Internationaler Markt
Dem Markt fehlt Öl. Die kurdischen Lieferungen zum türkischen Hafen Ceyhan sind nach wie vor blockiert, weil sich Ankara und Bagdad nicht über die Höhe der Konzessionszahlungen für vergangene Lieferungen einigen können. Zu den Zahlungen wurde die Türkei durch ein Urteil der internationalen Handelskammer verpflichtet.
Lieferungen aus Nigeria gehen in reduzierter Menge und verspätet heraus, weil rund 25 Prozent des Öls durch organisierten Diebstahl auf dem Weg zum Verladehafen gestohlen wird. Konkret erfolgt das über widerrechtlich installierte Abzweigungen von Pipelines. Es handelt sich um ein seit Jahren andauerndes Problem, das die Regierung nicht in den Griff bekommt. Außerdem behindern Arbeitskämpfe nigerianischer Ölarbeiter den ordentlichen Export.
Im Mai wird die OPEC-Plus ihre angekündigte Kürzung von 1,6 Millionen Barrel pro Tag umsetzen. Insgesamt ist eine Menge von 2,0 bis 2,5 Millionen Barrel Rohöl pro Tag von Unregelmäßigkeit Unverfügbarkeit betroffen. Das sollte sich im Moment des wirtschaftlichen Wiederaufstiegs Chinas deutlich in den Preisen abzeichnen.
Genau das geschieht derzeit aber nicht. Einerseits sind sich Finanzjongleure nicht sicher, ob mit dem Wiedererstarken Chinas tatsächlich eine Nachfragesteigerung bei Rohöl und Ölprodukten einhergeht. Zweifel daran wurden zuletzt durch schwache Dieselverkäufe gesät. Andererseits befindet sich die Wall Street Fraktion unter den Finanzjongleuren in einer latenten Rezessionspsychose, die jedweden Preisanstieg im Keim erstickt. Die Angst wird erst verschwinden, wenn die US-Notenbank das Ende der Zinserhöhungen verkündet. Dann können bullische Preisbewegungen allerdings schnell dynamisch werden.
Die Notenbanken der USA und der EU werden in der ersten Mai-Woche über ihre weitere Zinspolitik befinden. Bis dahin sollte kaum etwas Substanzielles an der Preisfront sichtbar werden. Es bietet sich die Möglichkeit, das Price Gap zu schließen, das Anfang April durch die Kürzungsankündigung der OPEC-Plus entstand. Dieses Gap ist in unseren Charts aufgrund der Liniendarstellung leider nicht zu sehen. Das darin steckende Abwärtspotenzial beträgt rund einen Dollar pro Barrel.
Gestern verloren die Ölnotierungen ordentlich an Wert. Heute Morgen zeigen sich die Börsen recht ruhig. Die Notierungen dümpeln seitwärts um das gestern Abend erreichte Niveau.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 76,97 Dollar und das Barrel Brent zu 80,69 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 717,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9128 Euro. Damit kostet der Euro 1,0953 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise intensivieren ihren moderaten Abwärtstrend, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Er hat die Preise auf ein neues Jahrestief gedrückt. Die Trendkanäle lassen weitere Tiefs erwarten. Die globale Wirtschaftsentwicklung intendiert allerdings etwas anderes. Über kurz oder lang wird es wahrscheinlich zu einem Trendwechsel kommen.
Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen lebhaft herein. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise ist ebenfalls wieder entbrannt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem außerordentlich starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es verlangt, sollten Sie kaufen.
Das Bundeskabinett hat den eiligst zusammengeschriebenen Entwurf für die Novellierung des Gebäude Energie Gesetzes (GEG) beschlossen. Der Kanzler sieht darin die Zukunft des Heizens. Diese Zukunft soll weitgehend elektrisch sein. Strom ist hierzulande mit seinem CO2-Ausstoß von 0,45 Kilogramm pro Kilowattstunde allerdings der klimaunfreundlichste Energieträger. Zum Vergleich, Heizöl emittiert 0,27 Kilogramm und russisches Erdgas 0,20 Kilogramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde. Letztes bekommen wir aber nicht mehr. Deutschland hat trotz eines 50-prozentigen regenerativen Anteils im europäischen Vergleich nach Polen und Tschechien den dreckigsten Strom. Nach Dänemark ist es zudem der teuerste Haushaltsstrom des Kontinents.
Rettung soll die elektrische Wärmepumpentechnologie bringen, die einen gehörigen Anteil Wärme aus der Umgebung gewinnt. In einem Neubau ist die Reduzierung des Verbrauchs und damit der CO2-Emission um den Faktor 3 bis 4,5 mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe möglich. In einem Altbau liegt dieser Faktor bei 2 bis 3. Das liegt an den höheren Vorlauftemperaturen, die in Altbauten mit ihren im Vergleich zu Flächenheizungen in Fußboden, Wand oder Decke kleinen Heizkörpern benötigen werden. Während im Neubau mit 30 bis 40 Grad Vorlauftemperatur gerechnet wird, muss im Altbau mindestens 55 bis 70 Grad Vorlauftemperatur eingestellt werden. Das führt zu einem CO2-Ausstoß von 0,23 Kilogramm pro Kilowattstunde oder höher. Der Unterschied zu Heizöl ist gering. Mit Zukunft und Klimafreundlichkeit hat das nichts zu tun. Es wirkt eher wie Lobbyprogramm. Um diesen Eindruck zu zerstreuen, ist es nur konsequent, älteren Menschen den Umstieg auf eine Wärmepumpe zu ersparen. Bleibt die Frage, wie junge Menschen in einem alten Haus in der Gesetzesnovelle gewürdigt werden?
Der Kabinettsbeschluss ist immer noch kein Gesetz. Das wird definitiv anders aussehen als sein Entwurf. Trotz vernünftiger Korrekturen, die im Verfahren erwartungsgemäß einfließen werden, empfehlen wir als vorbeugende Maßnahme im Altbau, jetzt eine neue Brennwertheizung zu installieren. Damit kann man den Unkalkulierbarkeiten der Gesetzesnovelle und der nicht minder schwierigen Umbruchphase danach temporär entgehen.
Klarstellung zum aktuellen Gesetzesstand: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl noch nicht verboten ist. Gesetzlich gilt das jetzt und über 2026 hinaus. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Über andere gesetzliche Regeln wird derzeit trefflich gestritten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil