Internationaler Markt
Nachdem die Bankenkrisen Brent-Rohöl in den letzten Wochen von 88 bis auf knapp über 70 Dollar je Barrel gedrückt hatten, begann in der letzten Woche die Gegenbewegung nach oben. Doch die Erholung der Rohölpreise kam gestern bei 79 Dollar zum Stillstand. Heute Morgen müssen nur noch etwas über 78 Dollar für einen Barrel gezahlt werden.
Das nach wie vor niedrige Preisniveau überrascht etwas, denn drei Faktoren sorgen im Moment für Unterstützung. Zum einen ist der Dollar schwächer als im letzten Monat. Das macht Öl für andere Währungsräume billiger. Zum anderen fehlen den Märkten die Ölexporte aus der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak. Hier wird es allerdings eher früher als später eine finanzielle Einigung zwischen Bagdad und Ankara geben, doch im Moment sind die Pipelines noch leer.
Der dritte Einfluss kam gestern aus den USA in Form des üblichen Wochenberichts. Die Rohölbestände schrumpften kräftig um 7,5 Mio. Barrel, was vor allem auf die geringeren Importe zurückzuführen war. Auch die Benzinlager wurden kleiner, nur die Bestände an Heizöl/Diesel blieben fast unverändert. Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: -7,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -6,1 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -5,9 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,7 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. unter Vorjahreswert)
Alles zusammen hätte zu höheren Ölpreisen führen können, aber der Markt entschied sich für die andere Richtung. Die Gründe dafür sind nicht ganz klar. Zwar machten Meldungen die Runde, dass die russische Ölproduktion im März wohl doch höher als erwartet ausfallen könnte, aber das allein hätte nicht ausgereicht.
Eventuell reichte der kleine Lageraufbau bei Heizöl/Diesel schon aus, um die Stimmung zu drehen, denn die Heizölpreise in den USA und die Gasoilpreise in Europa gaben daraufhin nach. Das verringert den Anreiz für die Raffinerien, noch mehr Rohöl zu verarbeiten, denn dort sind die Margen derzeit am höchsten. Auch andere Trader könnten von dieser Zurückhaltung angesteckt worden sein, denn eine geringe Nachfrage nach Diesel gilt als Indikator für eine schwache Konjunktur.
Wie auch immer, heute morgen starten die Ölbörsen erst einmal vorsichtig. Die Nordseesorte Brent kostet im frühen Handel 78,40 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 73,21 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 755,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9222 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0844 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sinken heute auf den niedrigsten Stand seit 13 Monaten. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 97 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Vor allem die schwachen Preise für Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl, geben im Moment die Richtung vor. Hinzu kommen die nachgebenden Preise für Rohöl und der starke Euro.
Der Preisrutsch hält die Zahl der Bestellungen auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau. Auch die übrigen Indikatoren deuten auf eine verbesserte Kauflaune. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf einer hohen Stufe. Das mathematische Tiefpreis-System rät nun wieder zum Kauf. Und die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass über 80% der Voten auf fallende Heizölpreise setzen.
Trotz der Probleme im Irak und der Sanktionen gegen Russland wirkt der Ölmarkt stabil und gut versorgt. Die globale Ölnachfrage wächst, aber wohl langsamer als erwartet. Insofern deutet im Moment nicht viel auf steil steigende Ölpreise.
Dennoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil