftstoffs. Konnte dieser bis Januar noch zu einer spürbaren Entlastung am Weltmarkts beitragen, ist er mittlerweile auf das Niveau von 2015 gefallen. Damit könnte es zu partiellem Mangel in einigen Ländern kommen.
Der wachsende Benzindurst stellt noch keine umfassende Konjunkturwende dar. Da Diesel und Kerosin nach wie vor in großen Mengen exportiert werden, hält sich eine Skepsis zur chinesischen Entwicklung. Ähnlich sieht die Lage in den USA aus. Das Wechselbad der Gefühle zwischen robuster Wirtschaft und ihrer Schwächung durch eine harte Inflationsbekämpfung mit nicht endenden Leitzinserhöhungen wird in Tagesrhythmen gelebt, auch im Ölmarkt. Es lässt die Preise nicht los, weder nach unten noch nach oben.
Die erdbebenbedingte Störung der Lieferwege über den türkischen Hafen Ceyhan, die Öl aus Aserbaidschan und dem kurdischen Teil Iraks vom Weltmarkt ausschloss, ist beendet. Das Thema wird kein preisrelevantes Nachspiel haben.
An den Ölbörsen geht es heute Morgen ruhig zu. Die Notierungen dümpeln auf etwas höherem Niveau als Freitagfrüh seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 78,87 Dollar und das Barrel Brent zu 85,57 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 822,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9365 Euro. Damit kostet der Euro 1,0675 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen nach wie vor den hinterlegten Trendkanälen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das kann als glücklicher Umstand gewertet werden, da aus einer reinen Ölmarktsicht etwas anderes zu erwarten war. Die Preisbewegung ist so erfreulich wie unzuverlässig. Darüber täuscht der Trend momentan hinweg. Der Preisrückgang wurde im Wesentlichen durch eine reduzierte Binnennachfrage provoziert. Auslöser dafür war der Rückgang der Gaspreise, der für die Abkehr großer gewerblicher Verbraucher vom Heizöl sorgte.
Aktuell ist das Bestellaufkommen sehr entspannt. Die Lieferzeiten drohen nicht erneut davonzulaufen. Gleichzeitig erweist sich die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise als stabil hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem günstigeren Moment eindecken zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil