Internationaler Markt
Die Ankündigung einer erneuten Produktionskürzung, mit der die OPEC-plus dem Markt Anfang April einen veritablen Angebotsschock verpasste, hallt nach. Weitere Preissteigerungen nach dem ersten Sprung des Entsetzens blieben allerdings aus. Nicht endende Rezessionsbefürchtungen halten eine schützende Hand auf den Preisen. Das aktuelle Argument für die Angst sind US-Arbeitsmarktzahlen. Sie zeugen von einem hohen Beschäftigungsgrad und geben der Notenbank Spielraum für weitere Zinserhöhungen. Die sind der Albtraum vieler Finanzjongleure.
Für Chartisten unter den Finanzjongleuren sollte die Lücke (im Fachjargon heißt sie Gap), die beim Preissprung entstand, vor einer Fortsetzung des bullischen Trends durch einen Gap-Close geschlossen werden. Diese Gruppe erwartet momentan eher fallende Ölnotierungen.
Die nicht zum Zuge kommenden bullischen Aspekte des Ölmarkts, die den Angebotsschock sekundieren, sind die steigenden Nachfrageerwartungen insbesondere aus China und Indien, das weiterhin blockierte Öl aus dem kurdischen Teil Iraks und fortgesetzte Generalstreiks in Frankreich.
China bewegt sich stotternd zu seiner vollen Wirtschaftsleistung. Dieser Umstand dämpft die bullischen Erwartungen, er killt sie aber nicht. Indien überrascht hingegen mit aufbauendem Tatendrang, der sich im März in einem Allzeithoch der Kraftstoffnachfrage manifestierte. Das Wirtschaftswachstum wird mit billigem russischen Öl unterfüttert. Die Importe haben ebenfalls ein Allzeithoch erreicht. Rund 70 Prozent allen per Schiff exportierten Öls der Sorte Urals gehen nach Indien. Russland hat in dem Land einen schnellen Ersatz für das von uns verschmähte Öl gefunden. Statt Schaden hat die EU Russland mit dem Ölboykott Land neue Perspektiven zukommen lassen.
In der Frage der kurdischen Öllieferungen durch die Türkei herrscht widererwartend Stillstand. Ankara und Bagdad streiten sich um Strafzahlungen, die die Türkei nach einem Urteilsspruch der Internationalen Handelskammer rückwirkend für Durchleitungen zwischen 2014 und 2018 zu zahlen hätte.
In Frankreich liegen Regierung und Gewerkschaften nach wie vor aufgrund der Rentenreform in einem unnachgiebigen Clinch. Dabei werden unter anderem Raffinerien bestreikt. Deren Kraftstoffversorgung ist mittlerweile stark eingeschränkt.
Nach einem verhaltenen Handelstag gestern setzt sich die Preisbildung an den Ölbörsen heute Morgen nicht minder moderat fort. Die Notierungen bewegen sich inmitten der gestern gesetzten Grenzen. Derzeit deutet nichts auf irgendeinen Preisausbruch hin.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 80,45 Dollar und das Barrel Brent zu 84,82 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 777,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9177 Euro. Damit kostet der Euro 1,0894 Dollar.
Nationaler Markt
Nach ihrem Aufwärtssprung Anfang letzter Woche geben die Heizölpreise wieder moderat nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. An den Trendkanälen in den kaufrelevanten Zeitbereichen entstand kein Schaden. Sie sind nach wie vor abwärtsgerichtet. Das sollte sich alsbald auch nicht ändern.
Im Binnenmarkt ist die Orderwelle wieder abgeflaut. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise war auch schon exzessiver. Aktuell herrscht österliches Desinteresse am Brennstoff. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es verlangt, sollten Sie kaufen.
Die Novellierung des Gebäude Energie Gesetzes (GEG) schreitet chaotisch voran. Es sieht derzeit so aus, als käme keine Austauschpflicht der Heizungsanlagen im Baubestand bis 2045. Eine solche wird es aber voraussichtlich im Fall eines irreparablen Schadens an einer alten Heizung geben. Deshalb empfiehlt es sich als vorbeugende Maßnahme im Altbau, jetzt eine neue Brennwertheizung zu installieren, um den Unkalkulierbarkeiten der Gesetzesnovelle und der nicht minder schwierigen Umbruchphase danach temporär zu entgehen.
Klarstellung zum aktuellen Gesetzesstand: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl noch nicht verboten ist. Gesetzlich gilt das jetzt und über 2026 hinaus. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Über andere gesetzliche Regeln wird derzeit trefflich gestritten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil