Internationaler Markt
Immer schneller fielen die globalen Ölpreise in den letzten Tagen. Gestern sank Brent-Rohöl auf 83 Dollar je Barrel. Heute Morgen gibt es bisher nur eine leichte Gegenbewegung nach oben. Damit stehen die Preise wieder auf dem Niveau vom März.
Drei Themen prägen den Ölpreistrend seit Monaten: Die Lage in Nahost, die Zinsen in den USA und der aktuelle Zustand des US-Ölmarkts. Die aktuellen Ereignisse bremsen in allen drei Bereichen die Hoffnung der Spekulanten auf steigende Ölpreise.
In Nahost laufen die Gespräche über eine längere Feuerpause. Die Hamas gerät dort stärker als bisher unter Druck, dem neuen israelischen Angebot zuzustimmen. Die Chancen auf eine Entspannung der Lage steigen.
Die amerikanische Notenbank wiederum ließ die Zinsen gestern unverändert. Sie machte deutlich, dass die Inflationsraten derzeit für eine Zinswende nach unten noch zu hoch seien. Hohe Zinsen werden jedoch die Ölnachfrage schwächen.
Gestern kam ein weiterer Dämpfer aus dem amerikanischen Ölmarkt dazu. Nach dem starken Lagerabgang im letzten Bericht meldeten die Behörden nun einen ebenso kräftigen Aufbau. Die Rohölbestände sind demnach sehr deutlich um 7,3 Mio. Barrel gestiegen. Bei den wichtigsten Ölprodukten gab es keine großen Veränderungen. Vor allem der minimale Aufbau der Benzinbestände überraschte. Normalerweise schrumpfen die Mengen in diesen Wochen aus saisonalen Gründen.
Bei der Rohölförderung und bei der Ölnachfrage gab es keine großen Überraschungen. Nach den Wochendaten liegt die Nachfrage in etwa auf dem Vorjahreswert. Wie immer sind diese aktuellen Zahlen unsicher. So mussten kürzlich die Werte für den Februar nachträglich stark nach oben korrigiert werden.
Aber die Trader waren an solchen Feinheiten nicht interessiert. Insgesamt verstärkte vor allem der Rohölaufbau die ohnehin schon angeschlagene Stimmung und erhöhte den Druck auf die Preise.
Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: +7,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,9 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,2 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,5 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,6 Mio. Barrel pro Tag (nahezu unverändert zum Vorjahreswert)
Immer mehr Spekulanten werfen nun das Handtuch. Die Einkäufer, also die Raffinerien, könnten sich freuen, wenn sie nicht selber mit dem Problem der schwachen Nachfrage vor allem bei Diesel zu kämpfen hätten. Nur beim Benzin läuft das Geschäft in Europa noch rund. Einige Händler hoffen nun, dass Washington angesichts der niedrigen Preise die nationale Ölreserve wieder auffüllt. Doch in sechs Monaten sind Wahlen in den USA. Da wird wohl keine Regierung steil steigende Tankstellenpreise riskieren.
Heute startet die europäische Ölbörse erst einmal vorsichtig. Brent-Rohöl kostet aktuell 83,98 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 79,50 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 754,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9325 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0721 Dollar.
Nationaler Markt
Die Preise im deutschen Heizölmarkt liegen jetzt zum ersten Mal seit März unter 100 Euro. Aktuell zeigt die Heizölpreis-Tendenz knapp 99 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Im März rutschten sie nur für für einen Tag unter diese Marke. Man muss schon bis in den Juli letzten Jahres zurückblicken, um dauerhaft niedrigere Preise zu entdecken.
Die Heizölpreise folgen damit den schwachen Rohölpreisen nach unten. Hinzu kommt die Schwäche bei Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl, auf beiden Seiten des Atlantiks. Auch in den USA war der Winter sehr mild. Hinzu kommen rasch wachsende Mengen an Biodiesel und Renewable Diesel, die den Absatzmarkt für fossile Kraftstoffe in den USA schrumpfen lassen.
Die Zahl der Bestellungen im deutschen Heizölmarkt war in den letzten Tagen höchstens durchschnittlich. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt bislang auf der mittleren Stufe. Das könnte sich mit dem aktuellen Preisrutsch jedoch schnell ändern.
Das mathematische Tiefpreis-System rät nach wie vor zum Kauf. Die Verbraucher bleiben weiterhin sehr optimistisch. Die täglich erhobene Lesereinschätzung zeigt, dass über 80 Prozent der Stimmen auf fallende Heizölpreise setzen.
In der Tat gibt es noch immer keinen Grund für eine überhastete Kaufentscheidung. Der Preistrend zeigt nach unten, auch wenn ein größerer Preiseinbruch nicht in Sicht ist. Wer ohnehin demnächst ordern muss, findet im Moment attraktive Konditionen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil